Till Kersting - Circuskind
Bear Family Productions (2021)

(8 Stücke, 30:15 Minuten Spielzeit)

Der Musiker Till Kersting veröffentlichte am 05.11.2021 nach „Changing Faces“, „Waiting For Tomorrow“ und „The Sugerhills“ sein mittlerweile viertes Soloalbum unter dem Titel „Circuskind“. Neben dem Wechsel zum neuen Label zeigen sich die Songs auf dem Album auch erstmals in deutscher Sprache. Das Album erscheint auf 180Gramm Vinyl-LP (30cm) im Klappcover mit 16-seitigem Booklet, Bonus-CD, Comic und Autogrammkarte. Mir lag zur Besprechung eine Promo-CD vor.


Zunächst einige Infos zu Till Kersting: Till Kersting ist ein echtes Circuskind: als kleiner Junge schnupperte er Backstageluft in der Beatband seines Onkels. Danach ging der 13-jährige mit dem Kultur-Zirkus seiner Eltern auf Tour, schlief im Bauwagen, und lernte das Handwerk, das seinen späteren Lebensweg nachhaltig prägen sollte. Er stand mit der Gitarre auf der Bühne, gab jeden Abend alles, und legte sich in seinem Kopf seinen späteren Werdegang zurecht.

Drei englischsprachige Studioalben gehen auf sein Konto, sein guter Ruf und sein Wirkungskreis wuchsen beständig und dadurch entsprechend stabil und krisensicher. Die Nische, die er bediente, wird in der Regel nicht an Musikhochschulen unterrichtet, und die Nachfrage danach war groß. Als hired gun lieh er sein Können an Acts wie Stefanie Heinzmann, Tom Beck, und Rock ‘n’ Roll Grandsigneur Peter Kraus aus. Till Kersting stieg darüber hinaus in zwei Bands ein: Für Tommy Engel – die Stimme Kölns – ist er als Gitarrist und Sänger tätig, mit dem Rockabilly Dreigestirn The Baseballs tourt er um die Welt.

Dann ging es ins Fernsehen: Nach Jahren als Musikalischer Leiter bei Pussy Terror TV in der ARD stellt er Carolin Kebekus auch in ihrer neuen Show DCKS eine musikalisch hochwertige Staffelei für ihre Medleys und Interpretationen mit dem who-is-who der deutschen Musiklandschaft zur Verfügung.

Acht Songs mit einer gehörigen Portion Rock und Rock’n’Roll bietet das Album. Ähnlichkeiten zur Musik von den Rolling Stones oder eines Marius Müller Westernhagen sind dabei nicht von der Hand zu weisen. Das zeigt sich gleich schon im Opener „Hallo Hallo“. Stimmlich liegt Kersting dabei zeitweise ein wenig in der Nähe von Stefan Stoppok.

Die Songs auf dem Album haben eine Menge Esprit und bieten neben Rock und Rock’n’Roll auch Bläsersätze wie in „Uschi Obermeier“, in dem Kersting das berühmte Model feiert. Sehr atmosphärisch zeigt sich dagegen der Song „Lass uns ans Meer fahren“, das durch herrliche Gitarrenklänge und Orgelsounds besticht. Mit der Ballade „Wenn ich dich mal verlier“ endet dann das Album. Einziges Manko an diesem tollen Werk ist die kurze Laufzeit von einer halben Stunde.

Wer gut gemachten Deutschrock sucht, der findet auf Till Kersting’s Album „Circuskind“ genau den richtigen Stoff. Kersting nimmt den Spirit der 70’er Deutschrock-Phase auf und transformiert ihn ins Heute und Jetzt.

Stephan Schelle, November 2021

   

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