[ ' r a m p ]
 

Als weiteren Act hatte Torsten Kuhn das Duo [’ramp] verpflichtet. [’ramp], das sind Stephen Parsick und Frank Makowski. Der Projektname kommt aus dem niederländischen und bedeutet Katastrophe. Die Musik von [’ramp] ist schwer zu beschreiben, sie ist düster, besteht teilweise aus ruhigen Flächen und dann wieder aus heftigen, brutalen Rhythmussequenzen.

     

Schon bei vor diesem Auftritt wurden ca. zwei drittel der Stuhlreihen entfernt, damit das Publikum beim letzten Act des Tages, Second Decay, die Möglichkeit zum tanzen hatte. Während ich dem Konzertes von ['ramp] beiwohnte machte allerdings keiner der noch verbliebenen Gäste (die Reihen hatten sich schon etwas gelichtet, es war auch schon ca. 22.30 Uhr) davon Gebrauch, sondern sie blieben auf ihren Sitzen.

     

Das Konzert begann mit geschlossenem Vorhang und einem Sound, bei dem eine Stimme für mich unverständliche Worte in einem sehr dunklen Ton sprach. Dazu wurden undefinierbare elektronische Sounds beigesteuert, die noch nicht live gespielt waren, da beide Musiker noch nicht auf der Bühne waren. In meinen Ohren klang das wie eine Liveschaltung zum „Heizer der Hölle“. Der Vorhang ging auf und die ersten Nebelschwaden wehten in den Zuschauerraum. Während des Konzertes wehte so starke Rauchschwaden von der Bühne, dass die Musiker kaum noch zu erblicken waren. Ich stand einige Zeit direkt vor der Bühne und konnte Minutenlang keinen Meter weit sehen, so dicht war der Nebel. Das passte aber wiederum gut zu der Musik von ['ramp].

     

Stephen ging ließ sich vom Rhythmus total mitreißen. Er vollführte ein Headbanging, was man sonst nur von den Heavy Metal-Anhängern gewohnt ist. Er war so heftig in Bewegung, dass es mir nicht möglich war ihn scharf aufs Bild zu bekommen.

     

Die beiden lieferten einen sehr interessanten Auftritt ab. War ich zunächst (vor dem Konzert) skeptisch gegenüber dem, was mich erwartete, so muss ich sagen, dass der Sound für schon etwas hypnotisches hatte und mich gefangen hielt. Allerdings bin ich aufgrund der späten Stunde nicht bis zum Ende geblieben.

Eine Anmerkung von mir am Rande:
Als das Publikum den Saal betrat, waren Stephen und Frank dabei letzte Hand an die Geräte zu legen. Nicht ganz so passend fand ich das Verhalten von Stephen, der wohl plötzlich merkte, dass die Zuschauer in den Saal kamen und losbrüllte „Was wollen die Leute hier? Mach den Vorhang zu!“. Ich finde, dass dieses etwas divenhafte Verhalten nicht ganz dazu angetan ist, Fans zu gewinnen. Geht es doch demnächst ein bisschen cooler an Jungs.

Auf meine obigen Eindrücke haben sich Frank und Stephen gemeldet und ihre Sicht der Situation geschildert. Ich finde das gut und möchte daher hier auch ihre Meinung dazu veröffentlichen, dass macht es ihr Verhalten verständlicher:

Franks Meinung:

"Stephens Ausbruch fand ich selber überhaupt nicht divenhaft, sondern absolut angebracht. Der Zeitpunkt, wann der Vorhang geschlossen sein sollte und wann die Zuschauer in den Saal kommen sollten war von uns mit dem Veranstalter wiederholt im Vorfeld abgesprochen worden. Wenn dann während des Soundchecks schon der halbe Saal voll ist, ist das nur ärgerlich. Es stört die Konzentration der Musiker, es stört den anders geplanten Ablauf des Konzertes und sorgt nur für hitzige Gemüter hinter der Bühne. Das war völlig überflüssig.

Stephens Ausfall war ja auch ganz klar nicht gegen das Publikum selbst gerichtet, dann hätte er das entsprechend rüber gebracht. Die Leute können ja nix dafür, wenn jemand von der Organisation pennt. Wir sind eben kein Robert Schröder, der den Saal wieder räumen lässt, sondern haben die Situation akzeptiert und unseren Unmut gegen den Veranstalter gewendet. Berechtigterweise, wie ich finde."

Stephen meint:

"Wir -- und insbesondere ich -- sind keine Diven, die meinen, weiß Gott wer zu sein. Fakt ist, dass schon während des Soundchecks irgendwelche Leute -- unter ihnen Ron Boots und Konsorten -- meinten, in den Türen lümmeln und partout nicht weggehen zu müssen. Als dann das Volk noch während des Soundchecks hineinströmte -- zu einem Zeitpunkt, wo Frank noch mit letztem Einpegeln und Anschließen seiner Geräte zu tun hatte! -- und uns unsere Show damit ruinierte, denke ich, ist es absolut in Ordnung, das Publikum zurechtzuweisen und ggf. aus dem Saal zu werfen. Wenn doof, dann aua, wie ich immer sage. Das hat nichts mit Divenhaftigkeit oder mangelnder Coolness, wie Du es nennst, zu tun, sondern einzig und alleine damit, dass wir eine Show und ein Konzept erarbeitet haben, welches durch fehlendes Mitdenken anderer einfach in den Orkus getreten wurde. Vielleicht hättest Du mich erst fragen sollen, denn die Situation stellte sich geringfügig anders dar. Ein ähnliches Verhalten des Publikums hatte uns schon bei unserem Auftritt in Jodrell Bank angekotzt und wurde noch dadurch verschlimmert, dass wir nirgends die Gelegenheit hatten, uns noch umzuziehen, so dass wir quasi mit nacktem Arsch vor einem Haufen verdutzter Engländer rumhüpfen mussten."

Den letzten Act, Second Decay, habe ich nicht mehr gesehen, da mir der Ablauf zu spät wurde und ich noch eine längere Heimfahrt vor der Brust hatte.

 

Konzert von Keller & Schönwälder

 

Ramp