Zum
Eintrittspreis gab es - quasi als Eintrittskarte - eine CD mit über 78
Minuten Musik der auftretenden Künstler, die neun zum Teil
unveröffentlichte Stücke enthält (Ausnahme „Bad Sulza Rehearsel“, die auf
der SchwingungenCD Nr. 100 erschienen ist). Jedem, der nicht da war -
leider war das Konzert nicht ausverkauft - entging neben einem
hervorragenden Konzert auch noch ein wirklich tolles Album.
Gegen 20.15 Uhr begrüßte Detlef
Keller mit einer kurzen Ansprache die Besucher, darunter auch Gäste aus
Frankreich und Polen. Er gab dann ab an Mario, der in kurzen Worten
erzählter, wie es zu dem Duo Keller & Schönwälder gekommen ist. Dann ging
es mit dem ersten von zwei je 70minütigen Sets los.
Der erste
Set begann sehr verhalten mit Synthieflächen, die sich langsam
entwickelten. Während die Kuppel zu Beginn noch in einem azurblau
erstrahlte, auf der per Lightmotiv-Projektor (in dem Projektor befindet
sich farbiges Öl, was durch Bewegung farbige, psychedelische Formen
hervorruft). Dann wurde es dunkel und der Sternenhimmel wurde an die Decke
des Planetariums projiziert. Dazu fiel mir spontan nur der Anfang von
jeder Star Trek-Serie ein „Das Weltall, unendliche Weiten …“ Und genau so
tauchte man in den elektronisch / kosmischen Kosmos von Keller &
Schönwälder ein und war nach kurzer Zeit darin unwiederbringlich verloren.
Die Gestirne waren nicht als starres Bild an der Decke zu sehen, nein,
alle Sterne und Planeten bewegten sich und zeigten so ein lebendiges All.
Da die Sitzlehnen nach hinten kippten, konnte man dem Treiben an der Decke
in Ruhe folgen, während die Musik die restlichen Sinne einnahm.
Nach einigen Minuten spielte Mario
eine romantische Pianopassage, dann wurden die Sequenzer angeschmissen und
der Rhythmus hielt Einzug. Vor allem Bas Broekhuis der dann hinzukam
sorgte durch seine E-Drums für eine Tempoverschärfung.
Im weiteren
Verlauf wurde es dann technoartiger. Die Rhythmussequenzen und die E-Drums
erzeugten einen kräftigen, hypnotischen Beat. Dazu wurden die Laser
angezündet und die Nebelmaschine pustete ordentliche Schwaden in den Raum.
Dadurch änderte sich gleich die ganze Atmosphäre. Das hatte schon etwas
futuristisches bzw. galaktisches. In diesen Sound mischten sich dann
bekannt, fast klassische Elemente/Melodien. Es stellte sich heraus, dass
Detlef und Mario teile von Klaus Schulzes „Ludwig II. von Bayern“
eingebaut hatten. Das ganze war ein Gag, der eine Verbindung vom
zehnjährigen Jubiläum zu Klaus Schulzes LP „X“ herstellte (also 10 - es
war sein zehntes Album, auf dem sich der Song befand). Das Teil ging schon
ziemlich ab und klang absolut klasse. In einigen Passagen war dann auch
der Stil des bekannten Griechen Vangelis zu hören. Eine Version dieses
Parts befindet sich übrigens auf der CD, die als Eintrittskarte fungierte.
Es trägt den Titel „Loondermole #21“ und wurde live im Jahr 2003 in
Langenfeld aufgenommen.
Nach einer halben Stunde gesellte
sich dann Bernd Braun hinzu, der durch sein atmosphärisches Gitarrenspiel
eine gewisse Prog- bzw. Spacerock-Note in den Set brachte. Es folgte eine
weitere Verbindung zu einem der großen Elektroniker, nämlich zu Jean
Michel Jarre. Dies verwirklichten sie nicht mit ähnlichen Sounds wie vom
französischen Meister, nein, sie hatten eine Lichtharfe aufgebaut, so wie
man es von den Jarre-Konzerten her kennt. Diese Harfe, deren zwölf
Laserstrahlen auf die Decke gerichtet waren, wurde von Detlef live
gespielt (Mario betonte das am Ende des Sets ausdrücklich).
