Remy Stroomer stammt aus dem
niederländischen Haarlem. Er firmiert unter seinem Vornamen und hat
bereits eine Reihe von CDs herausgebracht und ist auch schon mehrfach live
aufgetreten - darunter zum Beispiel in einer Kirche. Eine Prämiere stellte
aber der Auftritt in Bochum dar, denn ein Planetarium hatte er bis dato
noch nicht live beschallt.
Ist seine Musik sehr stark von der
„Berliner Schule“ und hier im Besonderen von Klaus Schulze inspiriert,
zeigte sich Remy bei seinem Planetariumskonzert von einer gänzlich anderen
Seite. Er hatte spezielle für diesen Tag einige Parts bzw. Grundmuster
vorbereitet, auf denen er dann improvisierte. Das Ganze war stark
ambientlastig und glich in weiten Teilen eher den Vertretern der
Spacemusik (z. B. den amerikanischen Musikern wie Steve Roach). Sein Set
bestand aus dem gut einstündigen Track „Planet Of The Arps“. Anmerkung:
Remy hat das Konzert mitgeschnitten und plant die Aufnahme als CD
herauszubringen.
Remy startete mit flächigen
Harmoniebögen und der Raum des Planetariums verdunkelte sich dazu
schlagartig. Hin und her schwebten die Klangstrukturen während zahlreiche
Lichtpunkte an der Kuppeldecke Sternenbilder zeigten, die im Gleichklang
mit der Musik langsam zu pulsieren schienen. Die Musik entwickelte sich
ganz langsam und Remy steuerte in diese zunächst recht monoton wirkende
Phase immer wieder neue Elemente und Klangfarben wie zum Beispiel
Synthiechöre mit ein, in dem er an seinen Geräten schraubte, einstellte
oder einige Flächen live beisteuerte. Durch die Kombination der
Sternbilder und der schwebenden Musik fühlte man sich schwerelos durch den
Raum treiben.
Immer treibender und voluminöser wurde
der Sound, der einem das Gefühl gab, in einem Raumschiff durchs All zu
fahren. Nach etwas mehr als zehn Minuten schälten sich dann zarte
Melodiefiguren aus den Klanggebilden, ohne jedoch ihre schwebende Wirkung
zu verlieren. Etwa ab Minute zwölf fügte Remy einen Rhythmus hinzu, der
sich zunächst noch sehr verhalten aus dem Hintergrund hinzumischte. Auch
ließ er seine Synthies zirpen und rauschen, was den spacigen Charakter
noch weiter untermauerte.
Nach etwa 20 Minuten kam dann mehr Drive
in die Musik, denn die Rhythmusstrukturen wurden nun deutlicher und hatten
durchaus Ähnlichkeiten zu der Rhythmik eines Ian Boddy, was der Musik sehr
gut stand. Ab jetzt entwickelte sich eine absolut hypnotische Atmosphäre.
Und auch die Bilder an der Kuppel änderten sich. Neben den Sternenbildern
tauchten nun Sternnebel auf, die zunächst in kleinen Rudeln, dann immer
größer werdend auf die Besucher zuflogen. Nach ca. 25 Minuten kam dann
eine von Remy gespielte Melodielinie hinzu. Diese war dann mehr im Stil
seiner bisherigen Veröffentlichungen gehalten, während der hypnotische
Rhythmus weiterhin seine Bahnen durch die Klanggebilde zog.
Und auch im zweiten Teil des Tracks bot
Remy einige Rhythmen aus dem Drum-Computer verbunden mit Harmonie- und
Melodielinien. In diesem zweiten Teil ging er aber wesentlich melodischer
vor, als es im ersten Teil der Fall war. Passend dazu gab es einige an
Kristalle erinnernde Gebilde an der Decke zu bewundern, die sich
entsprechend zur Musik bewegten.
Waren bei Moonbooter die
Großprojektionen bestimmend, so zeigte sich bei Remy’s Auftritt - passend
zur spacigen Musik - nun mehr ein dunkler Sternenhimmel, der sich langsam
drehte und Spiralnebel sowie Farbwolken durch den Raum schweben ließ.
Durch die ambienteren Klänge passten diese Bilder sehr gut zum Gesamtbild
und zogen die Besucher auf eine eigentümliche Art in ihren Bann. Man wurde
förmlich in diesen Klang- und Bildkosmos hineingezogen, vor allem weil
Remy seine Musik auch durch einige rhythmische Sequenzermuster
aufpolierte.
Nach dieser einen Stunde verlangte das
Publikum dann nach einer Zugabe. Hierzu holte sich Remy Moonbooter auf die
Bühne, der zusammen mit ihm in eine weitere gut 15minütige Improvisation
einstieg. In diesem Track verbanden sich dann die ambienten Sounds von
Remy und die Rhythmen und Melodiemuster von Moonbooter, was auch in dieser
Kombination ganz gut funktionierte. Klaus-Dieter Unger tauchte bei dieser
Zugabe - neben einigen Sternenbildern - die Musiker in ein dämmeriges
Licht bzw. ließ Farbwolken über die Kuppel ziehen. Zum Ende hin mündete
dies in einer Art Lichtorgel mit farbigen Lichtwechseln. Ein klasse
Konzert endete nach gut 75 Minuten. Man kann kurz resümieren: Prämiere
perfekt glungen!
Setlist
Planet Of The Arps
Zugabe
Improvisation mit Moonbooter
Stephan Schelle, 16.09.2012