10 Jahre Keller & Schönwälder
10 Jahre Keller & Schönwälder

Live im Planetarium am Munsterdamm

in Berlin am 24.09.2004


Planetarium am Munsterdamm in Berlin

 

Und schon wieder ein Jubiläum. Nachdem Mario Schönwälder ja bereits im Jahr 2002 sein 10jähriges Labelbestehen absolvierte, feierten Mario und Detlef Keller am 24.09.2004 ihr gemeinsames 10 jähriges Wirken. Und wie das bei Mario so üblich ist, macht er dies nicht allein, sondern organisiert ein Konzert für sich und die Fans.

Begonnen hatte alles vor 10 Jahren im Planetarium am Munsterdamm in Berlins Mitte am Rande der Grünfläche mit dem Namen „Der Insulaner“. Und genau dort fand das Jubiläumskonzert statt. Das kleine Rund des Planetariums, das für maximal 280 Gäste Platz bietet, sollte an diesem Abend den Sequenzen und Synthieflächen gehören, die den Raum zum schwingen bringen sollten.

 

Zum Eintrittspreis gab es - quasi als Eintrittskarte - eine CD mit über 78 Minuten Musik der auftretenden Künstler, die neun zum Teil unveröffentlichte Stücke enthält (Ausnahme „Bad Sulza Rehearsel“, die auf der SchwingungenCD Nr. 100 erschienen ist). Jedem, der nicht da war - leider war das Konzert nicht ausverkauft - entging neben einem hervorragenden Konzert auch noch ein wirklich tolles Album.

Gegen 20.15 Uhr begrüßte Detlef Keller mit einer kurzen Ansprache die Besucher, darunter auch Gäste aus Frankreich und Polen. Er gab dann ab an Mario, der in kurzen Worten erzählter, wie es zu dem Duo Keller & Schönwälder gekommen ist. Dann ging es mit dem ersten von zwei je 70minütigen Sets los.

Der erste Set begann sehr verhalten mit Synthieflächen, die sich langsam entwickelten. Während die Kuppel zu Beginn noch in einem azurblau erstrahlte, auf der per Lightmotiv-Projektor (in dem Projektor befindet sich farbiges Öl, was durch Bewegung farbige, psychedelische Formen hervorruft). Dann wurde es dunkel und der Sternenhimmel wurde an die Decke des Planetariums projiziert. Dazu fiel mir spontan nur der Anfang von jeder Star Trek-Serie ein „Das Weltall, unendliche Weiten …“ Und genau so tauchte man in den elektronisch / kosmischen Kosmos von Keller & Schönwälder ein und war nach kurzer Zeit darin unwiederbringlich verloren. Die Gestirne waren nicht als starres Bild an der Decke zu sehen, nein, alle Sterne und Planeten bewegten sich und zeigten so ein lebendiges All. Da die Sitzlehnen nach hinten kippten, konnte man dem Treiben an der Decke in Ruhe folgen, während die Musik die restlichen Sinne einnahm.

    

Nach einigen Minuten spielte Mario eine romantische Pianopassage, dann wurden die Sequenzer angeschmissen und der Rhythmus hielt Einzug. Vor allem Bas Broekhuis der dann hinzukam sorgte durch seine E-Drums für eine Tempoverschärfung.

Im weiteren Verlauf wurde es dann technoartiger. Die Rhythmussequenzen und die E-Drums erzeugten einen kräftigen, hypnotischen Beat. Dazu wurden die Laser angezündet und die Nebelmaschine pustete ordentliche Schwaden in den Raum. Dadurch änderte sich gleich die ganze Atmosphäre. Das hatte schon etwas futuristisches bzw. galaktisches. In diesen Sound mischten sich dann bekannt, fast klassische Elemente/Melodien. Es stellte sich heraus, dass Detlef und Mario teile von Klaus Schulzes „Ludwig II. von Bayern“ eingebaut hatten. Das ganze war ein Gag, der eine Verbindung vom zehnjährigen Jubiläum zu Klaus Schulzes LP „X“ herstellte (also 10 - es war sein zehntes Album, auf dem sich der Song befand). Das Teil ging schon ziemlich ab und klang absolut klasse. In einigen Passagen war dann auch der Stil des bekannten Griechen Vangelis zu hören. Eine Version dieses Parts befindet sich übrigens auf der CD, die als Eintrittskarte fungierte. Es trägt den Titel „Loondermole #21“ und wurde live im Jahr 2003 in Langenfeld aufgenommen.

