Der zweite Auftritt des Abends war dem
Österreicher Heinz Strobl, besser bekannt als Gandalf, vorbehalten. Der
Multiinstrumentalist, der in den 70’er Jahren mit symphonischer
Elektronikmusik begann, bietet heute Musik, die zwischen den Stühlen
schwebt. Neben einigen elektronischen Klängen sind es vor allem
Pianoklänge, E- und Akustikgitarre, Perkussion und Cello, die seine Musik
bestimmen. Damit bieten seine Werke auch Schnittpunkte zur Klassik,
Kammermusik oder auch den Rockbereich. Immer aber sind die Stücke von
unglaublich zarter Schönheit beseelt.
Die Seele der Musik besteht aus den
wunderbaren Melodien, die Multiinstrumentalist Gandalf auf seinem Keyboard
(hier herrschen klar die Pianostimmen vor) zaubert und von Merike Hilmar
am Cello begleitet werden. Vor allem die Art, wie Merike ihr Cello spielt,
lässt Sehnsüchte bei den Hörern aufsteigen. Allein diese Konversation
zwischen Gandalf und Merike ist wie eine musikalische Ode an die Liebe.
Einfühlsam, zart, verletzlich, verträumt und bewegend sind die
Atmosphären, die diese Musik erzeugt. Dazu bietet Gandalf’s Sohn Christian
an seinen Perkussioninstrumenten immer einen sehr akzentuiert und
punktuell gesetzten Rhythmus, der sich perfekt ins Klangbild einbringt.
Man merkt sofort, dass diese drei ein eingespieltes Team sind, denn sie
gehen so harmonisch, wie es auch die Musik ist, miteinander um.
Im Oktober waren Gandalf, Merike Hilmar
und Christian Strobl schon Gast beim Electronic Circus Festival in
Gütersloh und hatten dort einen beeindruckenden Auftritt. Im Bochumer
Planetarium spielten sie einen Auszug aus dem Set, das auch in Gütersloh
auf dem Programm stand. Dazu wurden Planeten und Sterne an die Kuppeldecke
des Planetariums projiziert. Bilder und Musik wurden eins und ließen die
Zuschauer aus dem Hier und Jetzt entfliehen.
Zu dem Opener „Into The Rising Sun“ war
beispielsweise eine knallgelbe Sonne vor einem blutroten Hintergrund zu
sehen, wie sie immer näher auf die Besucher herabsank. In einer anderen
Szene war es unser Erdball, der Übergroß durch den Raum zu schweben
schien. Die herab fallenden Sterne bzw. der sich drehende Sternenhimmel
war Sinne beraubend und konnte bei empfindlichen Gemütern ein
Schwindelgefühl erzeugen. Aber man konnte ja auch die Augen schließen und
nur die Musik auf sich wirken lassen, die für sich allein schon eine
hypnotische Wirkung hatte.
Wenn Gandalf - wie in „Citadel“ - mal an
die E-Gitarre griff, dann war sein Spiel immer sehr atmosphärisch
angelegt. So manche Melodie sorgte im weiten Rund des Planetariums für
Gänsehaut, so beispielsweise bei „Citadel“, das durch eine wunderbare
Akustikgitarrenpassage bestach, die von Merike’s Cello unterstrichen und
von Christians sanft angelegtem Rhythmus unterlegt war.
Mit „Between Ebb And Flow“ hatte Gandalf
dann ein Stück im Programm, das er, wie er bei der Ankündigung erklärte,
extra für Merike geschrieben hat. Er wollte zeigen, welch technisch
brillante Musikern sie ist und so bestand der erste Teil des Stückes aus
einem Solo. Dieses Solo hatte etwas von Kammermusik und sprengte somit
Grenzen, in denen sich ansonsten Musiker der Elektronikmusik bewegen. Nach
etwa vier bis fünf Minuten kamen ein Rhythmus von Christian sowie die
Gitarre von Gandalf hinzu und Merike’s Spiel nahm an Dynamik und Tempo zu.
Im weiteren Verlauf gingen dann Cello und Orgelklänge eine Symbiose ein.
Das hatte etwas sehr Erhabenes.
Eine weitere Grenze durchbrach Gandalf
dann mit dem Stück „Earthsong Vs. Stardance“ das von Christian
streckenweise mit einem pumpenden Beat unterlegt war. In dem Stück
enthalten waren auch noch arabisch wirkende Perkussion von Christian und
hinreißende Soli von Gandalf an der Akustik- und danach an der E-Gitarre,
die für Gänsehaut sorgten. Christian hat nicht nur diesen Remix
angefertigt, sondern ist unter dem Namen DJ Creexx (www.djcreexx.com) sehr
aktiv. Eingebettet war dieser treibende Track von den traumhaften „Written
In The Stars“ und „Written In The Stars (Reprise)“.
Als Zugabe gab es dann noch „Die Wege
des Menschen“ von Gandalf’s aktuellem Album „Erdenklang und Sternentanz“.
Damit ging ein gut 1 ¼stündiges Konzert voller berauschender Schönheit zu
Ende. Gandalf-Konzerte sind immer einen Besuch wert, vermittelt seine
Musik doch eine ungeheure Stimmungstiefe, in die man sich fallen lassen
kann.
Setlist
Into The Rising
Sun
Citadel
Von der Schönheit des Seins
Between Ebb And Flow
Written In The Stars
Earthsong Vs. Stardance
Written In The Stars (Reprise)
Zugabe
Die Wege des Menschen
Stephan Schelle, 04.11.2012
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