Bernd Scholl - Live
in der Höhle Neandertal, 13.03.2022

 

Kinder, wie die Zeit vergeht. Im November 2019 war das letze Konzert von Bernd Scholl in der Höhle im Neandertal No. 1 in Erkrath. Und doch gefühlt gerade erst gestern gewesen. Das leidige Thema Pandemie hat eben alles ein wenig durcheinander gebracht. Umso mehr dürstet es einen danach, mal wieder zu einem Live-Konzert gehen zu können, mit lebendem Act und Publikum. Die Konzerte, die Bernd Scholl zugunsten des MS Fördervereins Erkrath gibt, haben ja schon einige Jahre Tradition. Und seit 2019 finden sie in einer Höhle an der berühmten Fundstelle des Neandertalers, direkt gegenüber des gleichnamigen Museums statt. Da coronabedingt immer noch einige Regeln und Maßnahmen einzuhalten sind, haben Bernd und der Organisator Timo Kremerius beschlossen, das diesjährige Konzert auf zwei Termine am Sonntag zu verteilen. Einmal um 17 Uhr und die zweite Veranstaltung um 20 Uhr. So war die Bestuhlung in der Höhle auch entsprechend aufgelockert und es hatte eine angenehme Wohnzimmer-Atmosphäre. Bis auf die Temperatur – das massive Gebirge hatte die Winterkälte noch zu einem guten Teil gespeichert. Aber auch wie beim letzten Mal hatte die Gastronomin Caterina Klusemann vom Restaurant Neandertal No. 1 dafür gesorgt, dass man in der Konzertpause etwas Warmes in den Magen bekam. Insofern war die Kühle gut auszuhalten.

 

Wer Bernd Scholl kennt, weiß, dass er nicht einfach nur Musik macht. Er entführt seine Zuhörer immer wieder mit seinen Klanglandschaften in andere Welten. Und falls das eigene Kopfkino nicht ausreicht, haben er und sein Projektpartner Klaus M. Weber wieder ein Multimedia-Event auf die Beine gestellt, das so ziemlich einzigartig ist. Aus Tausenden von Fotos hat der Bildkünstler Klaus M. Weber eine Collage zusammengestellt und mit der Musik von Bernd synchronisiert. Das Ganze ist so harmonisch, dass man gar nicht ahnt, wie viel Arbeit dahinter steckt, für jeden Sound und für jede Melodie die passenden Fotos zu finden und thematisch in Szene zu setzen. Aber da die beiden schon seit Jahren ein eingespieltes Team sind, ergänzen sich Musik und visuelle Effekte perfekt. Zum Auftakt hat Bernd einige Titel aus seinem Album „Mystic Voyage“ aus dem Jahr 2000 gewählt, wie um noch einmal in der Zeit zurück zu gehen und von vorne anzufangen, die Erinnerungen schweifen zu lassen und alles Negative der letzten 2 Jahre zu vergessen. Mit „Roof Of The World“, „Shamanic Journey“ und „Tibetan Ritual Ceremony“ , natürlich passend mit Fotografien aus Tibet, fühlte man sich auf die Gipfel des Himalaya versetzt und konnte, untermalt von Gong und Mönchs-Chorälen förmlich die dünne Luft der Annapurna oder des Mount Everest spüren. So haben uns Bernd und Klaus wieder einmal auf eine musikalische und visuelle Weltreise mitgenommen. Mit spektakulären Bildern aus dem Mikro- und Makrokosmos, eingehüllt in teilweise symphonische Klänge und Melodien war die Welt „da draußen“ tatsächlich nach ein paar Minuten vergessen.

In seiner Begrüßung hatte der Veranstalter Timo Kremerius den Zuhörern geraten und gewünscht, man möge für 2 Stunden alles Schlechte in der Welt vergessen und nur die Show genießen. Das ist, denke ich, allen weitest gehend gelungen. Die Kompositionen von Bernd Scholl zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie harmonische, fließende Melodien haben, die die Bilder auf der Leinwand noch plastischer und erlebbarer machen, so wie ein Soundtrack, der dem Film erst die nötige Tiefe verleiht. Das Konzept, ein Elektronik-Konzert mit einer Bildershow zu kombinieren, ist eine echte Bereicherung zu den rein akustischen Konzerten. Zu Titeln wie „Indian Full Moon Spirit“ oder „Ancient Caravaserai“, ergänzt mit den entsprechenden Fotos, entsteht sogleich ein gewisses Fernweh und man fühlt sich mitgenommen in die weiten Steppen und Wüsten dieser Welt. Da Klaus M. Weber nach eigener Aussage über einen riesigen Fundus von Tausenden Bildern verfügt und Bernd Scholl hoffentlich noch sehr lange kreativ und schöpferisch bleiben wird, sollten die nächsten Jahre noch viele dieser einmaligen Erlebnisse stattfinden.

    

Text: Udo Herrmann
Fotos: Bernd Scholl