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Ujig
- Delta Die italienische Band Ujig, bestehend aus Konstantin Kräutler (Schlagzeug), Edoardo Maggioni (Keyboards), Marco Leo (Gitarren) und Cesare Pizzetti (Bass) veröffentlichte im Sommer 2025 ihr viertes Album unter dem Titel „Delta“. |
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Von
einer unbändigen expressiven Dringlichkeit beseelt, stellt „Delta“
eine künstlerische und konzeptionelle Entwicklung der Band dar, die stets
auf der Suche nach neuen Klangexperimenten und tiefen, humanistischen
Bedeutungen ist. Diesbezüglich erklären Ujig: „Wir glauben, dass einer
der Hauptzwecke der Musik, neben der Unterstützung der Spiritualität,
darin besteht, Emotionen und Ideen zu teilen und verschiedene Perspektiven
zwischen Wesen zu bieten, die den gleichen Raum und die gleiche Zeit
teilen. „Delta“ entstand aus dem Bewusstsein, dass die heutige Welt
den Menschen zunehmend zum Sklaven von Zahlen macht. Der Wert von Dingen
und Menschen wird mit den Zahlen gleichgesetzt, die sie erzeugen, sei es
das Bankkonto oder die Anzahl der Streams eines Künstlers. Die Musik gibt
uns die Möglichkeit, frei mit Zahlen zu spielen, wie wir es auch im
Alltag tun sollten“. Jeder
Song ist eine klangliche Reise, die die Philosophie der Gruppe
widerspiegelt: aus der Reihe tanzen, neue Dimensionen erforschen und
Konventionen in Frage stellen. Und vor allem die Aufwertung von
Unterschieden, wie die Band behauptet: „Das Delta ist das Symbol für
den Unterschied in der Mathematik. Der Unterschied ist die Einzigartigkeit
eines jeden Menschen. Der Unterschied und die eigene Einzigartigkeit sind
ein Reichtum und ein Schatz, den es zu bewahren und zu verteidigen gilt in
einer Welt, die mehr und mehr zur Homologisierung tendiert“. Heute
zeichnen sich Ujig mehr denn je durch eine einzigartige Verschmelzung von
progressivem Jazz, elektronischen Verunreinigungen und kühnen
Improvisationen aus. Die Trompete von Fabrizio Bosso (in „All The Things
It Is“ und „Sema Beyaz“) und Lorenzo Cimino („Deedoo“) sowie die
Stimme von Paola Folli („Sema Beyaz“) verleihen den Kompositionen
Klasse und Tiefe. Das Album startet mit
dem siebenminütigen „Deedoo“, das durch das Trompetenspiel von
Lorenzo Cimino eine ganz besondere Note bekommt. Ein sanftes Stück, das
eine sehr schöne, vom Jazz bestimmte Melodie aufweist. Hier ist neben der
Trompete vor allem das Keyboardspiel (klingt nach Piano) von Edoardo
Maggioni und das sanft vorantreibende Schlagwerk von Konstantin Kräutler
zu nennen. Aber auch Gitarrist Marco Leo glänzt mit einem Solo. Eine sanfte
Akustikgitarre eröffnet dann das siebenminütige „Make Make“. Auch
dieses Stück besitzt eine eingängige Melodie und behält diese sanfte
Stimmung über die volle Länge bei. Durchzogen ist der Track aber von
herrlichen Soli der Musiker. Im siebenminütigen
„All The Things It Is“ darf dann Gastmusiker Fabrizio Bosso zeigen,
was er an der Trompete kann. Zunächst wird von dem Quartett eine sanfte
Atmosphäre aufgebaut. Nach etwa anderthalb Minuten übernimmt dann
Fabrizio Bosso mit seiner Trompete die Leadmelodie. Im Verlauf wird es
dann aber auch jazziger und es werden einige Soli eingestreut, ohne die
melodisch/harmonische Stimmung zu konterkarieren. Das fünfminütige
„Maybe“ glänzt durch atmosphärische Keyboard- und Gitarrenklänge,
bei denen man sich gedanklich aus dem Hier und Jetzt wegbeamen kann. Vor
allem die Gitarrenklänge schieben sich unter die Haut. Im siebeneinhalbminütigen
„Zorua“ ist dann zunächst das Keyboard (wieder im Pianomodus)
Klangbestimmend. Dann setzen Schlagzeug und Gitarre ein und es entwickelt
sich ein herrlicher, atmosphärischer Jazzrocktrack. „Sema Bayez“ ist der
einzig Track auf dem Album, bei dem auch eine Stimme zum Einsatz kommt.
Erneut ist Fabrizio Bosso an der Trompete zu hören und Paola Folli
steuert lautmalerischen Gesang (ohne Text) bei. Den Abschluss bildet dann
das fünfminütige „Prospettive“, das von Gitarre und Bass bestimmt
wird. „Delta“ von der
italienischen Band Ujig bietet herrlich atmosphärischen und melodischen
Jazz mit einer leichten Rocknote. Ein sehr schönes stimmungsvolles Album. Stephan Schelle, November 2025 |
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