Via Obscura - Gedanken

Via Obscura - Gedanken
Woodhouse Records (2012)
(8 Stücke, 43:37 Minuten Spielzeit)

„Gedanken“ ist das mittlerweile zweite Album des aus Münster stammenden Trios Via Obscura. Wie schon beim 2009’er Debütalbum besteht die Band aus Anne-S. Thinius (Gesang und Keyboard), Alexander Thinius (Schlagzeug, E- und Akustik-Gitarren, Orchesterkomposition und Programmierung) und André Manke (Bass). Für den klanglichen Aspekt sorgte wiederum Produzent Siggi Bemm (The Gathering, Tiamat, Theater of Tragedy).


Das zweite Album ist bekanntlich das schwierigste und so haben sich Via Obscura auch gut drei Jahre Zeit gelassen um den Nachfolger ihres Werkes „Traum“ herauszubringen. Die Musik der drei jungen Künstler war von der Grundstimmung ihres Debüts ja schon ein wenig melancholisch und so passen die Covergestaltung und auch der Booklet-Inhalt sehr gut zur Atmosphäre ihrer Musik.

Acht Songs, die wieder recht kurze Titel tragen, befinden sich auf der CD. Die Laufzeiten der einzelnen Stücke liegen indes zwischen knackigen 3:07 Minuten und ausufernden 7:32 Minuten Spielzeit. Die Hälfte der Songs knackt dabei die Sechs-Minuten-Marke.

Mit dem längsten Stück der CD, „Moment“, beginnt das Album fast im Singer/Songwriter-Stil. So wirken die ersten Klänge aus Piano, Gitarre und Schlagzeug jedenfalls. Sobald Anne’s helle Stimme dann aber einsetzt kommt das mittelalterliche Flair in dieses balladeske Stück. Ihre Stimme scheint dabei im Kontrast zu der Instrumentierung zu stehen und verbreitet dieses eigentümliche Gefühl von Melancholie, das sich durch die Songs von Via Obscura zieht. Im Mittelteil wird es dann etwas rockiger. Auffallend sind hier die noch mehr ausgearbeiteten Solopassagen, die fast schon psychedelische / Progrock artige Ausmaße annehmen. Das zeigt sich vor allem bei den Gitarrensoli von Alexander. Damit erweitern Via Obscura ihren Horizont und die musikalische Bandbreite.

Auch der zweite Song „Dreck“ bringt es auf mehr als sieben Minuten. Dieser beginnt zunächst mit einer Orgelpassage, was dem Titel zunächst einen etwas sakralen Anstrich verpasst. Doch schon nach wenigen Momenten kommen fette, kraftvolle, metalartige Gitarrensounds zum Vorschein, die diesen sakralen Charakter hinfort blasen. In die Metalklänge mischen sich auch wieder einige proggige Elemente. In diesem Song gefällt mir Anne’s Stimme allerdings wesentlich besser als im Opener, da sie nicht versucht hoch zu singen. Der Song übt eine mystische und entrückte Atmosphäre aus.

Auch das nächste Stück „Sing“ schließt sich mit seiner melancholischen Stimmungslage den anderen Stücken an. Recht balladesk schreitet es gemächlich voran. Kraftvoller mit Metal-/Gothic-Einschlag geht es dann in „Ruine“ weiter. Das sind vier Beispiele für die Musik von Via Obscura, die sich in dieser Form auf dem Rest des Albums fortsetzt.

Auch mit ihrem zweiten Album haben die Münsteraner Via Obscura ihren melancholischen Rock, der Elemente aus Metal, Gothic und Mittelaltermusik in sich vereint, beibehalten. Allerdings finden sich - vor allem in den längeren Tracks - auch weitere Zutaten aus Progressive Rock, die dem Sound eine weitere Note verleihen und so die Musik von Via Obscura weiterentwickeln. Wer das Debüt mochte, der wird auch am Zweitwerk seinen Spaß haben. Ein gutes Album, das vor allem nach mehrfachem Hören seine ganze Bandbreite entfaltet.

Stephan Schelle, November 2012

   

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