The Wild Century - Organic
Tonezone Records / Soulfood (2022)
(6 Stücke, 38:08 Minuten Spielzeit)

The Wild Century ist eine Band aus dem niederländischen Ort Breda. Die Band besteht aus Stan Aarts (Gesang, Gitarren, 12seitige Akustikgitarre), Joris Verbogt (Gesang, Bass, Gitarre), Gerton Govers (Gesang, Sitar, Gitarre), Butsenzeller (Schlagzeug, Percussion) und Paola Pica (Gesang, Hammondorgel). Am 28.10.2022 erscheint ihr neues Album „Organic”.


Sechs Stücke enthält der Silberling, der in einem vierseitigen Digipak steckt. Musikalisch verortet sich das Quintett in einer Mischung aus Psychedelic- und 60’er-/70’erJahre-Rock. Der Pressetext meint dazu: Durch die Abfolge der sich wiederholenden Töne werden die Klangwellen fast visuell wahrnehmbar; die Sicht wird neblig, der Körper harmonisiert mit den tantrischen Melodien und das Bewusstsein verblasst. Willkommen auf dem Trip, der The Wild Century ist. Das beschreibt den Sound recht gut.

Der 6:16minütige Opener „Lowdown Dog“ klingt wie live im Studio aufgenommen, da Stan hier den Song einzählt. Dann geht es recht psychedelisch mit einem treibenden Beat zur Sache und klingt wie aus den 60’ern ins Hier und Jetzt gebeamt. Ein Track der sich live bestens zum Abtanzen und Headbangen eignet. Während die Band musikalisch ordentlich Drive besitzt, scheint Sänger Stan Aarts mit einer Art Sprechgesang immer weiter nach vorne zu treiben (erinnert auf eine seltsame Weise an Jim Morrison). Das ist unwiderstehlich.

Die Atmo der 60’er wird dann auch im sechsminütigen „Oh Yeah“ heraufbeschworen, in dem zunächst Hendrix-artige Gitarrenparts den Song eröffnen und Orgel und Gitarren diese Stimmung noch verstärken. Auf 7:39 Minuten Spielzeit bringt es dann der Song „Carry On“, in dem die Sitar für einen leicht orientalischen Sound sorgt. Der Track ist eine Downtemponummer mit herrlich atmosphärischen Orgelklängen und Gitarrenharmonien. In dem Stück lässt sich die Band auch ausreichend Zeit für herrliche, retromäßige Instrumentalpassagen.

Mit 9:11 Minuten Spielzeit ist „Beautiful Queen“ der längste Track des Albums. Nach einem mysteriösen Beginn, bei dem Gitarrensounds sehr leise im Hintergrund wirken, kommt nach ca. einer Minute dann eine Harmoniefolge auf, die von Gitarre, Bass und Sitar bestimmt ist. Der Song ist hypnotisch und wirkt wie ein Jam mit psychedelischen Klangfarben. Zum Ende hin nimmt er an Dynamik zu und wirkt ekstatisch.

Im vierminütige „Grey Blue Eyes“ klingt Stan’s Stimme wie die von Roger Waters. Auch hier ist der Psychedelicanteil recht hoch. Mit dem 4:42minütige „Mother’s Grace“ endet dann das Album mit leichtem „House Of The Rising Sun“-Flair ohne den Song aber zu imitieren, vielmehr ist es die Stimmung, die hier erzeugt wird.

Die Stücke von The Wild Century wirken auf ihrem Album „Organic“, als hätten sie den musikalischen Stil verschiedener Bands der 60’er/70’er in einen Mixer gegeben und dann auf volle Kraft gestellt, was einen ausgesprochen hohen Reiz bewirkt.

Stephan Schelle, November 2022

   

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