Well Bad – Judgement Days
Blue Central Records / Membran (2015)

(11 Stücke, 43:35 Minuten Spielzeit)

Tom Waits Stimme, Joe Cockers Aussehen, Willie Dixons Gene, diese Attribute verleiht der Pressetext dem Singer/Songwriter Daniel Welbat, der als Well Bad firmiert. Und in der Tat ist es erstaunlich, wie Daniel ein ums andere Mal stimmlich und stilistisch nach Tom Waits auf seinem zweiten Studioalbum „Judgement Days“ klingt. Diese Tatsache ist schon bemerkenswert, wenn man dann aber erfährt, dass der aus Hamburg stammende Musiker gerade mal 26 Lenze zählt, dann ist das umso erstaunlicher.


Bereits über sein Debüt im Jahr 2011 hieß es: „Kaum zu glauben, dass „Beautiful Disaster“ das Erstlingswerk eines jungen Mannes sein soll“ (Bluesnews). Und auch auf „Judgement Days“ verschleiern markante Reibeisenstimme und tiefe Verwurzelung im Blues das tatsächliche Alter des 26-Jährigen. Sein im Hamburger Hafenklang-Studio aufgenommenes und von Stephan Gade (Udo Lindenberg, Niels Frevert, Wingenfelder) produziertes Album erscheint auf dem eigenen Indie-Label Blue Central Records. Es klingt so geradeheraus wie variantenreich.

Der Opener „A Little Pain“ in dem es um die Vorzüge der Scherzempfänglichkeit geht, ist eine leise, melancholische Akustikgitarrennummer. Hier deutet Daniel den Tom Waits-artigen Gesang leicht an, was sich in den folgenden Stücken dann aber noch deutlicher zeigen wird.

Ebenfalls mit Akustikgitarre beginnt das Titelstück. Ein Hauch Country/Bluegrass mit einem skurril wirkenden Rhythmus bestimmt dieses Stück, bei dem Well Bad kurzfristig Gott abmeldet. Hier sorgt die jetzt sehr düster angelegte Stimme, die recht kauzig wirkt, für rechte Tom Waits-Stimmung. Im folgenden „Coffin For Two“ liefert sich Daniel ein herzzerreißendes Duett mit Jessy Martens. Die beiden Stimmen passen in diesem Song, der die bedingungslose Liebe bis in den Tod beschreibt, perfekt zusammen und verbreiten eine ungeheure Stimmung. Darüber hinaus wird dieser Song von Bläsersounds und Kazoo gewürzt.

Leicht düstere Klänge mit Gospeleinschüben (Chorgesang) werden in „Good World“ geboten, das einen Trip-Hop-Groove besitzt und in dem es um Leben und Tod geht. Hier erinnert die kratzige Stimme von Well Bad auch an Joe Cocker. In „Poor Mary“ kommt durch Rhythmus und Mundharmonika Westernatmosphäre auf. Der Rhythmus nimmt in jedem Fall gefangen. Eine tolle Nummer. Das bluesige „Three Legged Dog“ vermischt dagegen die Sounds von Tom Waits mit Tito & Tarantula.

„Rockin Chair“ ist eine Pianoballade, deren Melodie mir recht bekannt vorkommt, die ich aber nicht wirklich zuordnen kann. Der Song geht direkt unter die Haut. Danach wird es in „One Kiss Too Late“ recht funkig. Die kauzige Stimme von Well Bad steht in direktem Kontrast zum funkigen, locker flockigen Rhythmus. Aber auch das passt hervorragend zusammen.

Nach der teils akustischen Midtemponummer „Compliment“ nimmt uns Well Bad in dem Endzeitsong „Talking French“ mit auf eine Reise, die mit einem Ennio Morricone-Soundtrack unterlegt wird. Einige Passagen erinnern an „Spiel mir das Lied vom Tod“ & Co. Bedrückend wirkt dabei die tiefe Stimme des Musikers. Den Abschluss bildet dann das rockige „Don’t Go Back To The Coalmine“

„Judgement Days“ von dem deutschen Musiker Well Bad alias Daniel Welbat, ist ein klasse Album, das durch die tiefe Stimme Welbat’s, die oft an Tom Waits erinnert, eine große Faszination ausstrahlt.

Stephan Schelle, Mai 2015

   

CD-Kritiken-Menue