Ultravox - Brilliant Es zeugt schon von großem Selbstvertrauen, wenn eine Band, die fast 30 Jahre nach ihrer Trennung ein Comebackalbum auf den Markt bringt, dieses dann „Brilliant“ nennt. Gemeint ist die britische New Wave-Band Ultravox, die in den 80’ern erfolgreiche Hits wie „Hymn“, „Vienna“ oder „Dancing With Tears In My Eyes“ hervorbrachte. Man darf sich die Frage stellen, ob für solche Art von Musik im neuen Jahrtausend noch Platz ist. Die Antwort gibt das Album und sie heißt ganz klar - Ja!!! |
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Neben den elektronischen Sounds ist es vor allem Midge Ure’s markante Stimme, die diesen hohen Wiedererkennungswert hat. Wer die Musik von Ultravox mochte, der wird sich sofort in ihrem neuen Klangkosmos zu Hause fühlen. Es braucht nur wenige Töne und man ist wieder in ihren Fängen gefesselt. Was schnell auffällt ist, dass die Titel der Stücke lediglich auf ein Wort reduziert sind. Dafür sind die Songs sehr schön ausgearbeitet und - wie man es von Ultravox erwarten kann - mit herrlichen, eingängigen Melodien ausgestattet. Dramatische Melodiebögen, leidenschaftliche Songs und die grandiose Produktion sind Klangprämissen, die verdeutlichen, wie gut diese wiederauferstandene Band ist. Zugleich bilden die neuen Songs eine perfekte Ergänzung zu ihrem bestehenden Katalog: Ihre Klassiker klingen noch heute erstaunlich zeitgemäß und ihr Einfluss auf zeitgenössische Musik wirkt frappanter denn je. „Man muss sich nur noch einmal die Achtziger vergegenwärtigen“, so Frontmann Midge Ure, „Ultravox galten schon damals als Sonderlinge. Wir passten in kein musikalisches Lager, grätschten quasi dazwischen. Während alle anderen ihre Popsongs auf Synthesizer spielten, kamen wir mit ‘Vienna’. Manchmal waren wir auf der Bühne durch und durch eine Rockband, zumal wir neben Synthesizern auch auf Gitarren zurückgriffen. Aber gerade ‘Vienna’ klingt auch nach dreißig Jahren noch immer einzigartig und somit zeitlos.“ „‘Brilliant’ ist ein bittersüßer Kommentar zur Popkultur“, erklärt Midge Ure. „In dem Titelsong geht es um die Kehrseite von Ruhm und Erfolg, es ist ein Song über die jungen hoffnungsvollen Hüpfer, die die Folgen des Ruhms ignorieren, und über die sich daraus ergebende Rate des Verglühens. In gewisser Weise muss man ‘Brilliant’ mit einem Fragezeichen versehen.“ Soweit der Pressetext. Zum musikalischen: Auf „Brilliant“ klingen Ultravox – wie schon oben erwähnt - so, als wären sie nie fort gewesen. Sie schließen zum einen direkt an ihre alten Produktionen an, verfeinern sie aber durch die modernen technischen Mittel von Heute. Herausgekommen ist ein wunderbares Album, das nur so vor Ideen und Melodien sprüht. Los geht es mit „Live“, das mit einem Pianomotiv beginnt, an dass sich ein Schlagzeugrhythmus anschließt, der den Hörer sofort wieder in die musikalische Welt von Ultravox zieht. In diesem Song zeigen sie eindrucksvoll, was Mide Ure so treffend beschrieben hat. Auf der einen Seite will man die Band immer in ein New Wave/Electropop-Korsett stecken und doch bieten sie viel mehr. Der Song ist druckvoll und zart zugleich. Schlagzeug und Gitarren sorgen für den rockigen Anstrich, während das Piano die zarte Seite der Band unterstreicht. Elektronischer wird es dann im nächsten Song „Flow“. Die Kombination aus Synthies und Gitarren löst bei mir sofort eine Gänsehaut aus. Ein absolut klasse Song, der unglaubliches Volumen hat und ein Gitarrensolo enthält, das ich mir bei Livekonzerten hervorragend vorstellen kann. Das Titelstück folgt in gleich hoher Qualität. Auf dem ganzen Album reiht sich eine Perle an die andere wie an eine Schnur, es gibt keinen einzigen Ausfall. Wer die Musik von Ultravox mochte, der wird dieses Album lieben. Mit „Brilliant“ ist Ultravox ein umwerfendes Comeback-Album gelungen. Eindrucksvoll beweisen Midge Ure & Co. dass sie auch im neuen Jahrtausend in der Lage sind faszinierende Melodien/Songs zu schreiben. Nach dem Hörgenuss muss man sich die Frage stellen, warum haben sie so lange mit einer Veröffentlichung gewartet? Auf der anderen Seite kann man froh sein, dass sie sich noch dazu durchgerungen haben. Die Stücke haben das Potenzial bei Livekonzerten das Publikum aufzumischen. Es ist zu hoffen dass die Briten auf den Geschmack gekommen sind und weitermachen. Ein grandioses Werk! Stephan Schelle, Mai 2012 |
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