Hello 2015 !
Ron Boots & Friends live
Planetarium, Bochum 30.12.2014


    

 

Es ist mittlerweile Tradition, dass im Planetarium Bochum im Rahmen von Elektronikkonzerten das alte Jahr verabschiedet und das neue Jahr begrüßt wird. Seit Ende 2010 findet das traditionsreiche Event in Bochum statt. Nach 2011 begrüßten die Veranstalter bereits zum zweiten Mal den niederländischen Elektronikmusiker Ron Boots, der mit weiteren vier Musikern angereist war, um das Publikum bestens zu unterhalten.

     

Die Besucher des ausverkauften Konzertes durften sich neben dem Konzert noch über eine Gratis-CD von Ron Boots & Friends freuen, die in einer limitierten Auflage gepresst wurde und die es nur bei zwei Konzerten geben wird. Die CD trägt den Titel „Awakening At Booth’s Palace“ und stellt einen Livemitschnitt vom 2014’er Konzert beim britischen Awakening-Festival dar. Teile daraus waren auch beim Konzert am 30.12.2014 in Bochum zu hören.

     

    

Ron Boots hatte sein Set in zwei Teile aufgeteilt, die jeweils ca. eine Stunde umfassten. Im ersten Block standen Stücke seines brandneuen, Anfang 2015 erscheinenden Albums „Standing In The Rain“ auf dem Programm. Erste Exemplare hatte Ron bereits mit dabei, so dass die Besucher in den Genuss kamen, diese CD schon vor dem öffentlichen Verkaufstermin zu erwerben. Im zweiten Teil gab es dann einen bunten Mix aus dem Repertoire von Ron’s Karriere.

     

Wie Ron zu Beginn des Konzertes erklärte, hat er sich bei den Stücken der neuen CD von Fernsehserien und Spielfilmen inspirieren lassen. Dabei sind Stücke entstanden, die symphonisch und orchestral klingen, dabei aber eine gewisse Rhythmik nicht entbehren. Stilistisch geht er damit in eine etwas andere Richtung, als man es bisher von ihm gewohnt ist.

    

     

Zunächst begann Ron das Konzert mit recht spacigen, flächigen Klängen im Stück „Of Wolves, Lannisters & Dragons“, zu dem an der Kuppel einige Sternenkonstellationen zu sehen waren. Hier spielte Ron einige Harmonien und Melodien im Pianosound, die von herrlichen Flächen unterlegt waren. Mit ihm auf der Bühne zunächst nur Harold van der Heijden am Schlagzeug, der aber erst nach einigen Minuten mit seinem Spiel begann. Er ging in diesem Part sehr akzentuiert vor. Nach einigen Minuten gab es einen Wechsel in einer Passage, was zu einer eher düstereren Stimmung führte. Nach ca. acht Minuten ging das Stück dann in den nächsten Titel „A Bright New Day“ nahtlos über und Frank Dorittke gesellte sich hinzu und verfeinerte die Musik mit seiner E-Gitarre. Jetzt kam eine Spur Rock mit in den Track, so wie man es auch von der gemeinsamen Band MorPheuSz her kennt.

    

Nach diesem rockigen Beginn ging es dann weiter mit dem neuen Stück „Closed Eyes“, einer wunderbaren Pianoballade, die eine Spur nach Tangerine Dream klang, was vor allem an den verwendeten Sounds lag. Nach einem etwas düster angelegten Übergang, ging es dann wieder rockiger und in einer sehr treibenden Art im nahtlos folgenden „Storms Over IO“ zur Sache und auch Eric van der Heijden stieg nun mit ins Geschehen ein. Dieser Part klang ebenfalls wieder wie eine rockige Nummer von MorPheuSz, die ja jetzt komplett auf der Bühne standen. Eric zauberte aus seinem Windcontroller wieder die tollsten Klänge. So spielte er beispielsweise eine Passage, die sich zum verwechseln nach einer Trompete anhörte. Damit kamen noch einmal ganz neue Soundstrukturen in Ron’s Musik.

     

                   

Darauf folgte dann mit „Part Of UK Improvisation“ ein Auszug aus der CD „Awakening At Booth’s Palace“. Ron hatte die Stücke der CD komprimiert und so einen Extrakt daraus für Bochum erstellt. Dem stellte Ron dann mit „Desolate Station“ wieder ein Track des neuen Albums entgegen. Dieses Stück war hymnisch und rockig zugleich angelegt.

    

Dann folgte mit „A Good Day To Live“ das letzte Stück des ersten Sets. Ron erklärte dazu, dass er sich eine Szene vorstellte, wie ein Mann und eine Frau Hand in Hand auf einer Höhe stehend auf eine zerstörte Welt blicken. Langsam kommt die Sonne am Horizont hoch und es macht sich ein wenig Hoffnung bei den beiden breit. Eine wichtige Person, bei der Erstellung des neuen Albums ist, so Ron bei dem Konzert, ist Frank Dorittke, der mit seiner Gitarren wesentlich dabei half, dass Ron diesen Sound kreieren konnte. Kraftvolle Synthies und ein pulsierender Bassrhythmus hatten hier die Oberhand, auf denen dann recht zarte Melodien gespielt wurden. Das hatte etwas Bedrohliches. Erst als dann zum Ende hin Frank in die Saiten seiner Gitarre griff und dem Stück einige rockige Elemente spendierte und Harold den Rhythmus anzog, kam so etwas wie „ein Licht am Horizont“ auf. Passend dazu kreisten bedrohliche Wirbel an der Kuppeldecke.

