Remy 2011

 R e m y
(E-Day, Oirschot - NL -  16.04.2011)


    

Den ersten Gig des Tages spielte in der Mainhall der Niederländer Remy Stroomer. Remy startete seinen Auftritt mit dem langen Stück „Destination: Berlin – Part 1“, das ganz im Stile der „Berliner Schule“ angelegt war. Dieser Track, wie auch zwei weitere sind aktuell auf Remy’s neuem Album „i-dentity“ erschienen. Bei diesem ersten Stück waren vor allem Elemente, die von Klaus Schulze bekannt sind, herauszuhören. Auf Schulze-typischen Sequenzerrhythmen hatte Remy recht kompliziert angelegte Melodiefolgen gelegt, die er live zu den vorproduzierten Sequenzen spielte. Die Reaktionen darauf waren recht unterschiedlich. Während auf mich dieser Track allerdings einen recht uninspirierten Eindruck machte und in meinen Ohren auch nicht immer harmonisch klang, zeigten sich einige der Zuschauer begeistert. Aus meiner Sicht wurde es erst besser, als Remy Flächen als Unterboden für seine Musik einspielen ließ und dazu im Pianosound gehaltene Harmonien spielte. Das hatte dann einen eher klassischen und meditativen Ansatz. Remy hat klassisches Piano gelernt und auch Jazz gespielt, was seine Vorliebe für etwas vertrackte Kombinationen erklärbar macht.

              

    

Je orchestraler der Unterbau bei ihm wurde, desto beliebiger wurde das Stück dann aus meiner Sicht. Es wurde dann experimentell und ich hatte das Gefühl, als wolle Remy einen Konzertpianisten geben, was aus meiner Sicht nicht so ganz zu dem Rest der Musik passte. Auf mich wirkte dieses erste Stück übermotiviert und die Klangvielfalt, die Remy da zusammenmixte, sorgte leider für einen Soundbrei, aus dem so manche Nuance nicht mehr herauszuhören war. Weniger wäre aus meiner Sicht hier mehr gewesen.

    

                        

Das Stück war für meinen Geschmack zu lang und wirkte durch den immer lauter und rhythmischer werdenden Unterbau auch etwas unstrukturiert.

    

Das zweite Stück gefiel mir dann wesentlich besser, da hier die Struktur und auch der Sound (Anzahl der unterschiedlichen Sounds) stimmte. Auch passte hier der Rhythmus wesentlich besser. Was Track1 für meinen Geschmack zu lang war, fehlte mir dann im zweiten Track.

                        

Im dritten Stück ließ Remy dann zunächst die Synthies Rauschen und Zirpen, was das Zeug hielt. Auf die sich wiederholende Synthiesequenz, die stetig aber gleichförmig voranschritt, legte er einige Harmonien. Auch dieses Stück entwickelte in seinem Verlauf Rhythmus und Druck. Leider war dieses Stück zunächst durch seine vielen übereinander geschichteten Sounds wieder nicht ganz nach meinem Geschmack. Das änderte sich aber schlagartig, als Remy zum direkt anschließenden nächsten Track „i-destiny“ zwei Gastmusiker ankündigte. Gert Emmens kam als erster auf die Bühne. Ab jetzt entwickelte sich ein tolles Stück, das sicherlich das Highlight des Konzertes war. Sofort sorgte Gert mit seinem typischen Synthiesound für herrliche Harmonien. Einige Momente später kam dann noch Erik Wollø auf die Bühne um in die Saiten seiner Gitarre zu greifen. Ab diesem Zeitpunkt kam eine rockige Komponente dazu, was mir außerordentlich gut gefiel. Es folgte mit „Lunascape“ noch ein weiteres Solostück von Remy.

    

    

Insgesamt war mir der Auftritt von Remy mit zu vielen Sounds versehen. Auch waren die etwas komplexen und manchmal auch disharmonischen Liveeinspielungen nicht ganz nach meinem Geschmack. Aber die Geschmäcker sind ja zum Glück verschiedene, denn einem Großteil des Publikums hatte dieser erste Auftritt gut gefallen, der stilistisch in der Nähe der „Berliner Schule“ lag.

                        

    

Setlist

Destination: Berlin – Part 1
Vulneable (neuer Titel)
Destination Berlin: Part 3 / Requiem
i-Density (mitGert Emmens und Erik Wollø)
Lunascape

Stephan Schelle, 17.04.2011

 

E-Day 2011

 

Konzert von Rene Splinter