TURA YA MOYA – huko na huko
Sireena Records / Broken Silence (2019)

(19 Stücke, 78:09 Minuten Spielzeit)

Der ungewöhnliche Bandname Tura Ya Moya stammt aus dem afrikanischen und bedeutet in der Sprache der Zulu soviel wie „Land der Geister“. Die beiden Köpfe hinter der Band und Multimedia-Art-Gruppe sind aber weit vom afrikanischen Kontinent entfernt. Dies sind die aus Dänemark stammende Karen Thastum (Klarinette, Gesang, Piano, Keyboards, Flöte, Glocken, Zither, Kalimba) und der Deutsche Udo Erdenreich (Bass, Jaw’s Harp, Hurdy Gurdy, Gesang, Loops, Gitarren, Glocke, Gong, Orgel).  


Das Bandprojekt hat sich auf Konzerte mit Licht- und Bild-Projektionen an sonderbaren Orten spezialisiert. 1988 in Kopenhagen gegründet, bespielte sie seitdem zahlreiche Örtlichkeiten und Fassaden in Europa und Grönland - immer auf der Suche nach dem Geist des jeweiligen Ortes. Ihr Konzept: die Überschreitung von Grenzen zwischen Musik, Kunst und Performance.

So sind in den letzten 30 Jahren eine Vielzahl an Mixed-Media Kompositionen entstanden. Manche wurden für einen speziellen Ort komponiert, den die Gruppe gerade bespielte (eine Kalkhöhle, eine Burg, eine Fort-Insel, ein Planetarium etc.). Andere wurden als Stimmungsbild der Zeit oder des jeweiligen Themas (z.B. die Geschichte Europas), womit sich die Gruppe gerade beschäftigte, geschrieben.

Die Musik dieser dänisch-deutschen Fusion, die sich Anfang der 90er in Berlin getroffen hat, ist inspiriert von ethnical roots, Experimental, Neue Musik, Jazz und Trance. Sie ist eine Reise durch die Welt und deren Geschichte: Von Yggdrasil und Walhall über Afrika und Arabien. Von Grönlands Eisbergen bis zu Berlins Hinterhöfen. Die Texte, überwiegend von Karen Thastum geschrieben, spiegeln das Leben und die Weltpolitik.

Neben den beiden Hauptprotagonisten haben noch 16 Gastmusiker sowie zahlreiche unbekannte Fledermaussounds bei den Stücken der CD „huko na hoko“ (bedeutet soviel wie hier und da) mitgewirkt. 15 der 19 Stücke wurden im Berliner Beatstudio aufgenommen. Daneben finden sich noch drei Livemitschnitte sowie eine Aufnahme aus dem Atlantic Studio im Grönländischen Nuuk.

Die Stücke bieten atmosphärische, teils ambiente Worldmusic, die so in keine musikalische Schublade passt. Karen singt einige der Stücke in ihrer Landessprache, was neben der Instrumentierung auch eine Spur nordischer Folkmusik mit ins Spiel bringt. Aber auch experimentelle Klänge die zu hypnotischen Elementen mutieren wie zum Beispiel in „Valhal“ finden sich auf dem Album. „Axis Mundi“ ist ein Song, bei dem Udo einen deutschen Text singt – nicht das letzte Mal. Dieser Track versprüht das Flair von Gothic, NDW, Worldmusic sowie weitere Elemente.

Auch durch die seit 2010 erfolgte Zusammenarbeit mit der grönländischen Trommeltänzerin Silbat Christensen hat sich die Musik von Tura Ya Moya zu einer dänisch-deutsch-grönländischen Fusion transformiert. Das ist ungewöhnlich und manchmal auch verstörend, bietet aber auch zahlreiche hypnotische, faszinierende Momente, die einem die Sinne rauben. Aufgrund der nicht leicht zu konsumierenden Musik sollte man aber zunächst in das Album hineinhören.

Stephan Schelle, August 2019

   

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