     

    

Nach der Pause ging es dann kraftvoll weiter. Ron fragte die Zuschauer zunächst, ob die Musik des ersten Parts zu laut gewesen sei. Na klar, für ein Planetarium, bei dem man eher schwebende Klänge erwartet, war das schon recht rhythmisch und auch rockig angelegt. Ron erklärte, dass sie schließlich zum Jahresende mit ihrer Musik noch einmal den Staub aus der Kuppel fegen wollten, was ihnen sicherlich auch gelungen ist. Neben den schon auf der Bühne befindlichen Musikern kam für einige Stücke auch noch der niederländische Keyboarder René Splinter als weiterer Musiker auf die mittlerweile recht eng gewordene Bühne.

     

Der zweite Set begann dann mit einer Kombination aus dem Stück „Giants“ das dann in das MorPheuSz-Stück „Tantalizing Thoughts“ überging. „Giants“ begann aber zunächst mit einer Passage aus Ron's Stück „Acoustic Shadows“. Zu diesen hypnotisch/rockigen Klängen zogen ein aus Eis geformter Meteorit und ein Satellit ihre Kreise. Dabei wirkten beide Objekte, als würden sie einen innigen Tanz vollführen.

     

    

Zum nächsten Stück kam dann noch René Splinter auf die Bühne. Die Ansagen, die Ron zwischen den einzelnen Stücken zum Besten gab, sprühten nur so vor Humor und zeugten von der Spielfreude der Musiker. Beim folgenden Stück wurde Ron aber ein wenig wehmütig, denn er kündigte eine Nummer an, die er vor ca. 25 Jahren zusammen mit dem Musiker John Kerr aufgenommen hat. Es handelte sich um „Oceans Of Emotions“ von der 1990’er CD „Offshore Islands“. Ron hofft, dass John, der nach längerer Zeit wieder Musik macht, in Zukunft auch wieder auf der Bühne zu sehen sein wird. Die Gruppe spielte dieses Stück in einer sehr druckvollen und mitreißenden Version. Dem schloss ich dann mit „Different Stories“ eine weitere ältere Nummer an.

    

Mit dem Stück „Colorful Fields Of Summer“ kam dann ein Stück aus der Feder von Eric van der Heijden und René Splinter zur Aufführung, das die beiden vor anderthalb Jahren erstmals bei einem Auftritt in Bochum gespielt hatten und das der Organisatorin dieses Konzertes, Sylvia Sommerlfeld, gewidmet ist. Das Stück stellte eine Kombination aus der romantischen Musik von Eric sowie dem an Tangerine Dream angelegten Stil von René dar.

    

     

Danach hatte dann Frank Dorittke aka F.D. Project seinen Soloauftritt, denn er spielte mal wieder „Frankies Pink Fingers“, bei dem er Elemente aus „Shine On You Crazy Diamond“ und „Comfortably Numb“ miteinander kombinierte und diesen seine ganz eigene Handschrift aufdrückte. Das passte wieder mal hervorragend in das elektronische Set.

     

Als nächstes hatten die Fünf dann noch ein Stück ihrer Band MorPheuSz auf dem Programm. Das herrliche „Dawn Of Dreams“ vom letzten Album „Tantalizing Thoughts At The Dawn Of Dreams“ sorgte noch einmal für hypnotische Elektroniksounds und rockige Passagen. Mit dem kraftvollen Stück „Running From Walkers“ von der neuen Ron Boots-CD „Standing In The Rain“ endete der offizielle Teil.

     

    

Die von den Zuschauern geforderte Zugabe bestand dann aus „The Wavepolice“. Das Stück ging ziemlich ab und auf der Kuppel wurden dazu teils heftig rotierende Lichtstrahlen projiziert, was bei manchem Besucher zu Schwindelgefühlen geführt haben dürfte. Somit endete ein tolles Konzert, bei dem Ron Boots & Friends nicht nur ihre bekannte Seite zeigten, sondern auch einige neue Klänge präsentierten.

     

Setlist

Of Wolves, Lannisters & Dragons
A Brand New Day
Closed Eyes
Storms Over IO
Auszug aus der CD „Awakening At Booth’s Palayce“
Desolate Station
A Good Day To Live

Giants
Tantalizing Thoughts
Oceans Of Emotions
Different Stories
Colorful Fields Of Summer
Floyd Plays Pink Strings
Dawn Of Dreams
Running From Walkers

Zugabe

The Wavepolice

Stephan Schelle, Januar 2015