Wucan – Live At Deutschlandfunk
MIG made in germany music (2023)

(12 Stücke, 76:39 Minuten Spielzeit)

Wucan gehört zu den angesagten Bands, die, ähnlich wie die Blues Pills oder Pristine, den Spirit des 70er-Jahre Rocks in eine moderne Form gießen und diese Stilart mit enormer Energie neu erschaffen. Bisher zeugten drei Studioalben von dieser begeisternden Spielart der 2011 in Dresden gegründeten Formation. Am 13.01.2023 erscheint nun das erste Livealbum von Wucan, bei der das Quartett ihr Können unter beweis stellt.


Markenzeichen ist bei Wucan vor allem die Gesangsstimme von Sängerin und Bandgründerin Francis Tobolsky, die daneben auch noch Flöte, Gitarre, Theremin und Percussion spielt. Daneben steht ein männliches Trio bestehend aus Tim George (Gitarre, Backgroundgesang) Philip Knöfel (Schlagzeug) und Alexander Karlisch (Bass) im aktuellen LineUp.

Wucan haben eine ganz eigene Art gefunden, die unterschiedlichen Musikstile zu ihrem Eigenen zu machen. So finden sich neben Hardrock auch Psychedelic-, Progressive-, Kraut- und Folkrock-Anklänge in ihren Songs wider. Dabei wechseln sie oft zwischen sanften Passagen und einer härteren Gangart. Vor allem Francis Flötenspiel erinnert dabei ein ums andere Mal an Ian Anderson von Jethro Tull.

Am 10.09.2021 traten Wucan in der bekannten Blues Garage in Isernhagen bei Hannover auf. Diesen Auftritt nutzte der Deutschlandfunk, um vor Ort die Show aufzuzeichnen. Diesen energiegeladenen Auftritt veröffentlicht nun MIG auf CD in einem Jewelcase, das mit einem Einlegeblatt als Cover ausgestattet ist.

Ein Dutzend nur so vor Energie strotzender Stücke finden sich auf dem Album. Fünf der gespielten Stücke stammen vom letzten Album „Heretic Tongues“ und jeweils drei von ihren früheren Werken „Sow The Wind“ und „Reap The Storm“.

Mit einem druckvollen „Kill The King“ startet die Band in ihr Set und zeigt gleich mal wo es lang geht. Das ist kraftvoller Hardrock mit Anderson-Flair. Dabei kommt auch eine Spur Frumpy-Feeling auf. Wucan machen von Anfang an keine Gefangenen und starten mächtig durch. Das zeigt, welch Livequalitäten dieses Quartett besitzt.

Der Streifzug durch ihre Alben geht dann munter weiter, in dem sie mit „Father Storm“ vom 2017’er Album „Reap The Storm“ kräftig nachlegen. Man hat schon beim Hören das Gefühl, als würde Francis auf der Bühne kaum zu bändigen sein. Ein leichter Blueseinschlag kommt dann zunächst in „Looking In The Past“ auf, das aber schnell den Spirit der späten 60’er bzw. frühen 70’er heraufbeschwört. Ein in der ersten Hälfte betörender Track, der dann ab der Hälfte in einen eruptiven Part wechselt.

Mit „Zwischen Liebe und Zorn“ kommt dann der erste auf Deutsch gesungene Song. Auch in ihrer Heimatsprache macht die Band eine gute Figur. Gesanglich agieren Francis und Tim dabei wie politische Bands der Marke Ton Steine Scherben.

Vom Song „Aging 10 Years In 2 Seconds“ fand ein 4:11minütiger Auszug in das Liverepertoire. Demgegenüber wurde „Wandersmann“ etwas erweitert und in einer 19:25minütigen Version zum Abschluss des Konzertes gespielt. Francis kündigt den Titel mit den Worten an: „Wir haben noch einen Klassiker für euch. Den spielen wir auf fast jeder Show. Und wenn im Moment Tanzen nicht verboten wäre, würde ich euch bitten zu tanzen.“ In diesem Song kommt noch mal alles zusammen, was Wucan ausmacht.

Die Liveenergie, die dieses Quartett besitzt, wurde perfekt eingefangen. Die Klangqualität der Aufnahme ist darüber hinaus hervorragend und man hat das Gefühl mittendrin im Konzert zu stehen. Hier haben Mixer und Masterer ganze Arbeit geleistet.

„Live At Deutschlandfunk“ ist ein Livedokument, das die ganze Kraft der deutschen Rockband destilliert. Ein grandioser Mitschnitt, der in jede gute Rocksammlung gehört.

Stephan Schelle, Januar 2023

   

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