Ueberschaer -
Flow Of Time Der Bremer Heiko Ueberschaer macht seit mehreren Jahren Musik und hat bisher drei EPs („First“ (2016), „Bowie“ (2017) und „Back?“ (2018)) unter dem Namen Ueberschaer herausgebracht. Am 18.02.2022 kommt der erste Longplayer „Flow Of Time“ heraus, von dem zuvor am 26.11.2021 „Crime“ und am 21.01.2022 „Dispair“ als Singles veröffentlicht wurden. |
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Die
Story: Erzählt wird die Geschichte eines Paares aus der Perspektive des
Mannes. Dabei ist das Album nicht ausschließlich chronologisch aufgebaut,
sondern es wird mit Zeitsprüngen gearbeitet. Die Texte sind zum Teil
konkret und zum Teil metaphorisch angelegt. Der erste Abschnitt -
„Heaven’s Gate“ - findet in der Gegenwart statt. Wir befinden uns
auf einer Trauerfeier („Memorial“), auf der der überlebende
Protagonist an die Verstorbene zurückdenkt und die Hörer einen Einblick
in ihren Charakter bekommen („Wanderlust“). In „Neverland“
erinnert er sich an die beste Zeit der Beziehung bis zu dem Zeitpunkt als
alles anders wurde. Der zweite Abschnitt findet vollständig in der
Vergangenheit statt, wird aber hauptsächlich im Präsens erzählt. Zu
Beginn der Beziehung geht es um Inniges Zusammensein, um Zweisamkeit und
mehr („Togetherness“). Wie immer in Beziehungen zwischen Menschen
greifen auch Ängste Raum („Nightmare“) und entstehen Gefühle wie Abhängigkeit
(„Addiction“). Als diese belastenden Gefühle stärker als die
Anziehung werden, entstehen Misstrauen und Streit, es folgt Trennung und
das Wegmachen von Gefühlen mittels Drogen („Halloween“). Es kommt
dann zu einem verhängnisvollen Ereignis („Crime“), bei dem die
Partnerin des Protagonisten schwer verletzt wird und ins Koma fällt
(„Dreamer“). Leider überlebt sie nicht und der Protagonist bleibt
verzweifelt zurück („Despair“). Der letzte Abschnitt findet zeitlich
nach der anfänglichen Trauerfeier statt, also perspektivisch in der
Zukunft. Der Protagonist gerät in tiefe Trauer und Wut über sein
Schicksal, die in Phantasien sich selbst oder anderen etwas anzutun übergehen.
Doch am Ende entscheidet er sich mit dem, was passiert ist, weiter zu
leben („Metamorphosis“). Zum Ende der Geschichte erleben wir einen
gealterten Protagonisten, der noch einmal in Gedanken an seine alte Liebe
denkt bevor er selbst durch seinen Tod erlöst wird („Me And You In The
Rain“). Heiko
Ueberschaer sagt über das Album: „Als
die Idee entstand im Rahmen eines Progressive Rock Albums eine
Liebesgeschichte mit Höhepunkten und Abgründen zu erzählen, waren meine
beiden Eltern noch am Leben. Die im Album erzählte Geschichte ist zwar
rein fiktiv, dennoch hat das Ableben beider Eltern in den letzten Jahren
doch eine persönlichere und emotionalere Note in die Umsetzung des Albums
gebracht, besonders weil es in der Geschichte auch um zwei Todesfälle
geht.“ Über die Zeit (Jean-Luc Picard - Star Trek - Treffen der
Generationen): „Jemand hat mir mal gesagt, die Zeit würde uns wie ein
Raubtier ein Leben lang verfolgen. Ich möchte viel lieber glauben, dass
die Zeit unser Gefährte ist, der uns auf unserer Reise begleitet und uns
daran erinnert jeden Moment zu genießen, denn er wird nicht
wiederkommen.“ 16
Stücke mit Laufzeiten von 4:15 bis 10:27 Minuten Spielzeit finden sich
auf dem Silberling, der in einem Mediabook mit 32seitigem Booklet steckt.
Musikalisch sind diese 16 Songs geprägt von Einflüssen aus Art Rock
& Progressive Rock, Jazz, Pop und Klassik. Heiko
Ueberschaer singt mit seiner angenehmen Baritonstimme alle Songs, was
ihnen ihren Stempel aufsetzt, aber auch wenig Variantenreichtum beschert.
Musikalisch bietet das international besetzte Ensemble eine sehr gute
Leistung. Gestartet
wird mit dem dreiteiligen „Heaven’s Gate“. Der 7:09minütige Part I
nennt sich „Memorial“ und beginnt, dem Thema entsprechend (einer
Trauerfeier), recht melancholisch, wechselt aber schnell in einen recht
jazzig/proggigen Part. Dies zeigt auch schon die Marschrichtung an, auf
der das Album wandelt. Der zweite, 5:28minütig Part „Wanderlust“
nimmt die Stimmung auf und verziert das Ganze mit einer markanten
Basslinie, druckvollem Schlagzeug, Gitarrenlicks und leicht wavigen und
retroartigen Keyboardsounds. Der dritte Part, „Neverland“ bringt es
dann auf 4:42 Minuten Spielzeit. Recht proggig geht es anfangs in diesem
Teil zu, bis dann ein Reggaerhythmus hinzugefügt wird und der Song gar
ein leichtes Popfeeling verströmt. Das
5:22minütige „Togetherness“ zeigt sich dann von einer etwas
ruhigeren, sanfteren Seite, während das 5:19minütige „Nightmare“ mit
einigen spooky Klängen aufwartet und leicht in Richtung Sound von Bands
der Marke Flower Kings schielt. Einen
leichten AOR-Einschlag hat dann das 4:15minütige „Addiction“, das darüber
hinaus mit proggigen und symphonischen Sounds spielt. Ein Song der gut ins
Ohr geht. Sehr schön ist auch das 7:14minütige „Crime“, das neben
Prog auch jazzige Elemente enthält, sich aber sehr melodisch zeigt. Das
4:46minütige „Despair“ geht ebenfalls sehr gut ins Ohr. „Metamorphosis“
ist mit seinen 10:27 Minuten Spielzeit der längste Track des Albums und
gleichzeitig – auch aufgrund der sehr schönen Instrumentalparts, in
denen es gut abgeht - ein Highlight auf dem Silberling. Den Abschluss
bildet dann das 7:23minütig „Me And You In The Rain“, das wieder
etwas Melancholie verströmt und leicht Musicalhaft wirkt. Das
Konzeptalbum von Ueberschaer mit dem Titel „Flow Of Time“ ist ein sehr
ansprechendes Debütalbum geworden, das – trotz des in grau gehaltenen
Booklets – sehr aufwendig gestaltet wurde. Stephan Schelle, Februar 2022 |
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