Traumhaus – Das Geheimnis

Traumhaus – Das Geheimnis
Progressive Promotion Records (2013)
(5 Stücke, 57:29 Minuten Spielzeit)

Fünf Jahre hat sich die zum Quartett angewachsene deutsche Progressiverockband Traumhaus für ihr drittes Album Zeit gelassen. Mit dabei sind immer noch Alexander Weyland (Keyboards, Gesang, Gitarre, Programmierung und Effekte) und Tobias Hampl (elektrische und akustische Gitarre). Seit der letzten Produktion „Die andere Seite“ aus dem Jahr 2008 sind neu hinzugekommen Sebastian Klein (Bass) und Stefan Hopf (Add. Drum Loops). Und mit Jimmy Keegan haben sie gleich noch einen namhaften Schlagzeuger als Gastmusiker gewinnen können, schlägt er doch ansonsten die Fälle bei Spock’s Beard.


Neben diesen Neuerungen hat die Band auch mit Progressive Promotion Records ein neues Label gefunden. Geboten wird - wie schon auf „Die andere Seite“ - Progressiverock mit deutschen Texten. Und genau das ist schon eine Seltenheit in der heutigen Musiklandschaft. Es ist der Band zu wünschen, dass sie trotz der deutschen Texte auch über die Landesgrenzen mit ihrer Musik erfolgreich sind. Zumindest hat man für den internationalen Markt schon mal die deutschen Texte im sehr schön gemachten, aber doch recht düster wirkenden 16seitigen Booklet, ins englische übersetzt.

Traumhaus bieten auf ihrem dritten Longplayer „Das Geheimnis“ wieder anspruchsvollen Progressiverock, der mit komplexer Rhythmik, ausgefeilten Arrangements und eingängigen Kompositionen, deren Melodielinien in Richtung Neo-Prog weisen, ausgestattet ist.

Das Titelstück ist in zwei Parts eingeteilt, die die restlichen drei Stücke einrahmen. Die CD beginnt mit der Overtuere „Das Geheimnis I“, die äußerst sinfonisch über mehr als vier Minuten dieses Progalbum einleitet. Ähnlichkeiten zu Bands wie Genesis, IQ und anderen Vertretern dieses Genres werden schnell deutlich. Aber auch härtere Klänge lassen die Fünf in dieser ersten Duftmarke aufblitzen. Die Mellotronsounds verleihen der Musik in dieser Phase einen gewissen Retroanstrich, der ihr aber sehr gut zu Gesicht steht. Man merkt aber in diesen ersten Minuten bereits, dass sich das Werk nicht einfach erschießen lässt (unter anderem durch die komplexen Rhythmusstrukturen und Strukturwechsel - die Orgel klingt nach Rock der frühen 70’er). Doch hat man sich dieser Musik erst einmal geöffnet, dann kommt man so schnell nicht mehr davon los. Alexanders etwas kehliger Gesang wirkt dabei wie eine Mischung aus Xavier Naidoo und Peter Gabriel (letzteres ist nicht verwunderlich, ist Alexander doch auch Kopf der Peter Gabriel-Coverband Secret World).

Mit Streichern beginnt dann das mit mehr als 27 Minuten Spielzeit längste Stück des Albums, „Das Vermächtnis“. Hier finden sich auch wieder verschiedenen Progressiverock-Anleihen. So klingt das Keyboard an einigen Stellen nach Camel, Mike Oldfield oder auch den deutschen Eloy, während die Gitarrenparts wieder mehr in Richtung britischem Neo-Prog weisen. Der Longtrack ist in die Parts „Einleitung: Gefangenheit“, „1. Instanz: Betrachtung“, „2. Instanz: Überwindung“, „3. Instanz: Verstörung“ und „4. Instanz: Die Entscheidung“ unterteilt uns setzt sich mit den verschiedenen Perspektiven einer egomanen Persönlichkeit auseinander. Melodie-, Struktur- und Rhythmuswechsel sind Bestandteile, die für einen guten Longtrack nötig sind, und genau das bieten Traumhaus auch bei „Das Vermächtnis“.

Weiter geht es mit dem Stück „Wohin der Wind dich trägt“, eine wunderbare Ballade, die von Piano und Keyboard getragen wird. Im weiteren Verlauf wird das Stück dann wesentlich rockiger. Hardrock- ja fast schon metalartige Riffs und ein treibendes Schlagzeug stellen einen Kontrapunkt zu den sanften Mellotronklängen im Stück „Frei“ dar. Traumhaus lassen so weitere stilistische Merkmale in ihre Musik einfließen.

Den Abschluss bildet dann der zweite, mehr als 13minütige Part von „Das Geheimnis“, einem Stück, bei dem es um das maßvolle Streben nach Selbstverwirklichung auf der Suche nach dem Schlüssel unserer Existenz geht. Der sinfonische Prog des Anfangs wird hier wieder aufgenommen. Traumhaus haben ans Ende noch einmal einen sehr abwechslungsreichen Track gestellt, der das Album würdig beschließt und streckenweise für Gänsehaut sorgt.

Das Warten hat sich gelohnt, denn Traumhaus sind ihrem qualitativ hochwertigen Stil treu geblieben und unterstreichen ihre Stellung im Progressiverockbereich. Ein klasse Album, das mit jedem Hördurchgang an Tiefe gewinnt.

Stephan Schelle, September 2013

   

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