KelMen - Live
Stadtkirche, Moers, 17.12.2022

KelMen ist die Bezeichnung für ein neues Elektronikduo bestehend aus Detlef Keller und Michael Menze. Wie man unschwer erkennen kann, besteht der Name aus jeweils drei Buchstaben der Nachnamen der Protagonisten. Bereits am 13.08.2022 wollten die Beiden mit ihrem Projekt bei der EC Summer-Edition in Borgholzhausen auftreten, jedoch hinderte Detlef eine Gürtelrose an dem gemeinsamen Auftritt. Auch das Konzert am 17.12.2022 hätte ins Wasser fallen können, denn Detlef plagte eine Erkältung, was man deutlich an seiner tiefen Stimme hören konnte. Davon ließ er sich aber nicht aufhalten und lieferte mit Michael zusammen ein wunderbares Konzert ab.

Bevor das Konzert um 19.15 Uhr startete, fand zunächst ab 18.00 Uhr ein Gottesdienst statt, den Detelf Keller und Michael Menze mit sphärisch/sakralen/ambienten Sounds begleiteten. Dieser stand unter dem Motto „Es kommt ein Schiff geladen“ und bot Meditatives zum 4. Advent.

    

Zu den Texten des Pfarrers Christoph Helbig steuerten Detlef und Michael sanfte Flächen bei, die mit Harmonien und Melodielinien durchzogen waren und teils an christliche Lieder erinnerten. Sobald dann der Chor ansetzte wurde die Musik vom Organisten, der die große Kirchenorgel spielte, begleitet. Die Kombination aus den flächigen Klängen und den durch Kirchenorgel begleiteten Chorgesängen sorgte für eine sehr besinnliche Atmosphäre und passte gut zusammen.

    

     

    

Ab 19.15 Uhr gehörte dann Detlef und Michael der Altarraum allein und sie spielten Musik, die auf neuen Stücken der Beiden basiert, die im kommenden Frühjahr auf CD erscheinen soll. Allerdings spielten sie diese nicht wie sie dann auch auf der CD landen, sondern nahmen nur das Grundgerüst und improvisierten dazu. Auf dem fertigen Album werden die Beiden dann auch von Schlagzeuger Dirk Brand (Subsignal, Axxis, Gregor Hilden Organ Trio) unterstützt. In Moers kamen lediglich einige Rhythmen aus dem Sequenzer.

    

     

    

Da sich die Stücke, auf die sich die Liveperformance aufbaute, noch im Produktionsstadium befinden, hatten sie auch noch keine Titel. Die kommen dann erst kurz vor Fertigstellung des Albums, da wie Detlef beim Konzert sagte, ihm die nötige Fantasie fehle um sich schon jetzt einen Namen auszudenken.

    

    

     

Detlef erklärte, dass die Stücke auf der kommenden CD anders klingen werden, da sie nie in der Lage sind, sie zweimal in gleicher Form zu spielen. Das liegt vor allem daran, dass sie nur die Grundlage abgesprochen haben, der Rest improvisiert ist und das Meiste unter dem Einfluss des Raumes, der Stimmung, der Temperatur und „der Erkältung“ passiert. Trotz Erkältung hatte Detlef seinen Humor nicht verloren, denn er meinte: „Und wenn mal ein Ton daneben geht; da haben wir lange dran gearbeitet“.

    

    

     

Das Konzert begann mit einem gut halbstündigen Stück, in das Detlef mit einer sehr sakralen Melodie im Kirchenorgelsound startete, was gut in die kirchliche Atmosphäre passte. Nach circa zweieinhalb Minuten wechselte das Ganze dann nahtlos in flächige Sounds, die sich dann in Richtung „Berliner Schule“ im Stil von Klaus Schulze verwandelten. Herrliche Synthieschwaden zogen jetzt Hand in Hand mit leichten Nebelschwaden durch das Kircheninnere. Auch die Harmonien, die die Beiden auf diese Flächensounds setzten, waren von Klaus Schulzes symphonischer Elektronikmusik beeinflusst. 

