The Pee Wee Bluesgang feat. Drafi Deutscher – Playing Funky – The Lost Album

The Pee Wee Bluesgang feat. Drafi Deutscher – Playing Funky – The Lost Album
Sireena Records / Broken Silence Distribution (2013)
(10 Stücke, 41:45 Minuten Spielzeit)

Die Pee Wee Bluesgang hatte sich im Jahr 1977 als bluesige Coverband gegründet. Unter anderem war auch Zoff-Frontmann Rainer Hänsch an Klavier und Mikro Bestandteil der Band. Jetzt kommt aber eine Zusammenarbeit ans Licht der Laser, die in der Form damals wohl keiner erwartet hätte. In einem Berliner Club traf die heute älteste deutsche Bluesrockband den damaligen deutschen Popstar Drafi Deutscher. Aus diesem Treffen sind drei Stücke entstanden, die auf der am 04.10.2013 erscheinenden CD „Playing Funky - The Lost Album“ erscheinen wird.


Und noch ein anderer Bekannter Musiker aus der Deutschrockszene findet sich im LineUp zu dieser Aufnahme. Thomas Waßkönig spielt Keyboards und Gitarre. Er hat bekanntlich von 1985 bis 1988 die Tasten bei der Deutschrocklegende Grobschnitt betätigt.

Gitarrist und Bandgründer Thomas Hesse berichtet im Booklet der CD über das Treffen mit Drafi Deutscher: Die Pee Wee Bluesgang spielte 1982 drei Tage in Joe’s Bierhaus in West-Berlin. Damals waren solche Konzertreisen noch mit einigen Problemen verbunden, da man durch das Staatsgebiet der DDR fahren musste. Aber wenn man dann endlich dort war, brummte das Leben. Es gab ja in Berlin keine Sperrstunde, wie in den meisten Städten in West-Deutschland. Die Nacht wurde zum Tag, Musikparty ohne Ende. Am 3. Tag war die Band müde, verkatert - aber blendend gelaunt. Man hatte viele Künstler, Musiker und verrückte Typen kennen gelernt. Nach dem 2. Set kam jemand und sagte: „Es ist hoher Besuch da, mit dem müsst ihr mal reden.“ Und da stand er. Dunkelblauer Nadelstreifenanzug, weißes Hemd, Krawatte und einen breitkrempigen Borsalinohut: Drafi Deutscher.

Im folgenden Gespräch entpuppte er sich als freundlicher, kompetenter Gesprächspartner, der gar nicht wie ein Schlagersänger wirkte. Als wir dann gemeinsam einige Rockklassiker der Fifties gejamt hatten, war ihm und uns klar, wir machen was zusammen. 2 Wochen später fanden im Hot Club Iserlohn erste Proben statt.

Aus dem Angebot Deutschers das nächste Studioalbum der Iserlohner Bluesrocker zu produzieren wurde aber nichts, da Drafi mit dem Erfolg des Stückes „Guardian Angel“ überrascht wurde und so seine Solokarriere wieder in den Vordergrund stellte. Die Musik, die für ein Album gedacht war, ist bisher nicht erschienen und schlummerte 30 Jahr auf einer Musikkassette. Es ist Pee Wee-Sänger Richard Hagel zu verdanken, dass eine Kassetten-Kopie von den Aufnahmen erhalten blieb. Diese erscheint nun als „Playing Funky - The Lost Album“ bei Sireena Records.

Die Aufnahmen können mit heutigen Standards zwar nicht mehr stand halten, aber musikalisch ist das ein kleiner Schatz, der hier gehoben wurde, denn die Musik bietet nicht nur Blues, sondern auch wie im ersten Song „One Only Women“, der von Drafi Deutscher gesungen wurde, einen gewissen Country-Einschlag mit rockigen Elementen. Wenn man es weiß, dann erkennt man Drafi’s Stimme, ansonsten wird man wohl nicht darauf kommen. Für die Pee Wee Bluesgang ist dieser Stil allerdings sehr außergewöhnlich und klingt nicht wirklich nach ihnen. Gleiches gilt auch für die weiteren beiden von Drafi gesungenen Stücke „My Summer Sun“ und „Playing Funky“. Drafi singt dabei äußerst rockig und nicht so schmalzig wie bei seinen Schlagern und die Band mischt auch noch eine Spur Boogie mit in die Songs.

Neben der Ballade „Sweet Mary-Anne“ und dem Boogie „Boogie Child“ bietet die Pee Wee Bluesband aber lupenreinen Bluesrock bei den weiteren Songs, die von Richard Hagel eingesungen wurden. Die CD erscheint im vierseitigem Digipack mit sechsseitigem Booklet.

Mit dem Album „Playing Funky - The Lost Album“ hat Sireena Records mal wieder einen kleinen Schatz gehoben. Die Songs der CD sind durchweg gut, wenn man ihnen auch klanglich das Alter anhört. Ein Zeitdokument das nicht nur für Fans der Band geeignet ist.

Stephan Schelle, September 2013

   

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