The Samurai Of Prog - The Imperial Hotel
Seacrest Oy (2014)
(5 Stücke, 56:29 Minuten Spielzeit)

Hinter dem ungewöhnlichen Bandnamen The Samurai Of Prog verbirgt sich ein internationales Trio bestehend aus Marco Bernard (Bass) und Kimmo Pörsti (Schlagzeug, Perkussion), die beide aus Finnland stammen, sowie dem US-Amerikaner Steve Unruh (Gesang, Flöte, Akustikgitarre). Diese Drei bilden den Stamm der Formation, die um weitere Musiker erweitert wurde. 


Ziel bei dem neuesten Album „The Imperial Hotel“ war es, nicht wie bei den vorangegangenen zwei Alben, klassische Progressive Rocksongs zu covern, sondern Originale einzuspielen. Dazu bedienten sich die Drei einiger namhafter Keyboarder, die auch die Stücke komponierten bzw. von deren Bands sie stammen. So finden sich auf dem Album die Keyboarder Robert Webb (England), Linus Kåse (Änglagård, Brighteye Brison), Octavio Stampalia (Jinetes Negros) und David Meyers (The Musical Box). Daneben wirkten auch noch unter anderem Yoshihisa Shimizu von Kenso (E-Gitarre) und Kamran Alan Shikoh von Glass Hammer (E- und Akustikgitarren) sowie weitere Musiker bei einzelnen Stücken mit.

Herausgekommen ist ein Album im klassischen Progressiverock-Stil, das vier Longtracks und einen Shorttrack beinhaltet. Gestartet wird mit dem Stück „After The Echoes“ (von Octavio Stampalia), das schon mal die unterschiedlichsten Stilarten des Prog in sich vereint. Zunächst wird das fast achtminütige Stück mit einem Pianomotiv gestartet und es machen sich Ähnlichkeiten zu Genesis & Co. breit. Doch schnell kommen weitere Elemente hinzu wie Flöte und Schlagzeug, dann Gitarre und Gesang. Ab diesem Zeitpunkt klingt die Produktion nach Yes (allerdings etwas härter als das Original), streut aber immer wieder weitere Klangkaskaden ein, die an andere Bands erinnern. Auch schleicht sich eine Spinett artige Melodie in den Song ein, der sehr abwechslungsreich ist und auch durchaus jazzige Momente hat.

Das folgende „Limoncello“ (7:57 Minuten) aus der Feder von Robert Webb beginnt ebenfalls mit einem Pianomotiv. Diese erinnert mich ein wenig an die Titelmelodie der Serie „Männerwirtschaft“ mit Tony Randall und Jack Klugman aus den 70’er Jahren. Schnell kommen aber ethnische Perkussion hinzu und nach gut 40 Sekunden zeigt sich das Stück von einer anderen, proggigen Seite, sobald die Keyboards die Oberhand gewinnen. Das erinnert mich jetzt an Bands wie The Flower Kings, hat aber ein leicht klassisch angehauchtes Gewand, was auch durch die Streicher hervorgerufen wird.

David Meyers „Victoria’s Summer Home“ ist mit 2:54 Minuten das kürzeste Stück und zeigt sich als instrumentale Klaviernummer, die mit klassischen und proggigen Elementen spielt. Ein ums andere Mal kommen Sounds und Melodielinien hervor, die mich beispielsweise an Anthony Phillips oder auch Genesis erinnern. Zwischendurch schrappt David aber haarscharf am Kitsch eines Richard Clayderman vorbei. Er bekommt da gerade noch die Kurve.

Dem folgt dann mit dem Titelstück das mit mehr als 28 Minuten längste Stück des Albums. Das von Robert Webb, Jamie Moses und Mark Ibbotson (Gründungsmitglieder der Band England) komponierte Stück, das aus 1975 stammt, ist ein sehr abwechslungsreicher Longtrack, der alles bietet, was man als Progfan mag. Der Song wirkt wesentlich glatter, als es in der ursprünglichen Fassung der Fall war. Damit hat er zwar etwas von seiner Ungestümtheit und auch Naivität verloren, zeigt sich aber trotzdem von einer sehr guten Seite.

Den Abschluss bildet dann das von Linus Kåse geschriebene „Into The Lake“. Das Stück ist sehr komplex und bietet neben typischem Prog auch recht vertrackte Passagen und sogar eine Violine, die nach Kansas klingt.

Besonders erwähnenswert ist die Verpackung der CD, denn die kommt in einem sechsseitigen Digipack und mit einem wunderschönen 40seitigen Booklet daher. Und die CD selbst in noch einmal in einer extra Papphülle (wie früher bei den Vinylscheiben) verpackt. Alleine schon diese Aufmachung sorgt für gute Stimmung, dem steht die Musik allerdings in nichts nach. Da zeigt sich wieder wie liebevoll ein Produkt gestaltet sein kann, in einer Zeit, in der es nur noch um Downloads zu gehen scheint. Für Musikfreunde, die gerne etwas in der Hand halten, ist diese Verpackung eine Wonne.

Mit „Hotel Imperial“ ist dem Musikprojekt - von einer richtigen Band wird man wohl nicht sprechen können - The Samurai Of Prog ein sehr schönes Werk gelungen. Empfehlen kann ich diese CD allen Freunden des klassischen ProgRock der Marke Yes, Genesis, ELP & Co aber auch The Flower Kings sowie weitere Stile sind auszumachen.

Stephan Schelle, September 2014

   

CD-Kritiken-Menue