The Leather Nun - Whatever
Wild Kingsom / Sound Pollution (2015)

(12 Stücke, 51:37 Minuten Spielzeit)

Ich muss gestehen, dass in den 80’er und 90’er Jahren so mancher Künstler bzw. Band an mir vorbeigegangen ist, ohne das ich ihn/sie wahrgenommen habe. So ergeht es mir auch mit der schwedischen Band The Leather Nun. Aus diesem Grund zunächst einige Infos aus dem Pressetext: Gegründet 1979 in Göteborg wurden Leather Nun zu Kultfiguren der internationalen Rockszene. Ihr Musikstil kann als Mix von Garage Rock, Gothic Rock und Industrial bezeichnet werden.


Im Jahr 1983 hatten sie mit den beiden UK-Veröffentlichungen „Slow Death EP“ und der Single „Primemover“ außerordentlichen Erfolg in der britischen und US-amerikanischen Postpunk-Szene. Als sie 1991 kurz vor ihrem kommerziellen Durchbruch standen, bremste sie der Konkurs ihres kleinen Indielabels. Die Band löste sich auf und Jonas Almquist, Kopf der Band, ging einem bürgerlichen Beruf nach.

Nach 23 Jahren Abstinenz betraten The Leather Nun im Jahr 2014 erstmals wieder ein Studio und spielten ein Dutzend neuer Stücke ein, die am 17.04.2015 auf dem neuesten Studioalbum „Whatever“ erschienen sind. Jonas Almquist war in den Jahren nicht untätig und hat zahlreiche Songs geschrieben, die auf eine Veröffentlichung warten. Da ist es kein Wunder, das die Band mit „Whatever“ den Startschuss für weitere Veröffentlichungen gesetzt hat.

Auch wenn es mein erster Kontakt zum Soundkosmos von The Leather Nun ist, so gefällt mir das Album doch ausgesprochen gut. Die Mixtur aus Garage Rock, Gothic Rock und Industrial funktioniert auch im neuen Jahrtausend. „All Those Crazy Dreams“ erinnert mich beispielsweise ansatzweise - vielleicht auch durch Jonas’ Gesang - an The Stranglers. Allerdings scheinen The Leather Nun hier noch mit angezogener Handbremse zu agieren. Kraftvoller geht es dann mit industriellen Klängen in „Outside My Window“ zu, das mit einem stampfenden Beat vorangetrieben wird.

Das 35sekündige „Dancing In The Rain (I’m In Love)“ ist nur ein kurzes Zwischenspiel und kann nicht als vollwertiger Song durchgehen. Dem folgt dann mit „Red Hot Gwen“ ein Song, der mit einer Pianomelodie beginnt, die sich gut in einer Hotelbar machen würde. Dann kommen jedoch kraftvolle Rhythmen auf, die auch einen folkigen Anstrich haben. Hier treffen die unterschiedlichsten musikalischen Stile aufeinander. Die restlichen Songs stehen ganz in der Tradition des Genremixes aus Garage Rock, Gothic Rock und Industrial. Und immer wieder kommen mir The Stranglers in den Sinn.

Nach einer gut 23jährigen Pause hatte wohl kein Fan der Band mit diesem Comeback rechnen können. Aber die schwedischen The Leather Nun haben mit „Whatever“ mehr als nur ein Lebenszeichen abgegeben. Man kann gespannt sein, was da in Zukunft noch auf uns zukommt. „Whatever“ ist schon mal ein guter Neubeginn.

Stephan Schelle, Mai 2015

   

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