Zenit – The Chandrasekhar Limit

Zenit – The Chandrasekhar Limit
Galileo Records / Gonzo Media Group (2013)
(6 Stücke, 69:54 Minuten Spielzeit)

Das die Schweizer Eidgenossen den Prog beherrschen zeigte sich bisher vor allem durch die Band Clepsydra. Aus diesem Umfeld stammt auch die Formation Zenit, die mit „The Chandrasekhar Limit“ bereits ihr drittes Album veröffentlichen. Die Nähe zu Clepsydra kommt aber nicht von ungefähr, ist doch der Bassist Andy Thommen in beiden Bands tätig und auch Keyboarder Ivo Bernasconi hat schon bei Clepsydra ausgeholfen.


Neben diesen beiden gehören noch Lorenzo Sonognini (Gesang, Akustikgitarre), Luigi Biamino (Gitarre, Backgroundgesang) und Gabriele Schira (Schlagzeug, Perkussion) zur Formation. Daneben finden sich auch noch einige Gastmusiker im LineUp wieder.

Sechs Stücke, von denen allein die Hälfte jenseits der zehn-Minuten-Marke liegen, finden sich auf dem Album. Mit ihrem Stil bewegen sich Zenit im Neo-Prog und bereichern ihn um weitere Elemente wie Jazz, Folk und 70’er Jahre Rock/Krautrock. Der zwölfminütige Opener „Awaken“ beginnt mit Akustikgitarre und Lorenzos Stimme in einer Form, das man zunächst denkt eine Cat Stevens Scheibe zu hören. Schnell ändert sich aber das Bild und Neo-Prog bekommt die Oberhand. Dabei klingen Zenit wie Clepsydra oder die deutsche Formation Martigan. Dieser erste Song besticht schon mal durch eine sehr schöne Melodie und wunderbare Instrumentalpassagen. Das Gitarrensolo in diesem Stück lässt Vergleiche zu Bands wie Pink Floyd oder Eloy deutlich zu Tage treten. Ein klasse Beginn in die CD.

Mit „Cub Lady“ folgt dann das mit nicht ganz drei  Minuten kürzeste Stück des Albums. Der teils akustische Song hat gewisse stilistische Ähnlichkeiten zu Jethro Tull der 70’er Jahre, wirkt aber durch den Satzgesang etwas weicher als es Ian Anderson & Co. damals waren. Mit einer Art Reggae-Rhythmus wartet zunächst „PiGreco“ auf, um dann einige jazzige Motive und Popelemente hinzuzufügen. Auch spielen die Schweizer mit den unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Da wird mal eben eine recht komplexe und schnelle Passage von einer zeitlupenartigen abgelöst. Das hat eine ganz eigenartige und faszinierende Ausstrahlung.

Auch das folgende „Matrimandir“ zeigt mit seinen 17 Minuten Spielzeit eine Mischung aus proggigen und jazzigen Elementen. Dazu kommen noch orientalisch oder vorderasiatisch wirkende Zutaten wie zum Beispiel der Rhythmus oder die Sitarklänge. Dazu passend singt Leonardo einige Strophen in einer fremden Sprache. Auch kommen einige Gitarrenparts zum Vorschein, die mich an Acts wie Yes denken lassen.

Nach dem etwas schrägen Instrumental „Pulsar“ (hier erinnert mich die Band an Circus Brimstone, da sie Polkarhythmen mit Folk, Prog, Hardrock und was weiß ich noch allem verbindet) kommt dann mit der „The Daydream Suite“ das fast 25minütige Kernstück der CD. Und dieses Stück hat alles, was ein guter Longtrack haben muss. Zunächst recht klassisch beginnend, geht es direkt in Neo-Prog über, bei dem mir sofort wieder Bands wie Martigan einfallen. In diesem Stück zeigen Zenit ihre erzählerischen Fähigkeiten. Ein sehr schönes Stück Musik.

Die Schweizer Band Zenit legt mit „The Chandrasekhar Limit“ ein wirklich tolles Neo-Prog-Album mit Zutaten aus anderen Musikrichtungen vor und macht daraus etwas gänzlich Neues. Ein klasse Album, das ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, März 2013

   

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