Vero – Wolken
Zucker Himmel Das wir es bei der Musikerin mit dem Künstlernamen Véronique de la Chanson – kurz Vero – mit einer selbstbewussten Person zu tun haben, zeigt sich schon am Cover und den Fotos im Booklet. Sie zeigen Vero mit einer Gitarre bewaffnet und einem T-Shirt von Greatful Dead in zahlreichen Rockerposen. Vor ihrem Solodebüt, das den Titel „Wolken Zucker Himmel“ trägt, hat sie bereits musikalische Erfahrungen in den Bands The Boonaraaas, DollSquad, The Cherypops und Orange Crush gesammelt. |
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Laut
Pressetext kommen Vero’s Einflüsse aus den Sixties, dem Powerpop, Rock
Garage und Soul. Aber auf der CD lässt sich auch der Einfluss der Neuen
Deutschen Welle (NDW) nicht verleugnen, mit der Vero aufgewachsen ist. Mit
ihrer Musik verortet sich Vero zum einen im Mainstream, zum anderen geht
es aber auch recht rockig auf dem Album zu wie beispielsweise im eröffnenden
Titelsong. Der Retrosound hat einen gewissen Charme wie in „Revolutionär“,
der sehr an die NDW erinnert. Chansonesque geht Vero auf ihren Songs aber,
wie man vielleicht bei ihrem Pseudonym annehmen könnte, nicht zu Werke.
Vielmehr verbreitet sie mit ihrem Gesang in den Songs im Wechsel mal ein
unschuldiges Flair, dann kommt sie wieder sehr selbstbewusst rüber. Bei
dem Song „Ich würde lieber ein Mädchen küssen“ hat sich Vero von
dem Sixtiessong „I’d Much Rather Be With The Girls“ von Donna Lynn
inspiriert. Der Song verströmt dabei ein kleines bisschen Flair von dem
Lucilectric-Hit „Weil ich ein Mädchen bin“, allerdings mit
Rockabilly-Feeling. „Tschau
und bis dann“ und „Zivilisation“ sind richtige Rocksongs mit
punkigem Flair die durch den trockenen Sound gut abgehen. „Auf
der Rollbahn in den Irrsinn“ befinden wir uns doch mehr oder weniger
alle, meinte eine Freundin Veros beim gemeinsamen Biergartenbesuch.
Verwoben ist dieser Text mit Anleihen an Heinar Klipphardts Buch „März“.
März lebt in einer psychiatrischen Einrichtung, von der Gesellschaft als
nicht nur normal eingestuft. Aber was ist in unserer Gesellschaft normal,
was schizophren, was ist sinnig oder unsinnig? Kann nicht der als krank
abgestempelte Mensch ‚normaler’ sein als jemand, den man gemeinhin als
angesehenes und funktionierendes Mitglied der Gesellschaft ansieht? Der
Song „Oh El Trash“ mit seiner Sixties-Orgel und den herrlichen
Retro-Gitarren ist an die Geschichte „Der Meister und Margarita“ von
Michail Bulgakow angelehnt. El Trash steht für keinen geringeren als die
Figur des Korojew, Gehilfe von Voland, dem Teufel höchstpersönlich. Sein
Freund Behemoth ist ein riesiger schwarzer Kater, mit dem er zusammen
allerhand Streiche spielt. „Wolken
Zucker Himmel“ ist eine Scheibe, die am Rande des Mainstream wandelt und
dabei die Sounds der Sixties, des Punk und der NDW miteinander vereint,
dabei aber ein ganz besonderes Flair versprüht. Mal singt Vero
selbstbewusst ihre Texte um dann im nächsten Stück ein unschuldiges,
naives Flair zu verströmen. Wer deutschsprachige Rockmusik mit
Sixrtiesflair und NDW-Einschübe mag, der kommt hier voll auf seine/ihre
Kosten. Stephan Schelle, Dezember 2018 |
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