Vanesa Harbek - Visiones
A1 Records / Broken Silence (2021)
(12 Stücke, 51:55 Minuten Spielzeit)

Die gebürtige Argentinierin Vanesa Harbek lebt mittlerweile in Berlin und veröffentlicht am 14.01.2022 ihr drittes Studioalbum, das den Titel „Visiones“ trägt. Ihr musikalisches Markenzeichen, traditionellen Blues mit Soul-Elementen und Tango zu vermengen, hat der Sängerin und Gitarristin, die auch exzellent Trompete spielt, schon den Beinamen „der weibliche Carlos Santana“ eingebracht.


Für Harbek ist „Visiones“ eine Herzensangelegenheit. Nicht nur, weil die seit 2016 in Berlin lebende Musikerin und Malerin mit diesem Album nun auch Europa endgültig erobern will, sondern auch, weil es das bisher persönlichste Werk der 43jährigen Argentinierin geworden ist. In 12 Songs, die sie teils auf englisch, teils auf spanisch singt, nimmt Vanesa Harbek die Hörer mit auf eine musikalische Reise durch ihr Leben und ihre Seele, und drückt sich dabei nicht nur musikalisch, sondern auch visuell aus, denn zu jedem Titel auf dem Album existiert auch ein Gemälde der südamerikanischen Künstlerin, die nebenbei erwähnt, ihre Werke auch in einer Berliner Galerie ausstellt.

Das Album erscheint in einem vierseitigen Digipack, dessen Cover und 16seitiges Booklet sehr farbenfroh von Harbek gestaltet wurde. Neben zahlreichen Fotos von ihr finden sich auch die Songtexte in dem Booklet.

Eingespielt wurde das Album in der Besetzung: Vanesa Harbek (Gesang, Gitarren, Trompete), Martin Engelien (Bass), Thomas Hufschmidt (Keyboards), Berni Bovens (Schlagzeug) und Pitti Hecht (Percussion).

Wie könnte man in diesen Zeiten ein Album besser als mit dem Titel „Positive Day“ beginnen? Nicht nur der Titel, auch die Musik dieses Openers nimmt einen sofort mit. Sofort treten das Gitarrenspiel, das an Carlos Santana erinnert und die glasklare und intensive Stimme von Harbek in den Vordergrund. Wer auf lateinamerikanischen Rock der Marke Santana steht, der wird sich hier sofort zu Hause fühlen. Der Song wurde bereits vorab als Single veröffentlicht.

Gefühlvoll, melancholisch und dennoch groovy erzählt Vanesa Harbek im zweiten Song „Te Extraño Buenos Aires“, wie sie Argentinien verlassen hat, um in Deutschland ein neues Leben anzufangen, dabei aber immer ihre Heimat im Herzen trägt. Der Song wird von Harbek in Spanisch gesungen und versprüht eine Menge argentinisches Flair. Sehr atmosphärische Gitarrensounds (E- und Akustikgitarre) sorgen darüber hinaus für eine traumhafte Stimmung.

Die Vorab-Singles des Albums, „It’s Crazy”- den sie noch während ihrer Zeit als Lehrerin in einer Musikschule in Buenos Aires geschrieben hat - ebenso wie „Positive Day” – haben es bereits in die Top 50 der Charts bei Spotify und iTunes geschafft. Hier zeigt sich schon, warum Vanesa Harbek als Queen of Latin Blues bezeichnet wird. Auch dieser Song hätte auf einem aktuellen Santana-Album bestens Platz gefunden.

Ihre ganze argentinische Mentalität lässt sie dann im Song „Muriendo Un Poco Çada Día“ freien Lauf. Sehr ausdrucksstark singt sie diesen Titel in ihrer Heimatsprache. Ihr Trompetenspiel sorgt darüber hinaus dafür, dass man sich gedanklich in den musikalischen Vierteln Buenos Aires wiederfindet, wo der Tango seine Wurzeln hat. Bluesig wird es dann in „Feeling So Bad“. 

Ein weiterer persönlicher Song ist „Hell In Paradise“, der von einer vergangenen, toxischen Beziehung handelt. Hier bringt sie einige funkige/bluesige Gitarrenlicks ins Spiel. Nach zwei Rock betonten Nummern kommt dann Vanesa‘s Liebe zum Tango im Titel „Vuelvo al sur“ noch einmal zum Tragen. Es handelt sich um ein Cover des argentinischen Tango-Revolutionärs Astor Piazzolla, übrigens dem einzigen Track auf „Visiones“, der nicht aus ihrer Feder stammt.

Die aus Argentinien stammende Musikerin Vanesa Harbek wird ihrem Titel „Queen of Latin Blues“ auf ihrem dritten Album „Visiones“ absolut gerecht. Sie bietet auf dem Album eine Mischung aus Blues, Rock und Latinrock, der manchmal nah am Sound von Santana heranreicht. Das macht einfach Spaß. Die Songs können - wenn alles gut geht - Anfang 2022 auch live bewundert werden.

Stephan Schelle, Dezember 2021

   

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