              

Nach einer halben Stunde gesellte sich dann Bernd Braun hinzu, der durch sein atmosphärisches Gitarrenspiel eine gewisse Prog- bzw. Spacerock-Note in den Set brachte. Es folgte eine weitere Verbindung zu einem der großen Elektroniker, nämlich zu Jean Michel Jarre. Dies verwirklichten sie nicht mit ähnlichen Sounds wie vom französischen Meister, nein, sie hatten eine Lichtharfe aufgebaut, so wie man es von den Jarre-Konzerten her kennt. Diese Harfe, deren zwölf Laserstrahlen auf die Decke gerichtet waren, wurde von Detlef live gespielt (Mario betonte das am Ende des Sets ausdrücklich).

Nach gut 70 Minuten, in denen neben Keller & Schönwälder auch Gerd Wienekamp (Der Laborant, Rainbow Serpent) an Keyboards, Cello und Rainstick, Bas Broekhuis an E-Drums und Bernd Braun (Arcanum) an der E-Gitarre zu hören waren, endete der erste Teil des Konzertes.

     

Nach einer Pause starteten die Musiker dann mit Teil zwei. Gleich zu Beginn legte Gerd Wienekamp ein ca. siebenminütiges Solo auf dem Cello, das elektronisch verfremdet wurde, hin. Erst klang das sehr düster wurde dann aber immer melodiöser und als dann Detlef und Mario mit einstimmten ging es wieder richtig ab. Thomas Fanger (Tom van Draft, Mind~Flux) legte dann auch noch ein kurzes Gastspiel, jedoch ohne seine so beliebten Sequenzerläufe in den Set mit einzubringen. Außerdem war neben Bernd Braun jetzt auch noch Klaus Hoffmann-Hoock (Mind Over Matter, Cosmic Hoffmann) an der E-Gitarre zu hören. Die beiden boten sich zwischendurch das ein oder andere Mal einige Gitarrengefechte, die in die Richtung Psychedelic / Spacerock einzuordnen waren. Bas Broekhuis hatte zwischendrin noch die Gelegenheit sein Können an den Drums zu zeigen, denn er vollführte ein mehrminütiges Solo.

     
                                                                           Laserharfe

Visuell wurde das Konzert im zweiten Teil mit Computeranimationen der Videokünstlerin Tina Zimmermann angereichert. Da wurden psychedelische Formen und Bilder an die Kuppeldecke projiziert. Wer mehr von dieser Technik sehen möchte, dem empfehle ich die DVD „Visitation - Ambient Adventures In Sight An Sound“, die bei Ceiba Europe, Schmiedehof 15,10965 Berlin erschienen ist. Auf der DVD sind einige der Animationen zu sehen (vor allem bei dem Bonustrack von Fanger & Schönwälder).

Wer denkt, dass die Musiker nach zwei jeweils 70minütigen Sets die Nase voll hätten, der täuschte sich, denn es gab noch eine gut 15minütige Zugabe, bei der alle Musiker drauflos jammten. Auch die Laserharfe kam dabei wieder zum Einsatz. Kurz vor Mitternacht war dann aber wirklich Schluss.

              

Insgesamt boten Keller, Schönwälder & Friends ein sehr abwechslungsreiches Konzert, das mit sehr gut gemachten visuellen Effekten auf der vollen Linie zu überzeugen wusste. Lediglich an einigen Stellen wirkte das Zusammenspiel etwas holprig, wenn die Gitarren klanglich nicht ganz ins Gesamtbild passen wollten. Besonders deutlich wurde das bei der Zugabe.

     

Alle Musiker hatten eine Menge Spaß bei diesem Konzert. Das machte sich allein dadurch bemerkbar, dass ständig gelacht und geflachst wurde. Eine richtig tolle Atmosphäre, die für die Besucher ebenfalls eine Menge Spaß bot. Ein Zuschauer ging im zweiten Teil so aus sich raus, das er im Hintergrund erst einmal abtanzte, während andere sich in dieser halb liegenden Position einfach von der Musik treiben ließen. Da wird deutlich, dass Elektronische Musik in vielfachen Variationen genossen werden kann. Es ist zu hoffen, das diese musikalische Verbindung noch lange anhalten wird.