Bernd Kistenmacher Bochum 2010
Bernd Kistenmacher live
Planetarium, Bochum 12.06.2010


                   

Der Berliner Elektronikmusiker Bernd Kistenmacher setzte nach jahrelanger öffentlicher Abstinenz in 2009 mit seiner CD „Celestial Movements“ eine starke Duftmarke, denn das Album konnte auf ganzer Länge überzeugen. Für mich eines der besten Elektronikalben des vergangenen Jahres.

    

    

Auch live hatte sich Bernd im neuen Jahrtausend rar gemacht. Nach seinem Gig in Italien (im Jahr 2000) war Bernd erst wieder in 2009 auf Einladung einiger französischer Fans mit seiner neuen Musik („Celestial Movements“) in unserem Nachbarland aufgetreten. Das erste Konzert auf deutschem Boden gab er aber erst am 12.06.2010 im Bochumer Planetarium. Es lief unter dem Motto bzw. Titel „A Celestial Night“.

    

     

Bernd’s Musik ist zwar rhythmisch aber auch sehr spacig und passt daher naturgemäß gut in die Umgebung eines Planetariums, mit seinen tollen Projektionen. Und dass er damit den Konzertreigen im gerade frisch renovierten Bochumer Planetarium eröffnete, machte die Sache dann noch einmal besonders.

     

Die neue Gestaltung des Planetariums hat aus meiner Sicht sowohl Vor- wie auch Nachteile. Zum einen gibt es jetzt eine kleine Bühne, auf der Konzerte abgehalten werden können, zum anderen bietet die technische Ausstattung noch beeindruckendere Großprojektionen, als es bisher schon der Fall war. Die Bestuhlung ist komplett neu und gut gepolstert, sie bietet jetzt aber nur noch eine Ausrichtung in eine Richtung, entgegen den früheren, drehbaren Sitzen. Sie zeigen auch nicht mehr zur Mitte, sondern in Richtung Bühne. Das hat zur Folge, dass man die Projektionen an der Kuppeldecke – je nach Sitzplatz - nur noch durch Drehung des Kopfes richtig genießen kann, was doch bei einigen Zuschauern zu Nackenproblemen führt.

    

Kommen wir aber zum Konzert von Bernd. Er hatte zwei Sets zusammengestellt, die aus seinen beiden letzten Alben bestanden. Er begann mit Tracks aus seinem aktuellen, an diesem Tag erschienenen Album „Beyond The Deep“. Dabei taucht Bernd musikalisch in die Tiefen der Ozeane ab, was er soundmäßig sehr gut umgesetzt hat. Zunächst hört man in der „Overture“ ein Geräusch, das nach einem fahrenden Motorboot klingt. Der Besucher wird quasi an den Ort des Geschehens transportiert. Dann taucht man schnell in den Unterwasserkosmos ein. Stilistisch klang dieser erste Track sehr orchestral und lag damit in der Nähe von Vangelis.

     

Zu diesem ersten Stück war eine Livekamera auf Bernd gerichtet, die ihn an die Kuppel projizierte. So konnte man in den ersten Minuten Bernd von jedem Platz aus gut an seinem Instrumentarium agieren sehen. Nach einigen Minuten folgte ein Sternenhimmel, der sich zu den Livebildern gesellte. Die ersten Projektionen waren hier recht unspektakulär, da sich – bis auf die Livebilder – nicht allzu viel an Bewegung an der Kuppel bot, das sollte sich aber noch ändern.

     

                   

Beim folgenden Stück „Tsunami“, bei dem Wellengeräusche aufkamen, blitzten erstmals die neuen Großprojektionen an der Kuppeldecke auf. Jetzt wurden beeindruckende, fast dreidimensional wirkende Animationen an die Kuppel geworfen, die wirklich atemberaubend waren. Große Wellenformationen waren zu sehen oder es fielen große, vom Sonnenlicht in Spektralfarben getauchte Tropfen vom Himmel. Da blieb so manchem der Mund offen stehen.

    

     

Eines der Highlights des ersten Sets war das sehr romantisch verträumte „Clayoquot Sound“, bei dem Akustikgitarrensounds zum Einsatz kamen und das durch eine sehr schöne Melodielinie bestach. Stilistisch blickten hier Tangerine Dream ein wenig hervor. Dazu sorgten die traumhaften Bilder unter der Kuppel dafür, dass man sofort aus der Realität abhob. Auch die Animationen, die wie kleinste Mikroorganismen aussahen waren atemberaubend. Vor allem in dem Moment, indem die Bewegung dieser Teilchen an Geschwindigkeit zunahm. Das war so gut gemacht, dass einem durchaus schwindlig werden konnte.

                   

    

Nach dem ersten gut einstündigen Set und einer gut 20minütigen Pause nahm uns Bernd dann mit ins Weltall, denn nun stand sein Werk „Celestial Movements“ auf dem Programm. Zu den wirklich beeindruckenden Stücken „In Face Of Saturn“ und „Colliding Stars“ wurden überdimensionale Projektionen unseres Erdballs, des Saturns und von Sternennebeln gezeigt, die sich an der Kuppel bewegten. Das wirkte phänomenal und riss mir ein ums andere mal den Boden unter den Füßen weg, denn wenn man sich auf die Bilder konzentrierte und die Musik dazu im Ohr hatte, dann kam ein Gefühl von Bewegung auf, so als würde man in einem Raumschiff durch das All schweben.

                   

Nach zwei Zugaben war dann ein fast zweieinhalbstündiges Konzert beendet, das Bernd einen donnernden Applaus bescherte.

    

Setlist

Erster Set (von Beyond The Deep):

Ouverture
Tsunami
Clayoquot Sound
Lost City

Zweiter Set (von Celestial Movements):

The Beginning
In Face Of Saturn
Colliding Stars
Living Between Asteroids

Zugabe

Eternal Lights (von Celestial Movements)
Who Will Save The World? (von Beyond The Deep)

Stephan Schelle, 13.06.2010