Ian Boddy und Bernhard Woestheinrich live
Ian Boddy & Bernhard Wöstheinrich

Live im Planetarium Bochum

am 27.09.2008


Ian Boddy & Bernhard Wöstheinrich

Der Schallwende Verein lud am 27.09.2008 wieder zu einem Elektronikkonzert ins Planetarium Bochum ein. Die Zusammenarbeit zwischen Planetarium und Verein ist sehr eng und die Elektronikkonzerte gehören mittlerweile zum Standardprogramm des Planetariums.


Schallwende und Spheric Music mit Stand


Diese Mal hatte der Verein das britisch/deutsche Duo Ian Boddy & Bernhard Wöstheinrich auf die Bühne geholt. Das Besondere daran, Ian und Bernhard kennen sich zwar schon recht lange, sind doch einige CDs unter Bernhards Mitwirkung bei Ian’s DIN-Label erschienen (so zum Beispiel „Blast“ von Centrozoon), doch gemeinsam standen die beiden noch nicht live auf der Bühne, auch gibt es bisher erst eine gemeinsame Veröffentlichung ("Moiré" aus dem Jahr 2004). Darüber hinaus war Ian bisher erst einmal live in Deutschland zu sehen. Sein Auftritt auf deutschem Boden reicht aber schon bis ins Jahr 1994 zurück. Somit wird deutlich, wie außergewöhnlich das Konzert der beiden Elektroniker war. Der Titel des Konzertes lautete „Beyond The Event Horizon“.

    
Das Bochumer Planetarium (links: Eingang / rechts: Außenansicht)

Die beiden hatten zwei Sets zu je 40 Minuten zusammengestellt. Einige Tage vor Konzertbeginn hatten sie sich getroffen, um die Musik festzulegen. Da es sich dabei um neues, bisher in der Form unveröffentlichtes Material handelte, konnte das Planetarium sich auf den Auftritt nicht vorbereiten. Normal wird dem Mitarbeiter des Planetariums, der für die Projektionen verantwortlich ist, einige Tage vorher das musikalische Material zugesandt, damit er sich entsprechend Gedanken zu den möglichen Bilden machen kann. Da er aber erst an diesem Tag, also quasi während des Konzertes die Musik hörte, musste er improvisieren, was an einigen Stellen zu Unterbrechungen in der Präsentation führte. Ansonsten machte er seine Arbeit aber gut, denn die Sternbilder, Planeten, Sternzeichen und im späteren Verlauf die sichtbaren Lichtstrahlen, die durch Einsatz von Nebelschwaden erzeugt wurden, waren sehr stimmungsvoll.

    

                   

Der Beginn des ersten Sets war sehr sphärisch und spacig gehalten. Flächen und Sounds, die an eine Reise durchs Weltall angelehnt waren, wurden von einer kräftigen Brandung (Wellenrauschen) begleitet. Dazu wurden Projektionen vom Sternenhimmel in der Kuppel des Planetariums geboten. Es folgte elektronisches Gezirpe und Synthiegeflatter welche in Flächen und Atmosphären übergingen, die die Anwesenden ins All beamten.

    

                   

Dann entwickelte sich langsam nach einigen Minuten so etwas wie eine Harmonielinie. Es dauerte nicht lange und eine Rhythmussequenz kam zum Vorschein und auch eine Melodie war zu vernehmen. Nun war endlich dieser typische Stil zu hören, den man von Ian Boddy kennt. Rhythmische Parts wechselten sich im verlauf mit spacig/flächigen Teilen ab, wobei die ruhigen Passagen klar die Oberhand hatten. Wie ich hinterher erfuhr, war ein Gerät von Ian während des ersten Sets abgestürzt, was dazu führte, dass er seine Parts nicht komplett spielen konnte. In der Pause musste er das Gerät neu booten. Besonders gut gefiel mir der letzte, sehr melodiös/rhythmische Teil des ersten Sets. Während dieses ersten Sets spielte Bernhard auch wieder auf seiner 'Z-Tarr' und einer EMU XL7, das ist ein Gerät das wie eine Gitarre gegriffen wird, aber statt Saiten zu zupfen, reagiert es auf Kontakt.

                   

                   

Nach einer kurzen Pause präsentierten die beiden ihren zweiten Set, der zunächst mit Sounds begann, die nach Signalen, die ins All gesendet werden, klang. Dieser Beginn war wieder sehr sphärisch und hatte darüber hinaus einen Soundtrack artigen Sound zu bieten. In diesen Teil streuten die beiden tolle Stereoeffekte ein, die von allen Seiten zu kommen schienen. Dann schlich sich auch wieder der typische Boddy-Rhythmus in die Musik ein und es waren auch wieder diese tollen Sounds zu hören, die Ian erschafft und die sofort ins Ohr gehen. In diese Musik woben sie auch noch Klänge, die durch ihre Instrumentierung keltisch oder schottisch klangen. Das brachte etwas Worldmusik bzw. Folk in die elektronische Weltraumreise.

    

    

Als Bonus hatten die beiden dann noch eine Zugabe im Gepäck, die für mich das Highlight des Abends war. Zum einen war dieser Track einfach faszinierend gespielt, hier stimmten Melodie- bzw. Harmonieführung sowie die optischen Effekte, zum anderen wirkten durch den Einsatz von Nebel die Lichtstrahlen, die die Planeten- und Sternenkonstellationen an die Decke projizierten, noch effektvoller. Das war schon sehr beeindruckend.

    

    

Ian Boddy & Bernhard Wöstheinrich lieferten ein sehr ansprechendes Konzert im Planetarium ab.

              

Stephan Schelle, 28.09.2008