Nach gut 70 Minuten, in denen neben
Keller & Schönwälder auch Gerd Wienekamp (Der Laborant, Rainbow Serpent)
an Keyboards, Cello und Rainstick, Bas Broekhuis an E-Drums und Bernd
Braun (Arcanum) an der E-Gitarre zu hören waren, endete der erste Teil des
Konzertes.
Nach einer
Pause starteten die Musiker dann mit Teil zwei. Gleich zu Beginn legte
Gerd Wienekamp ein ca. siebenminütiges Solo auf dem Cello, das
elektronisch verfremdet wurde, hin. Erst klang das sehr düster wurde dann
aber immer melodiöser und als dann Detlef und Mario mit einstimmten ging
es wieder richtig ab. Thomas Fanger (Tom van Draft, Mind~Flux) legte dann
auch noch ein kurzes Gastspiel, jedoch ohne seine so beliebten
Sequenzerläufe in den Set mit einzubringen. Außerdem war neben Bernd Braun
jetzt auch noch Klaus Hoffmann-Hoock (Mind Over Matter, Cosmic Hoffmann)
an der E-Gitarre zu hören. Die beiden boten sich zwischendurch das ein
oder andere Mal einige Gitarrengefechte, die in die Richtung Psychedelic /
Spacerock einzuordnen waren. Bas Broekhuis hatte zwischendrin noch die
Gelegenheit sein Können an den Drums zu zeigen, denn er vollführte ein
mehrminütiges Solo.
Laserharfe
Visuell wurde das Konzert im zweiten
Teil mit Computeranimationen der Videokünstlerin Tina Zimmermann
angereichert. Da wurden psychedelische Formen und Bilder an die
Kuppeldecke projiziert. Wer mehr von dieser Technik sehen möchte, dem
empfehle ich die DVD „Visitation - Ambient Adventures In Sight An Sound“,
die bei Ceiba Europe, Schmiedehof 15,10965 Berlin erschienen ist. Auf der
DVD sind einige der Animationen zu sehen (vor allem bei dem Bonustrack von
Fanger & Schönwälder).
Wer denkt,
dass die Musiker nach zwei jeweils 70minütigen Sets die Nase voll hätten,
der täuschte sich, denn es gab noch eine gut 15minütige Zugabe, bei der
alle Musiker drauflos jammten. Auch die Laserharfe kam dabei wieder zum
Einsatz. Kurz vor Mitternacht war dann aber wirklich Schluss.
Insgesamt
boten Keller, Schönwälder & Friends ein sehr abwechslungsreiches Konzert,
das mit sehr gut gemachten visuellen Effekten auf der vollen Linie zu
überzeugen wusste. Lediglich an einigen Stellen wirkte das Zusammenspiel
etwas holprig, wenn die Gitarren klanglich nicht ganz ins Gesamtbild
passen wollten. Besonders deutlich wurde das bei der Zugabe.
Alle Musiker
hatten eine Menge Spaß bei diesem Konzert. Das machte sich allein dadurch
bemerkbar, dass ständig gelacht und geflachst wurde. Eine richtig tolle
Atmosphäre, die für die Besucher ebenfalls eine Menge Spaß bot. Ein
Zuschauer ging im zweiten Teil so aus sich raus, das er im Hintergrund
erst einmal abtanzte, während andere sich in dieser halb liegenden
Position einfach von der Musik treiben ließen. Da wird deutlich, dass
Elektronische Musik in vielfachen Variationen genossen werden kann. Es ist
zu hoffen, das diese musikalische Verbindung noch lange anhalten wird.
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