Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Ebert & Kagermann
Live in der Dorfkirche Repelen am 12.03.2016


Am zweiten Tag, Samstag, den 12.03.2016 legten Broekhuis, Keller & Schönwälder (BK&S) noch mal eine Schippe gegenüber dem Vortag drauf. Zusammen mit Raughi Ebert an der Akustik- und E-Gitarre sowie Thomas Kagermann (Violine und Flöten), die beide das Salz in der Suppe bei den Repelen-Konzerten sind, steigerten sie sich musikalisch noch einmal zum Freitag. Und auch visuell wurde mächtig aufgefahren. Zum Einen sorgte Eva Kagermann für sehr ansprechende tänzerische Umsetzungen bei einigen Stücken, zum Anderen hatte Andi Löbbert, der schon seit Jahren bei den Konzerten für die Ausleuchtung der Kirche zuständig ist, tolle Lichteffekte mitgebracht. Nicht zu vergessen Frank Rothe, der für den exzellenten Sound in der Kirche sorgte.

Wie gewohnt richtete aber zuerst der Hausherr, Pfarrer Uwe-Jens Bratkus-Fünderich, einige Worte an die Besucher. In Vorbereitung auf seine Predigt am kommenden Tag, fand er die richtigen Worte und machte noch einmal eindrucksvoll deutlich, wie überzogen die derzeitige Angstmacherei vor wirtschaftlichen Verlusten durch die Flüchtlingssituation in unserer Gesellschaft ist.




Dabei zeigte er auch auf, dass dies nicht ein rein deutsches, sondern ein europäisches Problem darstellt. Er erinnerte auch daran, dass wir nach dem Konzert wieder in unsere warmen Wohnungen gehen können, während es tausende von Menschen gibt, die in der Kälte vor der mazedonischen Grenze ausharren müssen, da sie vor Krieg und Schrecken geflohen sind. Er verschwieg dabei aber auch nicht, dass es auch Wirtschaftsflüchtlinge darunter gibt und Menschen, die bisher durch kleinkriminelle Taten ihren Lebensunterhalt gesichert haben. Das sind aber die Ausnahmen. Er brachte damit die Besucher noch einmal zum Nachdenken und Innehalten. Dann gehörte der Abend aber der Musik.

                   

    

Für den zweiten Abend hatten sich BK&S sowie ihre Mitstreiter festliche gekleidet. Weiße Hemden und schwarze Hosen sorgten für ein ansprechendes Bild, zumal die Musiker bereits zum zwölften Mal (Jahr) auf der Bühne der Repeler Dorfkirche standen. Und sie hatten wieder eine ganze Menge neuer Musik mitgebracht.

     

     

Los ging es mit dem gut zwölfminütigen Stück „Dresden“ (von Detlef Keller), bei dem Broekhuis, Keller und Schönwälder zunächst allein agierten. Dröhnende Synthieklänge eröffneten den Track, während Detlef schon mal seine Laserharfe in Position brachte. Sobald er dieses außergewöhnliche Gerät spielte, kamen wunderbare retromäßige Sounds auf. Die ersten gut vier Minuten bestanden zunächst darin, dass Stimmungen aufgebaut wurden und somit die Spannung auf das Kommende hoch geschraubt wurde. Dann setzten die Sequenzer ein und der magische Sound von BK&S kam in Fahrt. Passend dazu wurden erstmals die Laser, die im hinteren Altarbereich angebracht waren, eingesetzt. So zeigte sich ein Bild von Detlef, der von Lichtstrahlen frontal und horizontal gefangen schien. Das sah wirklich toll aus, sollte aber im weiteren Verlauf noch an optischer Finesse zulegen. Detlef war nun in der Melodielinie angekommen. Der einsetzende Sequenzer und Bas an den E-Drums gingen nun Hand in Hand. Mit dem Stück präsentierten sie schon mal einen sehr ansprechenden Einstieg, der an die Musik des Vortages anschloss.

    

    

     

Zu „Final Groove“ wurde es dann voller auf der Bühne, denn Raughi Ebert und Thomas Kagermann nahmen ihre Plätze ein. Die Jungs, allen voran Detlef Keller, bewiesen eine Menge Humor an diesem Abend. So erklärte Detlef beispielsweise zu Beginn dieses Stückes, dass er seinen Kollegen mal einen Wunsch erfüllen wolle. Da die beiden – im Gegensatz zu ihm – doch einiges an Haaren verloren hätten, setzte er sich unter großem Gelächter und mit den Worten „Ich möchte auch mal mit Glatze spielen“ eine Latexglatze auf sein Haupthaar. Und das zog er dann bei diesem Stück auch gnadenlos durch. Dieser Track startete zunächst mit Sounds im Stile der „Berliner Schule“, die Thomas mit ethnischen Flötenklängen bereicherte. Wenige Momente später stieg auch Raughi an der Akustikgitarre ein und es entwickelte sich ein orientalischer, mediterraner Track. Bei diesem Stück trat dann auch erstmals Eva Kagermann in Erscheinung. Sie hatte sich für dieses Konzert wieder außergewöhnliche Performances ausgedacht. Hier agierte sie als weißes, gesichtsloses Wesen, das sich zunächst aus einer schwarzen Decke befreite. Es hatte was von der Geburt eines Geschöpfes, das seine ersten Bewegungen vollzieht. Wie immer passte sie ihre Bewegungen perfekt an die Musik an. Mittlerweile waren BK&S & Friends an einer hypnotischen, eindringlichen Phase angekommen, so dass Evas Bewegungen und die Musik alle Besucher verzauberte. Sehr schön waren auch die Lichteffekte, mit denen Andi Löbbert teilweise Muster auf Evas Körper zeichnete, während die Bühne in sattem Blau zu ertrinken drohte. Später wurden blaue und grüne Farben miteinander verknüpft.  

