Vibravoid - Minddrugs

Vibravoid - Minddrugs
Sulatron Records / Cargo Records (2011)
(7 Stücke, 54:10 Minuten Spielzeit)

Die deutsche Band Vibravoid ziemt sich an, Drogen für’s Gehirn (für das englische Wort „mind“ gibt es ja verschiedene Begriffe wie Psyche, Gedanken oder Verstand) unter die Leute zu bringen. Ist das Illegal? Wenn es so gemacht wird wie bei Vibravoid, dann nicht, denn die aus Düsseldorf stammende Psychedelic-/Acid-Rockband um Mastermind Christian Koch hat ihr neues, mittlerweile fünftes Studioalbum „Minddrugs“ betitelt. Und in der Tat ist hier Musik enthalten, die die Sinne vernebelt und den Hörer in ein anderes Universum schickt. Es erscheint am 13.05.2011.


Wer außer Christian Koch noch zur Band gehört, ist leider aus dem Booklet und dem mitgelieferten Pressetext nicht zu erkennen. Fünf eigene Stücke sowie eine Coverversion beinhaltet das neue Album von Vibravoid, das für mich den ersten Kontakt mit dieser Band darstellt. Und nach dem ersten Durchlauf frage ich mich schon, wie mir diese Band nicht auffallen konnte.

Im traditionellen Psychedelic-/Acid-Rock sind die einzelnen Stücke verhaftet, nicht ohne mit einem modernen voluminösen Sound aufzuwarten. Das zeigt sich gleich schon im Opener „Seefeel“ einem Wortspiel aus sehen und fühlen. Dieser Opener ist mit 3:20 Minuten recht kurz, geht dafür aber gut ins Ohr. Man hat das Gefühl in der Zeit weit zurücktransportiert zu werden. In die späten 60’er als diese Psychedelic angesagt war. Ein wahrer Psychedelic-Pop-Hit, falls es so etwas gibt.

Mit „What You Want“ kommt der erste Longtrack, der es auf mehr als zwölf Minuten bringt. Was zunächst mit psychedelischen Gitarrenlicks und einem schwingenden Synthiesound unterlegt ist, entwickelt sich nach knapp einer halben Minute zu einem fesselnden, rockigen, mit treibendem Rhythmus versehenen Song, der mich sofort packt. Hier wird Psychedelic mit weiteren stilistischen Musikformen der endsechziger und frühen siebziger Jahre vermischt und zu einer hypnotischen Nummer mit Ohrwurmcharakter aufgebaut. Bei diesem Stück kann man so richtig abgehen, das stelle ich mir live als richtigen Kracher vor. Und bei der Länge des Stückes bleibt genug Freiraum für diverse Soli.

Leicht abgehoben, so als würde Krautrock und Psychedelicrock miteinander vermengt, klingt „Do It Allright“, mit flirrenden Synthies, die nach einer Art Theremin klingen. Dann kommt der Rocker „You Keep On Falling“, bei dem man förmlich in die Boxen gezogen wird (und das über die volle Länge von fast neun Minuten), so hypnotisch ist das Stück, obwohl es einen treibenden rockigen Rhythmus aufweist. Das kurze, nicht ganz dreiminütige „Lost Intensity“ wirkt wie sphärischer Spacerock oder wie ein Soundtrack zu einem alten Science Fiction Film. Es macht den Eindruck eines Vorspiels zum letzten Longtrack des Albums.

Der Hammer dieses Albums kommt zum Schluss und ist die Neuinterpretation von Pink Floyd’s „Set The Controls For The Heart Of The Sun“, das bei Vibravoid auf fast satte 23 Minuten ausgedehnt wird. Meeresrauschen und eine vorsichtige Melodielinie des Stückes starten in diesen unglaublichen Track. Windgeräusche begleiten anfangs das Stück und so langsam schält sich die Melodie klarer heraus. Nach etwas mehr als zwei Minuten sind Vibravoid nah am Original, verändern es aber im weiteren Verlauf durch symphonische Klänge, weitere Sounds und Effekte. Besonders bedrohlich wird es, wenn sich Sirenengeheul unter den fesselnden Rhythmus und die psychedelischen Orgelsounds mischen. Nach diesen gut 23 Minuten muss man erstmal aufatmen und man ist gewillt das Stück erneut anzuwählen bzw. dem ganzen Album noch einen Durchlauf zu gönnen.

Mit „Minddrugs“ haben mich Vibravoid sehr schnell für sich eingenommen. Das Album verströmt eine fesselnde, hypnotische Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann. Wer auf Psychedelic-Rock steht, kommt meines Erachtens an Vibravoid nicht vorbei. Tolles Album das Appetit auf mehr macht.

Stephan Schelle, März 2011

   

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