Tir Nan Og – Sing, Ye Bastards!
Prosodia (2020)

(13 Stücke, 48:50 Minuten Spielzeit)

Tir Nan Og ist eine deutsche Band aus dem schönen Bayern. Wenn man ihre Lieder hört, kann man das kaum glauben, so irisch wirkt das Sextett. Mit „Sing, Ye Bastards!“ veröffentlichten sie am 11.12.2020 bereits ihr sechstes Album, auf dem sie über die Liebe, das Leben, den Tod und reichlich Alkohol - alles traditionelle irische Themen - singen. Das Album erscheint in einem vierseitigen Digipack mit sehr schön gemachtem, 16seitigen Booklet.


Der Begriff Tir Nan Og (oder auch Tir Na nOg) stammt aus dem Gälischen. Es ist der Name für das „Land der ewigen Jugend“; eine Art irischer Himmel. Ein Jungbrunnen gab dem Land seinen Namen. Ansonsten findet man dort auch die Feen und Elfen Irlands z. B. den bekannten Leprechaun und viele andere. Maskottchen der Band ist Ö, ein Kobold, der sich auch auf dem Coverbild des neuen Albums eingeschlichen hat.

Die Band besteht aus Robert Meyer (Gesang, akustische Gitarre), Joachim „Joggl“ Fink (Bass), Matthias „Matze“ Pracht (Fiddle, Nyckelharpa), Andreas „Andi“ Fingas (Gesang, Flöte, Dudelsack, Akkordeon), Sarah Kucharek (Gesang, Flöte) und Volker Katzki (Schlagzeug). Ihre Musik ist eine Mischung aus irischem Folk, Rock und Punk, die richtig gut abgeht.

Das eröffnende „Fear Gorta“ zeigt schon, wo die Reise auf dem Album hingeht. Der Song wird jedoch mit einem Donnergrollen und einer bedeutungsschwangeren, hymnischen Ansage eingeleitet. Nach 15 Sekunden startet dann der Song. Treibendes Schlagwerk, Fiddle und Flöte sorgen zunächst für irisches Flair und auch der Gesang reiht sich da nahtlos ein. Das macht von Beginn an sofort Spaß und man möchte am liebsten - ein Bier in der Hand - gleich mitsingen.

„Last Order“ bietet herrlichen Satzgesang. Die Band schaffte es den Spagat zwischen irischem Folk und treibenden Rockelementen herzustellen. Das ist keineswegs nur was für Folkies, sondern zündet schnell.

„The Wanderings Of Oisin“, ist ein treibender Rocksong, der durch einen Folkanstrich sein ganz besonderes Flair bekommt. Die Band versteht es hier aus einer sehr eingängigen Melodie mit treibenden Rhythmen einen Ohrwurm zu produzieren. Ein wenig erinnert mich das - ohne den Folkanstrich - gar an Bands wie Eyevory. Sehr gut kommen auch hier die Gesangsstimmen rüber. „We’ve Been Everywhere“ verströmt das gleiche Flair. „Sláinte“ bietet dann gar einen Polkarhythmus und das funktioniert perfekt.

Der Dudelsack zu Beginn von „I Sold My Soul“ versprüht gar Mittelalter-Feeling, um dann in einen treibenden Folkrock-Song mit dem Albumtitel im Text aufzuwarten. Und man ertappt sich dabei den bayrischen Iren Folge zu leisten. In „Stone Cold Heart“ darf Sarah dann die Leadstimme übernehmen und zeigen, welch tolle Stimme sie hat. Dass sie Balladen auch können, zeigen sie dann in „Sea Of Sorrow“, das sich förmlich unter die Haut schiebt und mit wunderbarem Satzgesang aufwartet. „The Song Remains“ mit seinen Streichersounds wirkt dagegen schon recht klassisch, verbunden mit rockigen Elementen. Sarah übernimmt hier wieder den Leadgesang mit ihrer klaren Stimme (sie könnte für meinen Geschmack gerne öfter den Leadgesang übernehmen). Sehr gelungen ist auch der eingeflochtene Gesang von Robert und Andi, was dem Stück noch mal eine ganz besondere Note verleiht.

Als Bonus hat die Band dann noch zwei Songs ihres vorangegangenen Albums „From The Gallow“ ans Ende der CD gesetzt, die befreundete Bands, Harmony Glen („O’Hanlon’s Last Words“) und The O’Reillys and the Paddyhats („The Firestorm“), interpretiert haben.

Volker meint zu „Sing, Ye Bastards!“: „Dieses Album ist in schweren Zeiten entstanden und gerade deswegen konnten wir die irische Lebenseinstellung, trotz schwerer Zeiten zusammen zu halten und das Beste daraus zu machen, besonders gut nachfühlen.“ Und das ist der Band wirklich gelungen, denn die Stücke strahlen keineswegs Trübsinn aus, sondern verbreiten eine Menge Lebensfreude. Und wer kann die nicht in diesen Zeiten brauchen. Und Andi sagt: „Sing, Ye Bastards! zeigt, dass feiern auf irische Art nicht nur mit reinen Trinkliedern geht. Der Kampf um dieses Album hat sich gelohnt. Wir sind stolz auf den vielfältigen Sound und die vielfältigen Themen.“

„Sing, Ye Bastards!“ der deutschen Band Tir Nan Og, war zwar mein erster Kontakt zu ihrer Musik, der hat mich aber schnell überzeugt. Die Band versprüht eine unglaubliche Spielfreude, die sicherlich live noch umwerfender ist. Für mich ist die Band mit diesem Album auf jeden Fall eine der positiven Entdeckungen des Jahres 2020.

Stephan Schelle, Dezember 2020

   

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