The Watch - Primitive
 

The Watch - Primitive
Lizard (2007)
(7 Stücke, 47:05 Minuten Spielzeit)

The Watch, das ist ein Quintett aus Italien, das sich dem Sound der frühen Genesis verschrieben hat. Mit dem Album „Primitive“, das in 2007 erschienen ist und über die Homepage der Band geordert werden kann, bringen die Südländer bereits nach „Ghost“ und „Vacuum“ ihr drittes Studioalbum heraus. Daneben erschien im Jahr 2006 das Livealbum „Live Bootleg“.

Neben Sänger Simone Rossetti und Keyboarder Fabio Mancini gehörten bei der Einspielung der CD noch Ettore Salati (Gitarren), Roberto Leoni (Schlagzeug) und Marco Schembri (Bass, Gitarren) zur Band.


Die letztgenannten sind aber nicht mehr im LineUp und waren auch nicht mehr beim Konzert auf der Loreley im Juli 2007 dabei. Das tut aber nicht viel zur Sache, denn Kopf der Band ist eindeutig Simone Rossetti, der neben dem Gesang auch Moog, Mellotron, Synthies, Perkussion und Flöte spielt. Darüber hinaus hat er auch alle Songs auf dem Album geschrieben.

Wie schon gesagt orientiert sich die Band an den Songs von Genesis Anfang der 70’er Jahre. Sowohl Sounds wie auch Melodielinien und Songstrukturen ähneln der Band so stark, dass man glauben könnte, es handele sich um verschollene Bänder der englischen Proglegende. Dafür sorgt auch der Gesang Rossetti’s, der in die Regionen des jungen Gabriel’s kommt. Zwar trägt das Album den Titel "Primitive", aber die Musik der Italiener ist alles andere als primitiv, vielmehr ist sie so filigran und verschachtelt angelegt wie bei ihren Vorbildern.

Sieben Songs zwischen 4:16 und 9:10 Minuten Länge weist das aktuelle Album auf und gleich der achtminütige Opener „Sounds Of Sirens“ beginnt mit herrlichen Mellotron-Klängen. Strukturwechsel durch Änderung der Melodie und des Rhythmus, das sind die Zutaten von The Watch, die auch schon in diesem ersten Song deutlich werden. Die schönen Harmonien werden durch den kehligen Gesang von Simone allerdings in eine andere Richtung gelenkt und wirken daher manchmal gekonnt disharmonisch, was genau den Reiz der Italiener ausmacht. „Sounds Of Sirens“, das auch zum Live-Repertoire auf der Loreley gehörte, ist ein guter Opener.

„The Border“ klingt wie eine Ballade von Genesis „Foxtrot“ oder „Nursery Cryme“. Neben dem Gesang ist es vor allem die Instrumentierung, die dieses Flair verströmt. „Two Paces To The Rear“ hört sich dagegen zunächst etwas moderner an, doch nach einigen Minuten setzt eine Passage ein, die vom Piano her an „The Lamb Lies Down On Broadway“ erinnert. Die instrumentalen Keyboard/Gitarren-Passagen erinnern außerdem an das Album „A Trick Of The Tail“. Hier zeigt sich ganz deutlich, dass Fabio seine Tasteninstrumente schon sehr stark im Stile von Tony Banks spielt. Auch bei „Another Life“ ist diese Piano-Passage aus „The Lamb …“ im Hintergrund zu hören.

„When I Was A Tree“ beginnt, warum auch immer, mit einer Art Martinshorn, das Fabio mit seinem Keyboards erzeugt. Bei diesem und dem nächsten Track („Another Life“) kommt für meinen Geschmack das Schlagzeug streckenweise ein wenige zu ideenlos und eintönig rüber.

„Berlin 1936“ ist wieder ein sehr schöner, vom Mellotron getragener Song, der durch Tempo- und Melodiewechsel sowie Variationen in der Dynamik sehr abwechslungsreich ist. Das sehr leise und ruhige „Soaring On“, bei dem Simone zunächst vom Piano und synthetischen Geigensounds begleitet wird, schließt die CD ab. Der etwas kalte elektronische Sound zum Ende hin macht diesen Song noch einmal zu etwas besonderem.

Das Highlight des Albums ist für mich in jedem Fall das mit 9:10 Minuten Spielzeit längste Stück des Albums „Two Paces To The Rear“. Wer die Frühphase von Genesis liebt, der wird auch die CD von The Watch mögen. Das einzige, was man The Watch vorwerfen kann, ist, dass sie zu nah am Original wandeln. Fans der 70’er sollten aber unbedingt in das Album reinhören und selbst entscheiden.

Stephan Schelle, August 2007

   

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