    

    

    

Bei dem folgenden 15minütigen Stück „Electric Chess“ haben sich BK&S von der Musik Manuel Göttsching’s Album „E2-E4“ inspirieren lassen. Den Einstieg lieferte Raughi Ebert an der E-Gitarre mit recht psychedelischen Klangfarben, die darüber hinaus bluesige Elemente aufwiesen. Dann wechselte er in einen leicht rockigen Part. Die Effekte, die Raughi aus seiner Gitarre herausholte, in dem er unter anderem die Saiten mit einem kleinen Handventilator bearbeitete, waren unglaublich. Das hatte leichte experimentelle Anklänge. Zum Ende seines Solos ließ er seine Gitarre richtig jaulen. Nach etwa vier Minuten Gitarrensolo, stiegen dann die anderen ein und es entwickelte sich in der Tat ein Track, der an die Musik eines Manuel Göttsching erinnerte. Sobald der eingängige Rhythmus und die Melodie (Saxophon artige Synthiestimmen, die mit Thomas‘ Violine einen Dialog eingingen) einsetzten, brach die Gänsehaut durch. Und Raughi brachte nun wunderbare Gitarrenlicks mit ein, welche unter anderem ein funkiges Flair versprühten. Dazu wurden die Laser nun fächerartig durch den Raum geführt. Ein Fest für Augen und Ohren, bei dem eine sonnige Stimmung aufkam.

    

     

    

Zu „Song Of Time“, einem Stück aus der Feder von Mario Schönwälder, kam dann erneut Eva Kagermann zum Einsatz. Bei diesem wunderbar schwebenden Track, der zunächst von einer Art Wolfsgeheul (elektronisch erzeugt) durchzogen war, kam sie in einem weißen Stoff auf die Bühne, der wie ein Bettbezug aussah. Damit wirkte sie zunächst wie eine verpuppte Raupe. Ihre befreienden Bewegungen und ihr Kostüm zeigten dann, dass sie mit ihrem Tanz die Befreiung eines Schmetterlings darstellte. Bewegungen, Kostümierung und Gesichtsausdruck wurden von ihr wieder äußerst ausdrucksstark dargeboten. Musikalisch lag der Track in der Nähe von Klaus Schulze & Co.

    

    

    

Relaxt wurde es dann beim zwölfminütigen Stück „Ready For Lounge“, das mit mediterranen Gitarrenklängen von Raughi Ebert begann, der hier wieder sein Können und sein Einfühlungsvermögen zeigte. Dem schloss sich Thomas an der Violine an und es kam zunächst eine leicht melancholische Stimmung auf. Diese wurde dann aber von BK&S an ihren elektronischen Gerätschaften weitertransportiert. Zunächst mit Klangfarben, die an Mike Oldfield erinnerten, dann aber mit einem treibenden Rhythmus, der wie eine Zugfahrt wirkte. Xylophonklänge erhellten die mittlerweile auf Betriebstemperatur befindliche Dampflok (Rhythmus). Raughi und Thomas sorgten daneben für den mediterranen Touch. Ein betörendes Stück bei dem nicht nur die Beleuchtung die Sonne in die Herzen der Besucher trieb.

     

    

    

Die Vorstellung der Musiker erfolgt bei BK&S feat. Ebert & Kagermann nicht einfach mitten in einem Track. Die Jungs zelebrierten auch dieses Mal die Vorstellung wieder mit einem zwölfminütigen Stück, bei dem jeder der Musiker die Möglichkeit zu einem ausgiebigem Solo bekam und sich somit seinen verdienten Applaus abholen konnte.

   

     

   

Der Zugabenteil begann dann mit dem bereits bekannten und schon oft gespielten „Source Of Life“.  Die fünf Musiker spielten dieses wunderbare Stück in einer tollen siebenminütigen Fassung. Zu diesem sehr eingängigen Stück durchschnitten die Laser wieder äußerst eindrucksvoll die Szenerie in der Kirche. Und mit einer letzten, bisher noch namenlosen Zugabe beendeten alle Protagonisten - inkl. Eva Kagermann - das Konzert.

     

    

    

Es war wieder ein klasse Ereignis, die beiden Konzerttage in Repelen erleben zu dürfen. Sowohl musikalisch, wie auch visuell überzeugten Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Raughi Ebert, Thomas Kagermann und Eva Kagermann auf ganzer Linie. Es ist immer wieder erstaunlich, welch tolle Konzerte sie da jedes Jahr erneut in der Dorfkirche präsentieren. Wer bisher noch nicht zu einer ihrer Shows gekommen ist, sollte dies spätesten im März 2017 nachholen.

     

    

    

Setlist

Dresden
Final Groove
Electric Chess
Song Of Time
Ready For Lounge

Zugaben

Source Of Life
Ohne Namen

Stephan Schelle, März 2016