Den ersten Gig des Tages spielte in
der Mainhall der Niederländer Remy Stroomer. Remy startete seinen
Auftritt mit dem langen Stück „Destination: Berlin – Part 1“, das ganz
im Stile der „Berliner Schule“ angelegt war. Dieser Track, wie auch zwei
weitere sind aktuell auf Remy’s neuem Album „i-dentity“ erschienen. Bei
diesem ersten Stück waren vor allem Elemente, die von Klaus Schulze
bekannt sind, herauszuhören. Auf Schulze-typischen Sequenzerrhythmen
hatte Remy recht kompliziert angelegte Melodiefolgen gelegt, die er live
zu den vorproduzierten Sequenzen spielte. Die Reaktionen darauf waren
recht unterschiedlich. Während auf mich dieser Track allerdings einen
recht uninspirierten Eindruck machte und in meinen Ohren auch nicht
immer harmonisch klang, zeigten sich einige der Zuschauer begeistert.
Aus meiner Sicht wurde es erst besser, als Remy Flächen als Unterboden
für seine Musik einspielen ließ und dazu im Pianosound gehaltene
Harmonien spielte. Das hatte dann einen eher klassischen und meditativen
Ansatz. Remy hat klassisches Piano gelernt und auch Jazz gespielt, was
seine Vorliebe für etwas vertrackte Kombinationen erklärbar macht.
Je orchestraler der Unterbau bei ihm
wurde, desto beliebiger wurde das Stück dann aus meiner Sicht. Es wurde
dann experimentell und ich hatte das Gefühl, als wolle Remy einen
Konzertpianisten geben, was aus meiner Sicht nicht so ganz zu dem Rest
der Musik passte. Auf mich wirkte dieses erste Stück übermotiviert und
die Klangvielfalt, die Remy da zusammenmixte, sorgte leider für einen
Soundbrei, aus dem so manche Nuance nicht mehr herauszuhören war.
Weniger wäre aus meiner Sicht hier mehr gewesen.
Das Stück war für meinen Geschmack zu
lang und wirkte durch den immer lauter und rhythmischer werdenden
Unterbau auch etwas unstrukturiert.
Das zweite Stück gefiel mir dann
wesentlich besser, da hier die Struktur und auch der Sound (Anzahl der
unterschiedlichen Sounds) stimmte. Auch passte hier der Rhythmus
wesentlich besser. Was Track1 für meinen Geschmack zu lang war, fehlte
mir dann im zweiten Track.
Im dritten Stück ließ Remy dann
zunächst die Synthies Rauschen und Zirpen, was das Zeug hielt. Auf die
sich wiederholende Synthiesequenz, die stetig aber gleichförmig
voranschritt, legte er einige Harmonien. Auch dieses Stück entwickelte
in seinem Verlauf Rhythmus und Druck. Leider war dieses Stück zunächst
durch seine vielen übereinander geschichteten Sounds wieder nicht ganz
nach meinem Geschmack. Das änderte sich aber schlagartig, als Remy zum
direkt anschließenden nächsten Track „i-destiny“ zwei Gastmusiker
ankündigte. Gert Emmens kam als erster auf die Bühne. Ab jetzt
entwickelte sich ein tolles Stück, das sicherlich das Highlight des
Konzertes war. Sofort sorgte Gert mit seinem typischen Synthiesound für
herrliche Harmonien. Einige Momente später kam dann noch Erik Wollø auf
die Bühne um in die Saiten seiner Gitarre zu greifen. Ab diesem
Zeitpunkt kam eine rockige Komponente dazu, was mir außerordentlich gut
gefiel. Es folgte mit „Lunascape“ noch ein weiteres Solostück von Remy.
Insgesamt war mir der Auftritt von
Remy mit zu vielen Sounds versehen. Auch waren die etwas komplexen und
manchmal auch disharmonischen Liveeinspielungen nicht ganz nach meinem
Geschmack. Aber die Geschmäcker sind ja zum Glück verschiedene, denn
einem Großteil des Publikums hatte dieser erste Auftritt gut gefallen,
der stilistisch in der Nähe der „Berliner Schule“ lag.
Setlist
Destination: Berlin – Part 1
Vulneable (neuer Titel)
Destination Berlin: Part 3 / Requiem
i-Density (mitGert Emmens und Erik Wollø)
Lunascape
Stephan Schelle,
17.04.2011
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