Zinkl Gozon - Rebirth
Focus Records (2022)

(9 Stücke, 58:52 Minuten Spielzeit)

Anton Zinkl, der in 2020 mit „Tanzmusik für Robert“ ein herausragendes Elektronikalbum veröffentlichte, bringt am 02.03.2022 mit „Rebirth“ ein Album heraus, das zusammen mit dem Sänger der Progressive-Rock-Formation Argos, Robert Gozon, entstanden ist. Auf diesem Album geht es zwar auch wieder recht elektronisch zu, doch lebt Anton Zinkl hier mehr seine Liebe für die Progressive Rockmusik aus.


Erzählt wird die Geschichte über Zebulon, einen verzweifelten Mann, der unter schweren Depressionen und Schizophrenie leidet. In seiner Gedankenwelt begegnet Zebulon dem Memorymaker, dieser verspricht ihm Erlösung von seinen Problemen und vermittelt ihn an die Healing Queen, welche Zebulons Erinnerungen an seine Vergangenheit komplett löscht. Das Ergebnis ist für ihn zwar befreiend, aber auch erschütternd, denn mit dieser Operation ist ihm seine ganze Lebensgeschichte genommen worden. Memorymaker bietet ihm zum Ausgleich an, sein Gedächtnis völlig neu zu befüllen, mit fantastischen Erinnerungen, er lässt ihn in die Rolle von Prominenten schlüpfen - seine neue Vergangenheit ist wie eine berauschende Achterbahnfahrt aus ekstatischen Fake-Erlebnissen, für Zebulon eine Art Wiedergeburt.

Doch dieser erkennt bald, dass jenes gefälschte Leben zwar faszinierend ist, aber nicht das, nach was er sich wirklich sehnt: nach den authentischen Erlebnissen und Gefühlen in seiner Jugendzeit. Der zynische Memorymaker nennt ihm eine allerletzte Möglichkeit, das Tor zu seiner wahren Vergangenheit zu öffnen: Zebulon muss dafür sein Augenlicht opfern. Er lebt fortan als Blinder und versucht sich in sein Schicksal zu fügen. Da begegnet ihm Janine, eine reizende Frau, mit der er sich anfreundet. Aus Freundschaft entsteht Liebe und zum ersten Mal nach langer Zeit fühlt sich Zebulon wieder glücklich. Er hat seine Königin des Lichts gefunden.

Zebulon/Memorymaker werden ausdrucksstark von Robert Gozon dargestellt. Für die Rolle der Healing Queen konnte Zinkl die in London lebende Merlina Scarlet (sie firmierte auch als Alquimia) gewinnen, mit der er bereits 1999 das Album „Underwater“ (von Zinkl & Alkimia Lux) veröffentlicht hat. Darüber hinaus konnte Zinkl Amélie Erhard engagieren, die den Part von Janine übernahm. Sie hat eine klassische Gesangsausbildung und trat bereits mit dem Pianisten Alfred Brendel auf.

Entstanden ist mit „Rebirth“ eine surreale, progressive Rockoper mit dramatischen Momenten und berührenden Melodien, eingebettet in die zinkl’schen Klangwelten. Neun Stücke mit Laufzeiten von 5:04 bis 10:31 Minuten Spielzeit weist das Album auf, das in einem vierseitigen Digipack mit eingeklebtem 15seitigem Booklet ausgestattet ist, in dem sich alle Texte befinden.

Mit den typischen Zinkl’schen Synthsounds beginnt der 5:04minütige Opener „Downstairs“ und man hat zunächst das Gefühl als würde man eines seiner Elektronikalben hören. Doch spätestens wenn nach wenigen Momenten der Gesang von Robert Gozon einsetzt, kommt die rockige, progressive Note zum Vorschein. Nach etwas weniger als zwei Minuten wechseln die harten Klänge in eine Passage aus weichen, perlenden Synthiesounds und auch Robert’s Stimme passt sich dieser neuen Situation an. Das klingt eindeutig nach crimsonesquem Progrock.

Es folgt das 5:25minütige „A Good Advice“. Zunächst sind wieder Synthklänge zu hören, die ungewöhnlich und neuartig klingen. Auch Robert variiert seine Gesangsstimme passend zur Instrumentierung und zu seiner Rolle als Memorymaker. Nicht nur melodische Sounds hat Zinkl hier eingebaut, sondern auch recht rhythmisch, teils kurios wirkende Klänge, die aber eine Einheit bilden, sind in dem Track zu finden. Zum Ende hin wird es gar durch Orgelsounds sakral/symphonisch.

Im 5:05minütigen „Erasing The Past“ kommt dann Merlina Scarlet als Sängerin ans Mikro. Sie macht dabei eine sehr gute Figur. Ihr Gesang wirkt dabei ausdrucksstark wie bei einem Musical, was den Rockoper-Charakter deutlich unterstreicht. Rockig wirkt auch das 5:40minütige „Freshman“, bei dem Robert ein wenig wie David Bowie klingt.

Im siebenminütigen „Memorymaker“ kommen dann gar Reggaerhythmen auf, die sich in diesen progressiven Stil einfügen. Fast schon mit ein wenig Electro-Popappeal mit proggigem Einschlag beginnt das 10:31minütige Titelstück. Es ist aber auch von surrealen Klangfolgen und gar rockigen Passagen durchzogen und ändert mehrfach Struktur, Rhythmus und Melodik.

Die klassisch ausgebildete Sängerin Amélie Erhard übernimmt neben Robert Goron dann den Gesangspart im abschließenden „Queen Of Light“. Dieser letzte Song ist auch gleich einer der eingängigsten Stücke.

Anton Zinkl und Sänger Robert Gozopn haben mit „Rebirth“ ein wahrhaft progressives Album eingespielt das irgendwo im Umfeld von Bands wie King Crimson wandelt.

Stephan Schelle, Februar 2022

   

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