Gandalf live Bochum 2012
Gandalf
(Live im Planetarium Bochum am 03.11.2012)


    

Der zweite Auftritt des Abends war dem Österreicher Heinz Strobl, besser bekannt als Gandalf, vorbehalten. Der Multiinstrumentalist, der in den 70’er Jahren mit symphonischer Elektronikmusik begann, bietet heute Musik, die zwischen den Stühlen schwebt. Neben einigen elektronischen Klängen sind es vor allem Pianoklänge, E- und Akustikgitarre, Perkussion und Cello, die seine Musik bestimmen. Damit bieten seine Werke auch Schnittpunkte zur Klassik, Kammermusik oder auch den Rockbereich. Immer aber sind die Stücke von unglaublich zarter Schönheit beseelt.

                   

     

Die Seele der Musik besteht aus den wunderbaren Melodien, die Multiinstrumentalist Gandalf auf seinem Keyboard (hier herrschen klar die Pianostimmen vor) zaubert und von Merike Hilmar am Cello begleitet werden. Vor allem die Art, wie Merike ihr Cello spielt, lässt Sehnsüchte bei den Hörern aufsteigen. Allein diese Konversation zwischen Gandalf und Merike ist wie eine musikalische Ode an die Liebe. Einfühlsam, zart, verletzlich, verträumt und bewegend sind die Atmosphären, die diese Musik erzeugt. Dazu bietet Gandalf’s Sohn Christian an seinen Perkussioninstrumenten immer einen sehr akzentuiert und punktuell gesetzten Rhythmus, der sich perfekt ins Klangbild einbringt. Man merkt sofort, dass diese drei ein eingespieltes Team sind, denn sie gehen so harmonisch, wie es auch die Musik ist, miteinander um.

    

Im Oktober waren Gandalf, Merike Hilmar und Christian Strobl schon Gast beim Electronic Circus Festival in Gütersloh und hatten dort einen beeindruckenden Auftritt. Im Bochumer Planetarium spielten sie einen Auszug aus dem Set, das auch in Gütersloh auf dem Programm stand. Dazu wurden Planeten und Sterne an die Kuppeldecke des Planetariums projiziert. Bilder und Musik wurden eins und ließen die Zuschauer aus dem Hier und Jetzt entfliehen.

    

     

Zu dem Opener „Into The Rising Sun“ war beispielsweise eine knallgelbe Sonne vor einem blutroten Hintergrund zu sehen, wie sie immer näher auf die Besucher herabsank. In einer anderen Szene war es unser Erdball, der Übergroß durch den Raum zu schweben schien. Die herab fallenden Sterne bzw. der sich drehende Sternenhimmel war Sinne beraubend und konnte bei empfindlichen Gemütern ein Schwindelgefühl erzeugen. Aber man konnte ja auch die Augen schließen und nur die Musik auf sich wirken lassen, die für sich allein schon eine hypnotische Wirkung hatte.

     

Wenn Gandalf - wie in „Citadel“ - mal an die E-Gitarre griff, dann war sein Spiel immer sehr atmosphärisch angelegt. So manche Melodie sorgte im weiten Rund des Planetariums für Gänsehaut, so beispielsweise bei „Citadel“, das durch eine wunderbare Akustikgitarrenpassage bestach, die von Merike’s Cello unterstrichen und von Christians sanft angelegtem Rhythmus unterlegt war.

    

    

Mit „Between Ebb And Flow“ hatte Gandalf dann ein Stück im Programm, das er, wie er bei der Ankündigung erklärte, extra für Merike geschrieben hat. Er wollte zeigen, welch technisch brillante Musikern sie ist und so bestand der erste Teil des Stückes aus einem Solo. Dieses Solo hatte etwas von Kammermusik und sprengte somit Grenzen, in denen sich ansonsten Musiker der Elektronikmusik bewegen. Nach etwa vier bis fünf Minuten kamen ein Rhythmus von Christian sowie die Gitarre von Gandalf hinzu und Merike’s Spiel nahm an Dynamik und Tempo zu. Im weiteren Verlauf gingen dann Cello und Orgelklänge eine Symbiose ein. Das hatte etwas sehr Erhabenes.

     

Eine weitere Grenze durchbrach Gandalf dann mit dem Stück „Earthsong Vs. Stardance“ das von Christian streckenweise mit einem pumpenden Beat unterlegt war. In dem Stück enthalten waren auch noch arabisch wirkende Perkussion von Christian und hinreißende Soli von Gandalf an der Akustik- und danach an der E-Gitarre, die für Gänsehaut sorgten. Christian hat nicht nur diesen Remix angefertigt, sondern ist unter dem Namen DJ Creexx (www.djcreexx.com) sehr aktiv. Eingebettet war dieser treibende Track von den traumhaften „Written In The Stars“ und „Written In The Stars (Reprise)“.

    

    

Als Zugabe gab es dann noch „Die Wege des Menschen“ von Gandalf’s aktuellem Album „Erdenklang und Sternentanz“. Damit ging ein gut 1 ¼stündiges Konzert voller berauschender Schönheit zu Ende. Gandalf-Konzerte sind immer einen Besuch wert, vermittelt seine Musik doch eine ungeheure Stimmungstiefe, in die man sich fallen lassen kann.

     

Setlist

Into The Rising Sun
Citadel
Von der Schönheit des Seins
Between Ebb And Flow
Written In The Stars
Earthsong Vs. Stardance
Written In The Stars (Reprise)

Zugabe

Die Wege des Menschen

Stephan Schelle, 04.11.2012

      Art Of Infinity Konzert

 

 

Art Of Infinity und Gandalf live-Menue