    

     

   

Dieser erste Longtrack entwickelte sich langsam, in dem KelMen weiter Sounds aufschichteten und Variationen hinzufügten bzw. sich die Harmonien und Melodiebögen veränderten. So hörte man unter anderem perlende Synthieklänge. Nach gut einer Viertelstunde kam dann ein Sequenzerrhythmus auf, der stark an Tangerine Dream der 70’er Jahre erinnerte. Hier verbanden sich nun die Stile der beiden prägenden Künstler der „Berliner Schule“. So kam dann auch eine Mellotron-Färbung mit in das Klangbild. Hätte es so geklungen, wenn Klaus Schulze und Tangerine Dream in den 70’er Jahren zusammengespielt hätten? Ein wunderbarer, hypnotischer Longtrack. Wenn man sich nun noch vorstellt, dass diese Musik auf dem Album mit Rhythmus eines „echten“ Schlagzeugers ergänzt wird, dann wird das eine großartige Veröffentlichung in 2023.

    

    

    

Dem folgte dann ein gut neunminütiges Stück, das zu Beginn vom Klang auch eine leichte Vangelis-Färbung enthielt. Danach wechselten die Beiden aber wieder in die Klassenräume der „Berliner Schule“. In diesem Stück ging Detlef das erste Mal in dem Konzert an seine Laserharfe, was immer wieder ein beeindruckendes visuelles Ereignis in seinen Konzerten darstellt. Das dritte Stück war ein weiterer Longtrack, der gut 17 Minuten lang war. Nun wurde es rhythmischer, denn Michel Menze startete zunächst mal einen herrlichen Sequenzerrhythmus auf den dann akzentuiert einige Klangtupfer gesetzt wurden. Darauf schichteten sie dann flächige Harmonien. Ein wunderschöner, Gänsehaut treibender Track, der ab Minute Sechs einen flirrenden Sequenzerrhythmus bekam und die Dynamik nach oben schraubte. Nach weiteren Minuten perlte dann der Sequenzer und wurde mit eingängigen, sanften, herrlichen Melodielinien versehen. In diesem Stück zeigte sich dann ein eigener Stil des Duos. Ein Toptrack, der Lust auf das kommende Album macht.

    

    

     

Nach gut einer Stunde war dann der Hauptteil des Konzertes beendet und Detlef kündigte noch zwei „Rausschmeißer“ an. Der Erste war ebenfalls ein neuer ca. zehnminütiger Track, der zu Beginn wieder Klangfarben von Vangelis aufwies. Nach einigen Momenten wurde es aber rhythmischer und Detlef wechselte wieder zwischen seinen Tasteninstrumenten und seiner Laserharfe, auf der er Streicher- und Trompetensounds spielte. Das passte wieder gut in die kirchliche Umgebung.

    

    

    

Die letzte Zugabe war dann das Stück „Source Of Life“, das auch mehrfach bei den Konzerten in der Dorfkirche Repelen als Zugabe gespielt wird. Detlef liegt dieses Stück aus persönlichen Gründen sehr am Herzen, deshalb wurde es auch am 17.12.in der Stadtkirche als Zugabe gespielt. „Source Of Life“ ist ein sehr romantisches, hymnisches Stück. Auch hier spielte Detlef die Hauptmelodie wieder an seiner Laserharfe.

    

     

    

Eigentlich sollte nun Schluss sein, doch der Applaus des Publikums animierte KelMen dazu noch eine gut dreiminütige Improvisation mit Flächen und einer Pianomelodie dranzuhängen. Eine kurze Unterbrechung, die zu einem schnellen Austausch über die Weiterführung dieser Improvisation führte, verdeutlichte den Livecharakter und das gute Verständnis zwischen den beiden Musikern.

    

     

    

So endete dann ein beeindruckendes Konzert von Detlef Keller und Michael Menze, die das Musikprojekt KelMen darstellen. Die dargebotene Musik macht reichlich Appetit auf das erste gemeinsame Album von Keller und Menze.

     

    

    
Michael Menze pustet das Licht am Ende des Konzertes aus!!!!

Stephan Schelle, Dezember 2022