Ron Boots live in Bochum 2009
Ron Boots & Friends

(Live im Planetarium Bochum am 23.05.2009)
 

Der Schallwende e. V. hatte am 23.05.2009 mal wieder ins Bochumer Planetarium zu einem Elektronikkonzert geladen. Dieses Mal hatte man den niederländischen Elektronikmusiker Ron Boots, der eine feste Größe in der Elektronikszene ist, eingeladen. Und Ron ließ sich nicht lumpen, denn er spielte mit seinen beiden Mitstreitern an diesem Abend ein fast dreistündiges Konzert.

Neben Ron an den Keyboards waren sein langjähriger Freund Harold van der Heijden an Schlagzeug und Perkussion sowie der Gitarrist Frank Dorritke, der besser unter seinem Pseudonym F. D. Project bekannt ist, mit von der Partie.

Ron hatte speziell für diesen Abend, der unter dem Motto „Beyond The Boundaries Of Twilight“ lief, ein neues Programm erstellt. Mit dieser Musik, die auf Planetarien abgestimmt ist, will er mehrere Konzerte in Europa geben. Der erste Teil des Sets bestand aus neuen Stücken, die teilweise auf der am selben Tag erschienenen CD gleichen Titels enthalten sind.

    

Das Konzert startete in völliger Dunkelheit mit dem Opener „Cradle Of Life“, das mit recht düsteren Synthieatmos beginnt. Diese düsteren, teils sehr kalten und technisch wirkenden Sounds begeleiteten die ungewöhnliche Szenerie, die so von Ron eher nicht zu erwarten war. Nach einigen Minuten fingen dann die Projektionen an und zeigten einen aufsteigenden Planeten, während die Kuppel in rötliches Licht getaucht wurde. Mit dieser visuellen Veränderung startete Ron dann auch langsam erste Harmonien. Es folgten die für Ron typischen Beats und eine Melodielinie entwickelte sich, auf der Harold nun mit seinen Drums einstieg. Jetzt waren wir langsam im Boots-Kosmos angekommen.

    

     

Im zweiten Track „Die Geschichte“ sprach Ron dann noch einige Texte in deutscher Sprache. Dieser Titel, der auch auf der CD „The Boundary Tales“ enthalten ist, erklärt den Hintergrund zu Ron’s Musik. Es geht dabei nicht nur um unser Universum, sondern auch um wichtige Persönlichkeiten der menschlichen Geschichte sowie der Beziehung zwischen den Menschen, die aus Liebe, Freundschaft, Hass und Krieg besteht. Das war atmosphärisch sehr schön gemacht und passte durch Ron’s ruhige Stimmlage ausgezeichnet zu seinen sphärischen Harmonien.

     

Nach den ersten drei Stücken der neuen CD griff beim folgenden „Giants In The Skies“ (ebenfalls vom neuen Album) erstmals Frank Dorritke in die Saiten seiner Gitarre. Zwar waren auch vorher schon einige Gitarrensounds zu hören (im Original auf der CD von Onder Nomaler eingespielt), die stammten aber aus den elektronischen Gerätschaften. Frank’s Gitarre verlieh dem Stück sowie den folgenden Stücken, an denen er beteiligt war, eine gehörige Portion Rock.

    

     

Während Harold für den nötigen Drive sorgte (wenn Frank an der Gitarre agierte, wurde auch Harolds Rhythmusarbeit rockiger), verfeinerte Frank einige der Songs durch sein sehr atmosphärisches, teils rockiges Gitarrenspiel. Das recht eingängige, recht symphonische und hymnenhafte Stück „Heroes“ ist einigen wichtigen Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte wie Entdecker, Wissenschaftler, Künstler, Theologen, Philosophen etc. gewidmet. Entsprechend dem Thema wurden dann auch Bilder und Namen der Personen, beginnend mit Moses und Jesus, über Plato, Christoph Kolumbus und Leonardo da Vinci bis hin zu Nelson Mandela, Martin Luther King und Stephen Hawking eingeblendet.

    

    

Nach einer Pause ging es dann in den zweiten Teil des Sets, der aus einigen Stücken aus Ron’s ca. 20jährigen Musikerkarriere bestand. Unter anderem spielte Ron drei Stücke von seinem außergewöhnlichen Album „Acoustic Shadows“, nicht ohne zuvor einige Informationen über die Stücke an das Publikum zu geben. Das ernste Thema des Krieges, das Ron am Beispiel des ersten Weltkriegs festmachte, in dem erstmals automatisiertes Kriegsgerät eingesetzt wurde, unterlegte er visuell mit vielen Bildern aus diesem Krieg. Wer Ron kennt, der weiß, dass er keiner Nation einen Vorwurf macht, sondern vielmehr den Kriegsherren und Generälen, die im Hintergrund agieren und die Soldaten als Kanonenfutter nutzten (egal auf welcher Seite sie standen).

    

                   

Beim abschließenden „Mercalli’s Scale“, das Ron schon gut zehn Jahre nicht mehr gespielt hatte (es war in den 90’ern ein sehr beliebtes Stück bei Ron’s Konzerten), wie er sagte, verließ ihn aber mitten im Stück die Technik, so dass er das Stück kurzerhand abbrechen und einige improvisierte Akkorde spielte, auf die Harold und Frank sofort einstiegen. Das war nicht geplant, klang aber sehr harmonisch und zeigte, wie gut die drei aufeinander eingestimmt sind. Nach fast drei Stunden war dann ein sehr schönes Ron Boots-Konzert beendet, bei dem die drei Musiker ganze Arbeit geleistet hatten.

         

Am Rande sei noch erwähnt, dass jeder Besucher des Konzertes eine kostenlose CD von Ron mit dem Titel „The Boundary Tales“ bekam. Auf ihr sind neun weitere Tracks, darunter die Geschichte zur Veranstaltung in deutscher Sprache (auf dem offiziellen Album findet sich die englische Version), enthalten.

    

Setlist

Cradle Of Life (Ron / Harold)
Die Geschichte (Ron / Harold)
Crystal Structures (Ron / Harold)
Giants In The Sky (Ron / Harold / Frank)
Screaming Whispers (Ron / Harold)
Heroes (Ron / Harold)
Look At The Skies (Ron / Harold)
 

Hour Of The Wolf (Ron / Harold)
Grand Banks (Ron / Harold)
Acoustic Shadows (Ron / Harold)
Walk In The Rain (Ron / Harold)
We Are Off (Ron / Harold / Frank)
Storms Over IO (Ron / Harold)
Tainted Bare Skin (Ron / Harold / Frank)
I Can Sleep (Ron / Harold / Frank)

Stephan Schelle, 24.05.2009