ZHAOZE – Intoxicatingly Lost
Trail Records (2016)
(9 Stücke, 61:39 Minuten Spielzeit)

ZHAOZE ist ein aus dem chinesischen Guangzhou stammendes Quartett. Die Band, die sich im Fahrwasser des Postrock bewegt, setzt sich aus Hoyliang (Gugin, Xiao, Keyboards), Little Dream (Gitarre), Roy (Bass) und Seasean (Schlagzeug, Glockenspiel) zusammen. Mit Gugin einem traditionellen chinesischen Saiteninstrument und Xiao einer Bambusflöte hat die Band zwei für westliche Ohren ungewöhnliche Instrumente mit im Programm. Das zeigt auch schon, dass die Band einige traditionelle Einflüsse in ihre Musik einbaut.


Die CD „Intoxicatingly Lost“ stellt die erste Veröffentlichung der Band im Westen dar. Es ist aber nicht das erste Album von ZHAOZE. Die einzelnen Stücke stammen vorwiegend von ihrem letzten Werk und wurden um weitere Stücke ihrer bisherigen Alben ergänzt. Mehr ist leider aus den spärlichen Infos im Cover nicht zu entnehmen.

ZHAOZE vermischen westlichen Postrock mit chinesischen Elementen. Der Postrock steht hier aber klar im Vordergrund, was sich schon im eröffnenden „The Worthless“ zeigt. Der Track beginnt mit Schlagzeug zu dem sich aus dem Hintergrund Gitarrenriffs einschleichen. Das ist atmosphärisch und klingt wie die ersten Alben von Long Distance Calling & Co. Aber die chinesische Band baut auch sofort einige traditionelle Klänge ein. Dabei werden die Saiteninstrumente auch schon mal mit einem Bogen gestrichen. Ähnlich geht es dann im zweiten Track „See You In The Dusk“ zu. Flirrende Gitarren schwingen sich durch den Raum.

Fernöstlich wird es dann so richtig im Track „Luò Mù (Falling Leaves)“, was vor allem durch die Gugin erzeugt wird. „19th Third Mov.“ ist ein Track mit leicht psychedelischen Anleihen und mit dem Klang der Gugin kommt so eine ganz eigene Atmosphäre auf. Schnell kann dieser Sound aber gefangen nehmen, denn Seasean sorgt mit seinem stoischen Rhythmus für hypnotische Atmosphäre, auf den die anderen dann Melodielinien legen.

Ambient und fernöstlich beginnt „The Youngster Fishing For The Stars“. Akzentuiert zupft hier Hoyliang die Gugin. Nach zweieinhalb Minuten kommen dann flirrende Gitarrenlicks auf, die den Track in andere Sphären heben. Auch in den anderen Tracks vermischen sie gekonnt Elemente zweier Welten und erschaffen so etwas ganz Neues. Dabei spielen sie oft mit der Dynamik, was den Track noch mehr Spannung verleiht. Mal gehen sie sehr sanft zu Werke um es im nächsten Moment krachen zu lassen. „Into Your Dream“ ist der einzig gesungene Track. Der gewöhnungsbedürftige chinesische Gesang hält sich aber dennoch in Grenzen.

Schön mal eine etwas andere Spielart des Postrock vom anderen Ende der Welt zu erleben. Keine Angst, zwar sind die chinesischen Elemente nicht zu überhören, doch ist die Musik auch für westliche Ohren äußerst angenehm, soweit man sich im Postrock wohlfühlt.

Stephan Schelle, Mai 2016

   

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