Traumhaus – Die andere Seite

Traumhaus – Die andere Seite
sAUsTARK Records (2008)
(7 Stücke, 63:05 Minuten Spielzeit)

Traumhaus, das ist ein Progrock-Trio aus deutschen Landen. Mit dem Album „Die andere Seite“ legen sie nach dem Debütalbum „Traumhaus“ und einer EP mit dem Titel „Hinaus“ (von dieser EP scheinen die Stücke „Hinaus“ und „Bleibe hier“ auch auf das Album übertragen worden zu sein) ihre dritte Veröffentlichung vor. Eingespielt wurde das Album von Sänger und Keyboarder Alexander Weyland, Gitarrist Tobias Hampl und Schlagzeuger und Perkussionist Hans Jörg Schmitz. Als Gastmusiker agierte zudem noch Jordan H. Gazall am Bass.


Geboten werden sieben komplexe Progsongs mit deutschen Texten. Jawohl, endlich gibt es mal wieder ein Progalbum in deutscher Sprache, allein dafür muss es schon die voller Punktzahl geben. Aber nicht so voreilig, kommen wir erst einmal zur Musik.

Vier der sieben Stücke durchbrechen knapp die Schallgrenze von zehn Minuten und auch die restlichen drei Stücke liegen mit jeweils um die sieben Minuten Spielzeit im Longtrack-Bereich. Thematisch liegen die Stücke allesamt nah zusammen. Die Band selbst beschreibt das Thema: „Alexander Weyland beleuchtet mit seinen Texten die unterschiedlichen Phasen der inneren Entwicklung, von der scheinbaren Gefangenheit der unterbewussten Einflüsse hin zur reflektierten kathartischen Selbstbefreiung. Er beschreibt das Leben in seiner gesamten ambivalenten Breite, in ‚Zwiespalt’ die innere Zerrissenheit; Ereignisse und Entscheidungen, die dem Individuum zur Weiterentwicklung verhelfen in ‚Die andere Seite’ und die Überwindung alter Denkensweisen in ‚Kein zurück’.“

Das Album startet mit dem Track „Die andere Seite Part 1“. Ein sehr schöner Rhythmus ist zu Beginn zu hören und der Hang der Band zu warmen Mellotron-Sounds, die allerdings mit modernen Keyboardsounds und Gitarre verquickt werden, wird schon hier deutlich. Das klingt sowohl nach Prog-, Klassik- wie auch nach Krautrock, deren Mixtur recht modern wirkt. Während die Keyboards die Melodieführung übernehmen, unterstützt die Gitarrenarbeit von Tobias mehr den Rhythmus. Schon in diesem Opener zeigt sich, dass das pfälzische Trio herrliche Melodien mit teils vertrackten Instrumentalpassagen kombinieren kann. Dazu passt sich Alexanders markanter sehr gut in das Klangbild der einzelnen Songs an.

Das folgende „Hinaus“ schlägt in die gleiche Kerbe. Das Mellotron sorgt mit seinen Flächensounds für die Grundlage auf der die drei ihren Progsound betten. Sehr akzentuiert werden die Gitarren und vor allem das Schlagzeug eingesetzt. Der Bass kommt erstmals so richtig zu Beginn von „Kein zurück“ zur Geltung, das anfangs durch seine Klangfarben einen Hauch von Ethno versprüht. Die Melodie, die schon im Eingangstrack gespielt wurde, wird im Song „Die andere Seite Part 2“ wieder aufgenommen und weitergesponnen.

„Zwiespalt“ bietet einige kräftigere Gitarrenriffs, ohne aber gleich in den Beriech Prog-Metal abzudriften. Traumhaus biedern sich nicht wie einige andere Bands an den Stil von Porcupine Tree an, allerdings kommt hier, vor allem durch Gesang und Schlagzeug eine gewisse Ähnlichkeit zur süddeutschen Band Sieges Even auf. Dieser Song gehört zur härteren Sorte des Albums.

„Bleibe hier“ liefert zu Beginn sehr interessante Sounds, die äußerst spannend sind. Irgendwie klingt der Synthie streckenweise nach mittelalterlichem Blasinstrument oder auch ansatzweise wie ein Fagott. Das erinnert mich beispielsweise an Acts wie Subway To Sally. Doch es gibt hier keinen entsprechenden Härtegrad, vielmehr wird es wieder sehr melodisch und durch die warmen Mellotronklängen sehr proggig. Den Abschluss bildet „Die andere Seite Part 3“, das hier eigenständig klingt und nicht die Melodie der beiden Vorgänger aufnimmt. Bei diesem Song kombinieren sie ihren Sound wieder mit etwas härteren Gitarrenriffs, die sich aber immer noch in Maßen halten.

Die CD erscheint im sechsseitigen Digipack und enthält darüber hinaus ein sehr ansprechendes 16seitiges Booklet. Traumhaus liefern mit „Die andere Seite“ ein beachtliches Prog-Werk in deutscher ab. Für mich gehören sie mit der aktuellen Veröffentlichung zu den Entdeckungen des Jahres 2008.

Stephan Schelle, November 2008

   

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