Willy de Ville – Live At The Metropol Berlin
Meyer Records / Rough Trade (2012)
(18 Stücke, 77:58 Minuten Spielzeit)

Zu Willy de Villes 3. Todestag, dem 06. August 2012, erscheint neben der aufwendig ausgestatteten DVD-Box das Konzert „Live At The Metropol“ auch als CD und audiophiles Vinyl. Willy de Ville am 24. Juni 2002 im Berliner Metropol war in absoluter Höchstform! Eines der besten Konzerte ever! Die Berliner Morgenpost schrieb damals: Und immer ist da diese raue, dreckige, vor Gefühl kochende Stimme, die durch „18 Hammers“ und „Cadillac Walk“ bluest, sich bei „Across The Border Line“ und „Broken Heart“ in Sehnsucht verliert oder bei „Carmelita“ und „Hey Joe!“ vorsätzlichen Verlust beweint. Die Fans feiern den morbiden Latin-Lover mit dem ironischen Grinsen frenetisch. Ein großer Abend ... Soweit der Presstext.

Das LineUp an diesem Abend bestand aus Willy de Ville (Gesang, Gitarren), Freddy Koella (Gitarren, Violine, Mandoline), David Keyes (Bass, Backgroundgesang), Boris Kingberg (Perkussion) sowie Dorene und Yadona Wise (Backgroundgesang).

Frenetischer Jubel des Publikums brandet gleich schon zu Beginn des Konzertes beim ersten Stück „Loup Carou“ auf. Die Band spielt, während Willy die Bühne betritt und, sobald sein Gesang einsetzt, die ganze Bühne mit seiner Präsenz einnimmt. Diese rauchige, dunkle Reibeisenstimme schiebt sich sofort unter die Haut.

Weiter geht es mit der bluesigen Rock’n’Roll-Nummer „One Night Of Sin“, bei der Willy seine Tonlage in Richtung Louis Armstrong schiebt und auch mal aus voller Brust schreit. Die Interpretation von „Broken Heart“ geht schon ziemlich unter die Haut, so sehnsuchtsvoll singt de Ville dieses Stück. In „Bamboo Road“ sorgen vor allem die Perkussion für südamerikanisches Feeling. Die Stücke des Konzertes können wirklich mitreißen und entführen den Hörer im heimischen Wohnzimmer in die ganz persönliche Welt des Willy de Ville.

Die CD erscheint im sechsseitigen Digipack, das nur spärliche Informationen bereithält. Die hochwertige Doppel-LP bietet alle 20 Titel sowie ein 24seitiges Booklet mit einem Interview, das quasi als künstlerisches Vermächtnis des Meisters angesehen werden kann.

Mit „Live At Metropol – Berlin“ wird der dritte Todestag des Ausnahmemusikers Willy de Ville gebührend geehrt. Sehr gut gefällt mir der glasklare Sound, der nicht nur das Konzert sondern auch die teils frenetischen Zuschauerreaktionen einfängt. Ein klasse Livedokument.

Stephan Schelle, August 2012