Wolf Maahn – Lieder vom Rand der Galaxis – Solo Live

Wolf Maahn – Lieder vom Rand der Galaxis – Solo Live
Libero Records / Rough Trade (2012)
(15 Stücke, 71:02 Minuten Spielzeit)

Fast 30 Jahre ist es her, dass Wolf Maahn, die deutsche Soulstimme schlechthin, mit seinem Album „Deserteure“ sein Debüt feierte. Zwischen diesem Debüt und der Gegenwart liegen zahlreiche Alben mit Hits und unvergessenen Songs wie „Irgendwo in Deutschland“, „Ich wart auf dich“, „Rosen im Asphalt“, „Stunde um Stunde“, „Der Clown hat den Blues“, „Schiffe ohne Häfen“ oder „Fieber“ sowie unzählige Konzerte, darunter auch ein Auftritt im legendären Rockpalast.


Mit seinen Alben „Direkt ins Blut“ und „Direkt ins Blut 2“ hat er bereits unplugged seine Stücke präsentiert. Damals wurde er aber immer von seiner Band begleitet. Das ist auf „Lieder vom Rand der Galaxis“ (es trägt den Untertitel „Solo Live“) aber anders, denn hier agiert er als „Ein-Maahn-Band“, nur mit Gitarre und selbst hinzugefügter Perkussion (zum Beispiel durch einen stampfenden Fuß), live ganz allein auf der Bühne. Und dass seine Songs soviel Potenzial aufweisen, dass sie auch in dieser reduzierten Form funktionieren, das zeigt sein neues Album, auf dem er 15 Stücke seines umfangreichen Repertoires in abgespeckten Versionen präsentiert.

Dem Pressetext ist zu entnehmen: Solokonzerte von Wolf Maahn galten lange Zeit eher als Ausnahme, waren kurze Auftritte, die es Maahn ermöglichten, spontan ohne großen Tour-Tross zu agieren. Sei es vor 120.000 Zuschauern beim legendären Wackersdorf-Festival oder einer Benefiz-Gala in der Bonner Oper. Aus den eher seltenen Anlässen ergaben sich schon bald verschiedenste Anfragen, die immer wieder zurückgestellt wurden und erst 2005 zu einer ersten Solo-Tour führten.

Dem schnell lauter werdenden Ruf nach einem Solo-Live-Album mochte die deutsche Rocklegende zunächst aber nicht folgen. „Die Solo Shows rocken, sind sehr intensiv und es macht Spaß!“, so Maahn, „Aber: funktioniert das auch auf einer kleinen Stereoanlage in einem Wohnzimmer irgendwo in Deutschland?“ Nach einigen Mitschnitten beschloss er, sowohl am Sound der Gitarren wie auch an seiner Spielweise weiter zu feilen. Er brauchte eine Weile um die besten Lagen für die Solo Performances zu ermitteln, den besten Groovefaktor und die richtigen Mikrofonpositionen. O-Ton Maahn: „So wie ich die Gitarre spiele, gibt es ja keine Vorbilder. Wer spielt denn schon so durchgeknallt?“ Der Linkshänder und Autodidakt spielt nämlich von jeher Rechtshändergitarren, die er einfach umdreht ohne die Saiten umzuspannen, so dass er in aller Regel die hohen Töne zuerst anschlägt.

Und die Songs, die während der „Fieber Hautnah Solotour 2011“ aufgenommen wurden, rocken in der Tat. Sehr deutlich wird das beispielsweise in dem Stück „Kathedralen und Zahlen“, bei dem er an der Gitarre förmlich abgeht. Das ist mitreißend und ekstatisch zugleich. Wolf Maahn feiert mit diesem quasi Best Of-Album, auf dem sich unter anderem Stücke wie „Irgendwo in Deutschland“, „Ich wart auf dich“, „Rosen im Asphalt“, „Der Clown hat den Blues“, „Kind der Sterne“ und „Durch alle Zeiten“ befinden, sein 30jähriges Jubiläum und schenkt den Fans ein Album mit Neuinterpretationen bekannter und beliebter Stücke. Aber auch ein neues Stück mit dem Titel „Nothing But A Heartache“ - in englischer Sprache, was verwunderlich ist, hat er doch mit „Third Language“ nur einen Ausflug in diese Sprache gewagt -, das wie ein R&B-Klassiker wirkt, befindet sich auf der CD.

Mit „Lieder vom Rand der Galaxis“, das Mitte August 2012 erscheint, hat sich Wolf Maahn und seinen Fans ein wahres Geschenk zu seinem 30jährigen Künstlerjubiläum gemacht. Die Songs sind in mitreißenden Versionen vorgetragen und trotz ihrer Reduzierung doch äußerst druckvoll ausgefallen. Ein klasse Album, das den Ausnahmemusiker von einer etwas anderen Seite zeigt.

Stephan Schelle, August 2012

   

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