The Slags - Babytree
Sabotage Concept / Freigang (2021)

(11 Stücke, 38:30 Minuten Spielzeit)

The Slags nennt sich ein Power-Trio, bestehend aus drei Musikerinnen. Zur Band gehören Suse Michel (Schlagzeug, Gesang, Akustikgitarre - im Stück „Passing By“), Bine Morgenstern (Gesang, Mundharmonika, Perkussion, Ukulele, Akkordeon) und Conny Mali (Akustik- und E-Gitarre, Electronics, Backgroundgesang, Gesang, Loops & Sounds, Xylophon). Die Drei kommen aus dem hessischen Frankfurt. Sie wurden darüber hinaus von Daniel Schröter (Bass, Bass-Ukulele) und Oliver Rüger (Omnichord, Banjo, Moog) unterstützt.


Berits seit 1991 veröffentlichen The Slags ihre Musik. Da ich bisher ihre Musik nicht kenne, hier einige Infos aus dem Pressetext: The Slags haben ihre lautesten Zeiten hinter sich. Immerhin sind sie seit ein paar Jahren unplugged unterwegs - und das finden sie sehr gut so. Musikalische Energie versprühen die drei Frankfurter Musikerinnen so oder so – mit oder ohne Verstärker. Das hört man selbstverständlich auch in den Songs ihres neuen Albums „Babytree“. Es ist das mittlerweile siebte Studiowerk, eine Reise durch die gesamte Weite des Slags-Universums. Poppig, punky, aber auch episch-loopig, bluesig, im La-La-Land-Style oder deep inside – es zeigt alle Planeten des bandeigenen Sonnensystems. Eine akustische Entdeckungsreise, spannend zu rätseln, wer da eigentlich was macht.

Ursprünglich wollte die Band 2020 ihr 30jähriges Jubiläum feiern – mit Filmdoku, eben diesem neuen Album und mit Live-Konzerten, Festivals. Dann kam das Virus dazwischen. So wurde alles kurzerhand nach 2021 verschoben – neues Jahr, neues Spiel! Jede der drei Musikerinnen schreibt, komponiert und singt. Nach dreißig Jahren haben sich die Musikerinnen auf der Musiklandschaft etabliert. Mit diesem Selbstbewusstsein im Rücken, ist „Babytree“ das reifste und deutlichste Album der Band geworden.

Elf knackige Rocksongs mit Laufzeiten von 1:55 bis 4:20 Minuten Länge bietet das Album. Darunter neun Eigen- und zwei Fremdkompositionen. Schon der Opener „The One“ geht richtig gut ins Ohr, was unter anderem auch am Satzgesang und seiner eingängigen, leicht düsteren Melodie liegt. Dafür sorgt auch die Rhythmusgruppe.

Leicht Shuffle mäßig legen sie dann im folgenden, 2:37minütigen „Red ‘n Black“ los. Der treibende Rhythmus ist der Motor dieses Stückes, das mit einigen elektronischen Sounds und der Mundharmonika verfeinert wurde, was dem Ganzen einen leichten Folktouch verleiht.

Das 3:45minütige „The Road“ ist ein Song aus der Feder von Rae Stanton. Der Song präsentiert sich als wunderbare, leicht folkige Akustikballade. Suse singt den Song sehr einfühlsam, womit er sich schnell unter die Haut schiebt. Im Mittelteil findet sich dann ein sehr schönes, rockiges E-Gitarren-Solo. Ein leichter Rock/Popeinschlag findet sich dann im 4:20minütigen „Take A Ride“. Damit haben sie einen echten Ohrwurm auf dem Album, der richtig Spaß macht. Auf Slowmotion schalten sie dann im hypnotischen, 3:45minütigen „Passing By“, der erst nach einer Minute einen Schlagzeugrhythmus erhält, ohne aber den Drive weiter zu erhöhen.

Mit dem 4:29minütigen „In Hell I’ll Be In Good Company“ findet sich die zweite Fremdkomposition auf dem Album. Sie stammt im Original von der kanadischen Folk-Bluegrass-Band The Dead South. Während das Original mit einer Basspassage beginnt (Instrumentierung: Akustikbass, Banjo, Fingerschnippen, Pfeifen und Gesang), starten The Slags gleich mit voller Instrumentierung. The Slags spielen den Song eine Spur langsamer, was ihm aber auch gut steht. Vor allem der Satzgesang und die leicht angeblueste Gitarre sorgen für weitere Akzente.

Bluesig wird es dann im 3:03minütigen Song „All Those Pretty Boys“. Der Refrain zeigt sich dann sehr eingängig und setzt sich schnell im Ohr fest. Den Leadgesang hat dieses Mal Conni Maly beigesteuert, die zum Ende hin dann noch das Xylophon zum Einsatz bringt. Eine weitere Bluesnummer ist das vierminütige „Sunny Day“.

Das rockige „Behind The Scenes“, das folkige „Little Sisters“ sowie das abschließende Titelstück vervollständigen dann das Album. Vor allem das Titelstück, das live eingespielt zu sein scheint, zeigt, dass die drei Musikerinnen richtig viel Spaß beim Einspielen hatten.

„Babytree“ des deutschen weiblichen Powertrios The Slags ist eine tolle Platte mit unterschiedlichen Stilistiken. Das führt aber zu keinem Bruch im Gesamtbild, vielmehr zeigt es die Bandbreite der Musikerinnen. Ein Album das richtig Spaß macht.

Stephan Schelle, April 2021

   

CD-Kritiken-Menue