The Hollies – Midas Touch The Very Best Of

The Hollies – Midas Touch The Very Best Of
EMI (2010)
(48 Stücke, 154:29 Minuten Spielzeit)

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich 1971 als eine meiner ersten Singles „Long Cool Woman“ von The Hollies kaufte und mich dieses Stück als junger Teenager elektrisierte. Zu diesem Zeitpunkt hatten die fünf Briten aber schon einige Hits in den Charts und weitere erfolgreiche Jahre sollten noch kommen. Wie erfolgreich The Hollies waren zeigt die Statistik, aus der zu entnehmen ist, dass sie allein 18 Top Ten-Hits in Großbritannien hatten. Im Vergleich dazu brachten es die Beatles auf 22 und die Rolling Stones auf gerade mal 13 Platzierungen unter die ersten zehn Hitparadenplätze in England.


Zwar gibt es schon einige Best Of-Alben der Hollies, doch mit der Mitte Februar 2010 erscheinenden DoppelCD „Midas Touch – The Very Best Of“ kommt wohl die umfangreichste Werkschau der Briten auf den Markt, die einen Komplettüberblick über die bisherige Karriere bis hin zum letztjährigen Album „Then, Now, Always“, das mit dem Titelstück auf dieser Best Of vertreten ist, bietet. Dazu gibt es noch mit den beiden Liveaufnahmen „The Baby” und „I Would Fly“ zwei bisher unveröffentlichte Versionen. Und auch der neue Stereo Mix von „King Midas In Reverse“ ist bisher so nicht erschienen.

Wer nur die manchmal etwas schnulzigen Songs der Marke „I’m Down“ kennt, der wird auf „Midas Touch“ eine Menge Neues – vor allem aus der Beat-Ära - für sich entdecken. In den frühen Jahren (diese finen sich vor allem auf CD 1) waren The Hollies im Beat verwurzelt, was sich beispielsweise in Stücken wie „Here I Go Again“, das – wie einige andere Stücke auch - eine große Nähe zu den Beatles aufweist oder den bekannteren „Bus Stop“ und „Sorry Suzanne“ zeigt. In „Honey And Wine“, „On A Crousel“, „Carrie Anne“ und „Stop, Stop, Stop“ kommen dann noch Blues und Psychedelic mit ins Spiel und orchestral, verträumt wird es in „Butterfly“. Mit „Hey Willy“ waren sie musikalisch im Glamrock angekommen und mit „The Day That Curly Billy Shot Down Crazy Sam McGee“ hatten sie einen faszinierenden Song der zwischen Glamrock und Creedence Clearwater Revival angesiedelt ist. „So Damn Beautiful“ zeigt die Band dann im Hier und Jetzt.

Balladesk verträumt erklingt „The Air That I Breath“ und “Soldier’s Song” gerät mit seinem orchestralen Sound in die Nähe von Barclay James Harvest. Hits wie „Pay You Back With Interest“, „Long Cool Woman“ (bei dem Eingangsriff krieg ich auch heute noch eine Gänsehaut), „He Ain’t Heavy, He’s My Brother” oder „I’m Down” beweisen die Klasse der Popnummern, die sie geschrieben haben. Und die neueren Stücke zeigen, dass noch lange nicht Schluss ist. Klanglich ist die Aufnahme sehr gut abgemischt worden, denn trotz des Alters einiger Aufnahmen kommen diese frisch und transparent aus den Boxen.

„Midas Touch“ ist eine gelungene Zusammenstellung, die aber längst nicht alle Singleveröffentlichungen enthält. So fehlen beispielsweise „Frightened Lady“, das mich in meiner Teenagerzeit lange begleitete und auch „Star“ und „Daddy Don’t Mind“ sucht man vergeblich. Es zeigt sich aber trotz alledem, welche Vielfalt The Hollies ihr Eigen nannten und welch immensen Output diese erfolgreiche Band über die Jahre aufzuweisen hat. Somit ist diese Veröffentlichung eine gute Gelegenheit in alten Erinnerungen zu schwelgen oder den Klangkosmos der Briten für sich zu entdecken. Ob dem Fan die drei bisher unveröffentlichten Versionen zum Kauf ausreichen, muss er selber entscheiden, für alle anderen aber eine gelungene Anschaffung.

CD 1

01. Here I Go Again
02. Bus Stop
03. I’m Alive
04. I’ve Got A Way Of My Own
05. King Midas In Reverse (New Stereo Mix)
06. Sorry Suzanne
07. Rain On The Window
08. Heartbeat
09. Honey And Wine
10. (Ain’t That) Just Like Me
11. Jennifer Eccles
12. Listen To Me
13. Butterfly
14. The Air That I Breathe
15. Soldier’s Song
16. Pay You Back With Interest
17. Long Cool Woman (In A Black Dress)
18. Look Through Any Window
19. On A Carousel
20. Just One Look
21. Carrie Anne
22. We’re Through
23. Searchin’
24. Stop Stop Stop
25. Too Many Hearts Get Broken
26. The Baby (Live)

CD 2

01. I Can’t Let Go
02. Gasoline Alley Bred
03. Dear Eloise
04. He Ain’t Heavy He’s My Brother
05. Man With No Expression (Horses Through A Rainstorm)
06. This Wheel’s On Fire
07. Yes I Will
08. Stay
09. Schoolgirl
10. Mickey’s Monkey
11. Hey Willy
12. The Day That Curly Billy Show Down Crazy Sam McGee
13. I’m Down
14. So Damn Beautiful
15. The Woman I Love
16. Take My Love And Run
17. Laughter Turns To Tears
18. Don’t Let Me Down
19. I Can’t Tell The Bottom From The Top
20. If The Lights Go Out (First Version)
21. Then, Now, Always (Dolphin Days)
22. I Would Fly (Live)

Stephan Schelle, Februar 2010

   

CD-Kritiken-Menue