Moonbooter
(E-Day, Oirschot - NL -  29.04.2017)


     

Den Opener machte der deutsche Elektronikmusiker Bernd Scholl aka Moonbooter. Mit seiner melodischen und rhythmischen Musik war er genau der richtige Act um die Festivalgäste in Stimmung zu bringen. Einige Tracks stammten von seinem aktuellen Album „Schwarzmond“, daneben hatte er zahlreiche Stücke aus seinem reichhaltigen Repertoire im Programm.

    

Von Anfang an verfolge ich die Karriere des deutschen Elektronikmusikers Bernd Scholl, der mit seinem Pseudonym Moonbooter seit 2005 für rhythmische und melodische Elektronikmusik steht. Seither sind zahlreiche Alben von ihm auf seinem eigenen Label MellowJet Records erschienen. Da wurde es Zeit endlich mal beim niederländischen Festival E-Day auf der Mainstage ein Konzert zu spielen und sich so den niederländischen Musikfreunden vorzustellen. Durch seine sehr gut zusammengestellte Setlist, die nicht nur sein aktuelles Album beinhaltete, sondern einen Streifzug durch sein Repertoire bot, konnte er auf voller Länge beim Publikum punkten. Und dass zu der frühen Stunde am Nachmittag.

     

Die druckvollen, rhythmischen Stücke unterfütterte Bernd mit sehr ansprechendem Filmmaterial, das auf der rückwertigen Leinwand zu sehen war. Er sorgte damit als Opener schon für den visuellen Höhepunkt des Tages, denn kein anderer hatte solch beeindruckende Visuals, die perfekt zu seiner Musik geschnitten waren.

    

Mit dem Track „Nachtvogel“ von seinem aktuellen Album „Schwarzmond“ startete Bernd in sein Programm. Da kamen zunächst recht düster wirkende Klangformationen auf, die dann von Sounds der Marke Daft Punk übernommen wurden. Dieser erste Track fing gemächlich an, was den Rhythmus betrifft, und zeigte sich anfangs noch recht spacig, legt aber im weiteren Verlauf an Dynamik zu und bestach durch seine eingängige Melodieführung. Damit zeigte er, in welche Richtung sein Konzert gehen wird.

     

Bernd hatte die meisten Stücke miteinander verbunden so dass kaum Pausen zwischen den Stücken entstanden. Dem ersten Track folgte nahtlos mit „Satellite“ gleich ein weiterer wunderbarer Titel aus seinem aktuellen Album, der ebenfalls sowohl spacig klang, wie Soundstrukturen von Daft Punk aufwies. Nach diesen beiden ersten Stücken präsentierte er mit „Time“ und „The Wave“ dann zwei Stücke vom 2015’er Album „The Wave“

    

     

Dann schob Bernd mit dem atmosphärischen, teils hymnischen „The Raven’s Light“ wieder einen Track vom „Schwarzmond“-Album nach. Einfach traumhafte Melodiebögen zogen durch den Raum, zu denen man sich wegbeamen konnte. Auch hier waren wieder Klangstrukturen auszumachen, die an Daft Punk erinnerten. „Last Exit Eternity“ aus 2012 (vom „Cosmophonica“-Album) fügte sich dann an.

    

Der Titel „Daft Moon“ vom aktuellen Album sagt eigentlich schon alles. Dieser Track mit seinem pumpenden Beat lässt Erinnerungen an den wunderbaren Soundtrack des Hollywood-Streifens „Tron: Legacy“ aufkommen, zu denen das französische Musikprojekt Daft Punk den passenden Soundtrack geliefert hat. Genau diese Faszination, die der Soundtrack verströmt, hat Moonbooter eingefangen und sich zu Eigen gemacht. Ein Track, der die Zuschauer gleichermaßen begeisterte. Dazu hatte Bernd eindrucksvolle schwarz/weiß Aufnahmen aus Indien laufen, die mal Elefanten in einem Fluss zeigten, auf die ein mit zwei Personen besetztes Boot zufuhr, oder Unterwasser schwebende Personen zeigten. Das war sehr stimmungsvoll und beeindruckend.

     

„Earth Two“ von „Cosmoharmonics“ (2016) und „Edge Of Sanity“ von „Cosmoromantics“ (2014) waren weitere Stücke, die sich nahtlos ins Set einfügten. Zu „Earth Two“, mit seinen schwebenden Klangmustern, die leichte Jarre-ähnliche Sounds aufwiesen, wurden wunderbare Bilder von zwei Menschen, die sich unter Wasser in einer Art Licht durchfluteten Grotte in sehr innigen Bewegungen bewegten, an die Wand projiziert. Die harmonische Musik bildet damit eine Einheit mit den sich sanft und innig unter Wasser bewegenden Körpern. In „Edge Of Sanity“, mit seinem Rhythmus, der wie eine Zugfahrt angelegt war, konnte man unter anderem eine Fahrt in einer Achterbahn erleben.

     

Mit „Apeland“ von seinem 2010’er Werk „World Of Apes 1“ kam dann ein ernstes Thema an die Reihe, denn Moonbooter hat auf diesem Album im weitesten Sinn die Thematik der atomaren Kriegsführung behandelt und so zeigten die Bilder auf der rückwärtigen Leinwand auch Dokumentaraufnahmen von Atomtests und der Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki. Auch die in den Track startenden Sounds, die sich wie das Rauschen aus einem Geigerzähler anhörten, waren gut gewählt und vermittelten zunächst eine etwas bedrückende Atmosphäre. Die Musik war aber alles andere als bedrückend, sondern führte den rhythmisch-melodischen Stil von Moonbooter fort. Damit endete dann der offizielle Teil des Moonbooter-Konzertes.

    

     

Als Zugaben hatte Bernd Scholl dann noch mit „Sequencer 9“ einen Track vom 2008’er „Lunatic Voyage“ (einem seiner ersten Stücke die er jemals live gespielt hatte, wie er betonte) und mit „Like Angels“ (mit Bernd’s durch Vocoder verfremdeter Stimme) einen zweiten Titel vom „Cosmophonica“-Album auf der Liste. Damit beschloss er ein klasse Konzert, bei dem er sich eindrucksvoll beim niederländischen Elektronikfestival präsentierte. Sein Auftritt war der richtige Wachmacher und Anheizer für das Festival, in dem er eine perfekte Symbiose aus herrlichen Melodien, tanzbaren Rhythmen und tollen Animationen bot.

                   

  


Setlist

Nachtvogel
Satellite
Time
The Wave
The Raven’s Light
Last Exit Eternity
Daft Moon
Earth Two
Edge Of Sanity
Apeland

Zugabe

Sequencer 9
Like Angels

Stephan Schelle, Mai 2017

 

E-Day 2017

 

Konzert von Arcane