Tony Williams
– Play Or Die Tony Williams gehört sicherlich zu den auch heute noch einzigartigen Schlagzeugern im Jazz, deren Wirken sogar Stilrichtungen nachhaltig beeinflusst haben und immer noch prägen. Das deutsche Label MIG veröffentlicht am 08.07.2022 das im Mai 1980 von ihm im Stuttgarter Tonstudio Zuckerfabrik eingespielte Album „Play Or Die“, das damals nur in einer kleinen Auflage von 500 Exemplaren auf Vinyl veröffentlicht wurde, erstmals auf CD. Heute ist die Originalausgabe sicher ein gesuchtes Sammlerstück. |
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Knapp
20 Jahre später, am 30. und 31. Mai 1980, ging Tony Williams mit Tom
Grant (Keyboards, Synthesizer, er kam auf Empfehlung von Jeff Lorber in
diese Band) und Patrick O’Hearn (Bass, Synthesizer) in das Tonstudio
Zuckerfabrik in Stuttgart/Germany. Dieses Studio war in den 70ern und in
den frühen Achtzigern in der ersten Ausprägung eine legendäre Adresse für
Audio-Produktionen aller Art. Larry Coryell, Wolfgang Dauner, Stephane
Grappeli, Elvin Jones, Martin Kolbe + Ralf Illenberger, Volker Kriegel,
Alphonse Mouzon, John Scofield und das United Jazz+Rock Ensemble nahmen
dort auf. Diese beispielhaft für noch sehr viele andere. Vier
Instrumentalstücke und ein Song beinhaltet das Album, das im Jewelcase
mit achtseitigem Booklet, in dem Linernotes von Friedrich-Wilhelm Meyer
und Tom Grant abgedruckt sind, herauskommt. Den
Anfang macht das 6:41minütige „The Big Man“. Der Track beginnt mit
elektronischen Sound und Schlagzeug. Schon hier zeigt sich die ganze
Klasse des Trios Williams, Grant und O’Hearn. Während die Keyboards die
Melodieführung übernehmen, sorgen Schlagzeug und Bass für den Druck.
Ein klasse Stück gleich zu Beginn des Albums. Mit
11:11 Minuten Spielzeit ist dann „Beach Ball Tango“ das Längste des
Albums. Es beginnt mit Schlagzeugimprovisationen von Williams, die
beweisen, dass man auch am Schlagzeug Harmonien spielen kann. Nach etwas
mehr als einer Minute setzen dann die beiden anderen Musiker ein und es
entsteht ein melodischer Jazztrack. Zu Beginn des letzten Viertels baut
Williams dann noch mal ein sehr schönes Drumsolo ein. Das
9:43minütige „Jam Tune“ wirkt aufgrund seines melodischen Ansatzes
nicht unbedingt wie eine improvisierte Jamsession. Sehr jazzig zeigt sich
dann das 6:33minütige „Para Orients“. An das Ende haben Williams
& Co. den einzigen Song des Albums, das 5:38minütige „There Comes A
Time“ gestellt. Den Gesang hat der Meister selbst, Tony Williams, übernommen.
„Play
Or Die“ ist ein sehr schönes Jazzrock-/Fusion-Album, das nicht nur den
Jazzfreunden gefallen wird. Tony Williams und seine Mitstreiter gehen bei
den Stücken sehr melodisch ans Werk und haben zeitlose Stücke
eingespielt. Mit diesem Album hat MIG einen echten Schatz gehoben, der
mehr Anerkennung als das in kleiner Auflage und nicht promotete Original
erhalten sollte. Stephan Schelle, Juli 2022 |
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