The Who –
Live At The Fillmore East 1968
Zunächst
einige interessante Infos aus dem Pressetext: Am 4. April 1968, dem Tag, an dem Dr. Martin Luther King ermordet wurde, kamen The Who für das große Finale einer Tour, die ihnen alles abverlangt hatte, nach New York. Die Vereinigten Staaten waren ein zerrissenes Land, geprägt von Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, Bürgerrechtsprotesten und militanten Aktivisten an Unis. Vor diesem turbulenten Hintergrund traten The Who am Freitag, den 5. und Samstag, den 6. April, in Bill Grahams legendärem Club Fillmore East in Manhattans Lower East Side auf. |
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Man
kann diese Tage in New York City 1968 wohl am besten als “bewegt”
beschreiben. Da Keith Moon großen Gefallen an kleinen Böllern -
sogenannten Cherry Bombs - gefunden hatte, musste die Band das Hotel
wechseln. Aber auch im Waldorf Astoria schaffte er es, eine Tür aus den
Angeln zu pusten und so musste die Band ein weiteres Mal umziehen. The
Whos Manager Kit Lambert ließ beide Auftritte im Fillmore East filmen.
Sie sollten als viertes Album - nach „The Who Sell Out“ und vor
„Tommy“ - veröffentlicht werden. Leider musste er bald feststellen,
dass wegen eines technischen Fehlers oder menschlichen Versagens vom
ersten Abend nur ein Teil tatsächlich aufgezeichnet worden war. Glücklicherweise
war das Material vom zweiten Abend vollständig. Und nun hat ihr langjähriger
Soundengineer Bob Pridden, der auch bei den Konzerten im Fillmore East an
den Reglern stand, es von den original 4 Spur-Bändern komplett
restauriert und neu gemixt. Anlässlich des 50. Jubiläums dieser
unvergesslichen Shows erscheinen die bisher unveröffentlichten Aufnahmen
am 20. April als 2CD- und 3LP-Version. Anfang
der 1970er Jahre tauchte ein Bootleg auf und trug viel dazu bei, The Who
als eine der aufregendsten Livebands der Rockmusik zu etablieren. Bei
ihren Fans gilt die Show als eine Art Heiliger Gral und steht auf gleicher
Stufe mit dem legendären Album ‘Live At Leeds’. Die Aufnahmen wurden
liebevoll remastert und der bestmögliche Sound aus ihnen herausgeholt.
Mit dieser Veröffentlichung dürfte ihr Ruf als eine der besten Livebands
aller Zeiten nochmals aufgewertet werden. Mir
lag zur Besprechung die DoppelCD vor, die in einem achtseitigen Digipack
erscheint und mit einem textlastigen, zwölfseitigen Booklet ausgestattet
ist. Während sich auf der ersten CD 13 Songs befinden (darunter auch drei
Eddie Cochran-Songs: „My Way“, „Summertime Blues“ und die bisher
unveröffentlichte Coverversion von „C’mon Everybody“ sowie eine
seltene Interpretation des Allen Toussaint-Titels „Fortune Teller“),
besteht die zweite CD lediglich aus einem Stück. Dabei handelt sich aber
um eine ausufernde, intensive 33minütige Version (inkl. Ansagen) von
„My Generation“. Allein dieser letzte Track, bei dem am Ende die Zerstörung
der Gitarre und des Schlagzeugs steht, ist schon der Kauf diese
Livedokumentes Wert. Man kann am Ende des Stückes teilweise die Urgewalt
der Musiker spüren, wie sie ihre Instrumente zerlegen. Neben
diesem faszinierenden Longtrack boten The Who aber auch noch zwei
ausufernde Fassungen ihrer Stücke „Relax“ und „A Quick One „While
He’s Away)“, die jeweils die elf Minuten überschreiten. The Who
klangen bei ihrem Konzert in 1968 streckenweise recht ungestüm und wild,
zeigten sich aber in Songs wie „Fortune Teller“ von ihrer beatlastigen
Seite. Rau, mit Ecken und Kanten klingt dagegen beispielsweise „I’m A
Boy“. Bisher
war dieses Tondokument nur als Bootleg herausgekommen, in dieser neuen überarbeiteten
Version ist es aber auch tontechnisch sehr gut umgesetzt worden. Mit
„Live At The Fillmore East 1968“ erscheint am 20.04.2018 ein
Zeitdokument der Rockgeschichte, das in keiner Rocksammlung fehlen sollte.
Stephan Schelle, April 2018 |
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