TNNE – Life 3.0
Progressive Promotion Records (2023)

(6 Stücke, 42:49 Minuten Spielzeit)

Sechs Jahre sind ins Land gegangen, bis die Luxemburger Band TNNE einen Nachfolger für ihr bemerkenswertes Album „Wonderland“ präsentiert. Das neue, dritte Werk heißt „Life 3.0“ und basiert auf dem ersten Buch des vier Bücher umfassenden Roman-Zyklus „Otherland“ des amerikanischen Science Fiction-Schriftstellers Tad Williams. Die Presse bezeichnete das Werk auch als das „Herr der Ringe“ des 21. Jahrhunderts.


Zwei Veränderungen hat es seit der letzten Veröffentlichung im Lineup gegeben. Neben Patrick Kiefer (Gesang), Alex Rukavina (Keyboards) und Gilles Wagner (Schlagzeug), die vom ersten Album an die Konstante bilden, ist der neue Mann am Bass Stephane Rosset und Gitarrist Cédric Gilis, der beim letzten Album noch als Gast mitwirkte, ist jetzt vollwertiges Bandmitglied.

Das Album erscheint im sechsseitigen Digipak mit achtseitigem Booklet. Sechs Stücke enthält der Silberling, dessen Laufzeiten zwischen 2:08 und 13:28 Minuten Spielzeit liegen.

Im Opener „The Net“ wird die Handlung kurz von Roby Rinaldetti erklärt. Auszug aus der Buchinfo: Otherland ist ein Universum, in dem Fantasy Realität werden kann. Es wird von den reichsten und skrupellosesten Männern der Erde regiert. Sie nennen sich die Gralsbruderschaft. Angelockt von der Vision einer strahlenden, einer goldenen Stadt versammeln sich neun Menschen im VR, um sich dem Bösen entgegenzustellen und seine Pläne zunichte zu machen.

Der 3:45minütige Opener bietet sehr schöne melodiöse Parts, die wie eine Ouvertüre wirken und durch den gesprochenen Text in das Thema einleiten. Das macht neugierig auf den Rest des Albums.

Das 13:28minütige „Dreaming Awake“, das zugleich der längste Track des Albums ist, schließt nahtlos an. Druckvolle Drums und herrliche Gitarrensoli leiten in das proggige Stück ein. Dann kommt Patrick Kiefer mit seinem sehr angenehm ins Ohr gehenden Gesang, der hervorragen in den Progbereich passt. Das ist Neoprog, den die Band mit jazzigen Keyboardeinlagen würzt und der auch sehr atmosphärische Passagen enthält die an Bands der Marke RPWL erinnern. TNNE wechseln in dem Longtrack immer mal wieder zwischen ruhigeren und druckvolleren Passagen.

Dann geht es im 8:17minütigen „No Man’s Land“ wieder recht Neo-proggig mit leichtem Saga-Feeling weiter. Der Song wird von einem sehr druckvollen Bass vorangetrieben. Ein klasse Song mit eingängiger Melodie. Ein fetter Bass und eine Keyboard-Linie, die funkig/jazzig ein leichtes Michael Jackson „Billie Jean“-Feeling hervorrufen, starten in den 7:08minütigen Song „Behind The Mirror“, der sich aber schon nach wenigen Momenten nach einem fetten, rockigen Part in einen lupenreinen Neoprog-Song wandelt. Das ist sehr atmosphärisch angelegt. Gesang und Melodie erinnern hierbei wieder eine Spur an RPWL. Im letzten Drittel kommt dann noch ein sehr schönes Gitarrensolo auf, das dem Song das I-Tüpfelchen beschert.

Mit technoiden Keyboardsounds startet dann das 7:52minütige „Heavenly Visions“, das kurz darauf mit druckvollem Schlagwerk und Gitarrenkaskaden in einen proggigen Part übertragen wird. Die Rhythmusgruppe und die Gitarre wandeln dabei schon fast im gemäßigten Progmetal. Und mit dem zweiminütigen Instrumentalstück „Harvest“ endet dann das Album recht atmosphärisch als Epilog.

„Life 3.0“ der Luxemburger Band TNNE ist ein würdiger Nachfolger ihres 2017’er Albums „Wonderland“. Damit hat die Band wieder ein sehr stimmiges Neoprog-Album vorgelegt.

Stephan Schelle, Januar 2023

   

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