Impuls
Promotion hat das deutsche Duo Michael Rother und Dieter Moebius
am 22.11.2007 zu einem Konzert im Rahmen ihrer im November 2007
stattfindenden, fünf Konzerte umfassenden, Deutschlandtour in das
Zentrum Altenberg in Oberhausen geholt. Weitere Konzerte gibt das Duo
ebenfalls in England.
Besonders erwähnenswert ist dieser
Umstand, da die beiden Musiker, die sich vor allem in den 70’ern mit
Formationen wie Neu, Harmonia, Kluster und natürlich auch Solo einen
Namen machten, seltene Gäste im eigenen Land sind. Das liegt vor allem
daran, dass die Musik der beiden im Ausland mehr Beachtung findet, als
in der Heimat. Was mal wieder die These zu bestätigen scheint, dass der
Prophet im eigenen Land nichts zählt.
In der Vorankündigung hieß es, dass
das Duo eine Mixtur aus Krautrock, Elektronik und Techno präsentieren
würde. Diese Umschreibung sollte sich auch bestätigen.
Auffallend war zunächst, dass die
beiden auf der Bühne hinter zwei schwarz verhüllten Tischen agierten.
Man konnte Notebooks, Kabel und Tasten sehen. Diese Aufmachung erinnerte
so ein bisschen an DJ’s, die zum Tanz auflegen. Und im späteren Verlauf
sollten dann auch Sounds zu hören sein, die recht tanzbar waren.
Der gut 90minütige Set war in zwei
Teile aufgeteilt. Der erste Part bestand aus mehreren Songs, die
krautige, elektronische, ethnische und teils auch experimentelle
Elemente beinhalteten. Streckenweise kamen die typischen Sounds, die man
von Michael Rother her kennt (z. B. bei neuen Versionen der Stücke
„Aroma Club B3“ und „Nostalgia“ von seinem letzten Soloalbum „Remember –
The Great Adventure“), heraus, dann wieder erinnerten die Tracks mehr an
KLuster, Neu oder Harmonia. Während dieses Teils wurden auf einer
Leinwand im Rückraum der Bühne einige Grafiken gezeigt, die aber immer
recht verschwommen waren und dadurch psychedelisch wirkten. Die sehr
schöne Lichtshow vervollständigte dann das Gesamtbild und machte aus
diesem ersten Part einen recht hypnotisch wirkenden Auftritt.
Part zwei kündigte sich durch eine
neue Grafikgestaltung im Hintergrund an. Es waren plötzlich Zahlen auf
der Rückwand zu sehen, die durch ihre sehr technische Ausgestaltung an
Kraftwerk-Auftritte erinnerte. Schlagartig wurde auch der Sound
verändert, denn ab jetzt kamen technoartige Rhythmussequenzen zur Musik
hinzu. Hierdurch bekamen die einzelnen Stücke mehr Drive. Streckenweise
musste man sich einfach im Rhythmus mitbewegen. Wäre die Location nicht
bestuhlt gewesen, es hätten sich wahrscheinlich einige Zuschauer zum
Tanzen hinreißen lassen.
Die beiden Musiker wurden nach
Abschluss des offiziellen Teils natürlich nicht einfach aus der Halle
gelassen, sondern noch zu zwei Zugaben animiert. Die erste Zugabe war
eindeutige von Dieter Moebius bestimmt, denn sie beinhaltete hypnotische
und recht moderne Sounds mit recht monotonem Rhythmus die wie
Klangskulpturen aufgebaut waren. Die zweite Zugabe bestand aus dem
Rother-Stück „Silberstreif“ von seinem 81’er Album „Fernwärme“, mit dem
noch einmal die typische Michael Rother-Stimmung aufkam. Allerdings
spielte er diesen Track in einer längeren Version mit einem ausgedehnten
Mittelteil. Das gefiel mir ausgesprochen gut.
Es hat eine Menge Spaß gemacht, den
beiden Kraut- / Elektronikpionieren zuzusehen. Gerade deshalb, weil ihre
Musik doch sehr stark aus dem üblichen Einerlei herausragt und trotz
alledem nicht zu verkopft und zu experimentell ist. Ein gelungener
Auftritt, der sowohl für die Ohren, wie auch für die Augen ein Genuss
war.
Stephan Schelle, 23.11.2007
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