Yoo Doo Right – From The Hights Of Our Pastureland
Mothland / The Orchard (2024)

(6 Stücke, 42:21 Minuten Spielzeit)

Die kanadische Band Yoo Doo Right, bestehend aus Justin Cober (Gitarre, Bass, Keyboards, Gesang), Charles Masson (Bass) und John Talbot (Schlagzeug, Perkussion) veröffentlichte am 06.12.2024 in Europa ihr mittlerweile drittes Album. Einen Monat zuvor ist es bereits in Amerika erschienen. Es wird sowohl auf Vinyl wie auch als Download angeboten. Für mich ist es aber der erste Kontakt zu dieser Stoner-/Experimentalrockband. Unterstützt wurde das Trio noch von Francis Leduc-Bélanger bei einem Stück an der Trompete.


Zunächst einige Infos aus dem Pressetext: „From The Heights Of Our Pastureland“ ist eine sich ausdehnende Folge hochdynamischer musikalischer Epen, die mit emotional aufgeladenen klanglichen Erkundungen verwoben sind. Ob sie nun sorgfältig melodische Klanglandschaften ernten, mantraartige Arrangements mit mechanischer Präzision wiederholen, unergründlich tief in abgrundtiefen elektrischen Signalen graben oder einfach Rollen mit rauer Hingabe sättigen, Yoo Doo Right haben sich auf den Weg gemacht, Ideen weiterzuentwickeln, mit denen sie zuvor begonnen haben, und bieten nun ein drittes Album an, das dunkler, schwerer und noch bedrohlicher ist als ihre vorherigen Werke.

Die Band kommentiert: „Wir wollten etwas Filmisches, aber nicht in der Art einer Filmmusik, sondern etwas, das mehr auf Erfahrung beruht. Wir wollten Musik erschaffen, die einen selbst antreibt, hoffentlich etwas, das an und für sich von Bedeutung ist. Wir wollen den Leuten kein Verständnis aufzwingen, aber für uns sind die vorherrschenden Themen Angst und Geduld, der Sturm des Kolonialismus, der Zusammenbruch des Kapitalismus und das gewaltige Unterfangen des Wiederaufbaus unter Berücksichtigung der Fehler der Vergangenheit. Es wird eine Parallele zwischen einer Naturkatastrophe und einer sozialen Katastrophe gezogen, die Erfahrung, einen drohenden zerstörerischen Sturm heranziehen zu sehen und zu beobachten, wie sich eine drohende gesellschaftliche Katastrophe unter unseren derzeitigen kolonialen, kapitalistischen Rahmenbedingungen entfaltet. Hoffentlich können sich die Leute Zeit nehmen, um sich selbst ein paar vernünftige Gedanken über das Album zu machen.“

Das Coverbild zeigt einen Wirbelsturm. Und genauso kraftvoll und manchmal auch brachial wie dieses Naturphänomen, so präsentiert sich auch die Musik auf dem Album, bei dem das Trio mehrfach eine Wall Of Sounds hochzieht. Mir lag zur Besprechung eine CD-Version vor.

Das Album beginnt mit dem 13:19minütigen Longtrack „Spirit’s Heavy, But Not Overthrown“. Und schon hier ist alles zusammengefasst, was die Musik auf diesem Album ausmacht. Das Stück beginnt gleich mal mit sägenden Gitarrenklängen, so wie bei einem japanischen Kamikazeflug Anfang der 40’er Jahre. Dann werden Orgelsounds hinzugefügt und das Stück wirkt nun einige Momente recht monumental. Nach zweieinhalb Minuten setzt dann das Schlagzeug ein und es entwickelt sich zunächst ein ruhiger Postrock artiger Track. Hier hat auch Francis Leduc-Bélanger einige Trompetenklänge beigesteuert. Das ist treibend und hypnotisch zugleich. Nach sechs Minuten wird dann die Dynamik angezogen und es werden so langsam Soundwälle hochgefahren. Dieser Part ist jetzt mehr im Stonerrock verortet. Allerdings ändert sich das Bild nach gut anderthalb Minuten erneut, sobald es melodischer wird und Gesang hinzugefügt wird. Nach einer ekstatischen Phase endet das Stück dann aber mit recht ambienten Keyboardklängen.

9:11 Minuten ist das Stück „Enger Glacier“ lang. Hier sind zunächst rhythmische Klänge auszumachen, die ansatzweise wie bei einem indianischen Ritualtanz wirken, sich aber immer mehr zu einem rockigen Klang steigern. Flirrende Gitarren werden dann eingebaut und es entsteht eine Soundcollage, die recht düster wirkt. Die Dynamik dieser Sounds wird immer mehr angezogen und die Wall Of Sound wieder hochgezogen. Die Band variierte die Sounds nur sporadisch und langsam, so dass ein treibender Mahlstrom entsteht.

Ein Gitarrenrhythmus, in den sich schnell ein druckvolles Schlagzeug einfügt, sorgt im 7:18minütigen „Ponders End“ für einen treibenden Track mit hypnotischer Wirkung. Das klingt fett und melodiös zugleich. Yoo Doo Right spielen in diesem Stück mit der an- und abschwellenden Dynamik.

Mit 3:53 Minuten ist dann „Lost In The Overcast“ das kürzeste Stück des Albums. Ein sanfter Track der mit einem dezenten Rhythmus und den fast schwebenden Klängen für eine entspannte Stimmung sorgt. Abgeschlossen wird das Album dann mit dem 8:39minütigen Titelstück. Hier baut die Band dann in der ersten Hälfte noch mal eine Wall Of Sound auf, um dann in der zweiten Hälfte atmosphärisch und sanft auszuklingen.

Der kanadischen Band Yoo Doo Right ist mit ihrem dritten Werk „From The Heights Of Our Pastureland“ ein Album gelungen, das gekonnt mit einer Wall Of Sound sowie mit ruhigen Passagen spielt. Die abwechselnde Dynamik macht hier vor allem den Reiz aus.

Stephan Schelle, Dezember 2024

   

CD-Kritiken-Menue