Trilok Gurtu – Crazy Saints live
MIG made in germany music / Indigo (2015)

(11 Stücke, 119:05 Minuten Spielzeit)

Trilok Gurtu ist der Name eines indischen Percussionisten. Im letzten Jahr war er unter anderem an zwei Stücken des aktuellen Albums der deutschen Jazzmetal-Combo Panzerballett beteiligt. Gurtu ist allerdings seit Jahren erfolgreich in der Jazz-Szene unterwegs. Davon zeugt unter anderem auch der am 27.11.2015 erschienene Mitschnitt eines Konzertes aus dem Jahr 1993. Zu Gurtus Band (er selbst sorgt für die treibende Percussion und singt) gehörten noch der französische Keyboarder Daniel Goyone und der dänische Bassist Chris Minh Doky. 


Dieses Powertrio trat am 29.11.1993 im Kito in Bremen-Vegesack auf. Das gut zweistündige Konzert wurde mitgeschnitten und nun auf einer DoppelCD im sechsseitigen Digipack herausgebracht. In dem 16seitigen Booklet befinden sich darüber hinaus Fotos der drei Protagonisten sowie umfangreiche Linernotes von Karl Lippegaus (in deutscher und englischer Sprache).

Im Jahr 1993 veröffentlichte Trilok Gurtu sein Studioalbum „Crazy Saints“. Auf diesem dominierten vor allem die bekannten Musiker Pat Metheny und Joe Zawinul. Der Konzertmitschnitt „Crazy Saints - Live“ ist allerdings nicht mit dem Studioalbum zu verwechseln, da Triluk Gurtu hier nur in Triostärke auftrat, während auf dem Studioalbum zahlreiche Musiker, darunter auch Pianist Daniel Goyone, vertreten waren.

Von den elf Stücken des Albums stammen lediglich drei Stücke („Tillana“, „Blessings In Disguise“ und „No Discrimination“) von dem Studioalbum „Crazy Saints“. Zwei dieser Stücke wurden live auf die doppelte Spielzeit ausgedehnt.

Triluk Gurtu versteht es seine indischen Wurzeln mit Jazzrock zu vermischen. Das mehr als 13minütige Stück „Chant D’oiseau / VAK“ eröffnet dieses denkwürdige Konzert. Zunächst bestimmen ethnische, sanfte Klänge die Szenerie, so wie bei einem sanften Sonnenuntergang. Dann kommt das jazzige, sehr akzentuiert gespielte Piano ins Spiel. Die Percussion halten sich zunächst noch im Hintergrund. Leicht indisch angehauchtes Flair kommt immer mal wieder auf. Dann nach weiteren Minuten entwickelt sich ein jazziges Stück mit herrlichen Percussion und einer eingängigen Melodieführung. Das Stück nimmt an Fahrt auf und wandelt sich zu einem dynamischen, druckvollen Track. Klanglich lässt die Aufnahme keine Wünsche übrig, denn man hat das Gefühl direkt vor oder sogar zwischen den Musikern zu sitzen.

„Baba“ ist über weite Strecken ein sehr akzentuiert gespielter Track mit fein gesponnenen Klangfolgen. Das ist sehr intensiv vorgetragen. In „Tillana“ zeigt das Trio einen leicht ethnischen Jazzrock, der sowohl mediterrane wie auch indische (durch die Percussion) Elemente enthält. Alle drei Musiker zeigen sich hier von absoluter Stärke, denn sie wandeln traumwandlerisch durch die komplex aufgebauten Passagen. Durch den dynamischen Sound wird man förmlich mitgezogen.

Die drei Musiker geben sich untereinander Zeit für ihre Performance. So bietet beispielsweise „Blessings In Disguise“ hoch spannende Momente, wenn die Stille durch akzentuiert gesetzte Percussionklänge von Gurtu durchbrochen wird. Die anderen halten sich dann zurück oder unterlegen diese Phasen mit sanften, im Hintergrund wirkenden Klangflächen. Da knistert die Spannung förmlich. In „The Sequel / Living Magic“ hat dann Chis Minh Doky seinen Auftritt, denn hier bestimmt er mit seinem filigranen aber auch druckvollen Bassspiel die Szenerie.

Obwohl ich nicht der große Jazzfan bin, hat mich dieses Album doch gepackt. Das liegt vor allem an der Intensität, in der die drei Musiker zu Werke gehen. Ein klasse Livemitschnitt, auf den Freunde von Gurtu schon lange gewartet haben.

Stephan Schelle, Februar 2016

   

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