The Hollies – Midas Touch The
Very Best Of Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich 1971 als eine meiner ersten Singles „Long Cool Woman“ von The Hollies kaufte und mich dieses Stück als junger Teenager elektrisierte. Zu diesem Zeitpunkt hatten die fünf Briten aber schon einige Hits in den Charts und weitere erfolgreiche Jahre sollten noch kommen. Wie erfolgreich The Hollies waren zeigt die Statistik, aus der zu entnehmen ist, dass sie allein 18 Top Ten-Hits in Großbritannien hatten. Im Vergleich dazu brachten es die Beatles auf 22 und die Rolling Stones auf gerade mal 13 Platzierungen unter die ersten zehn Hitparadenplätze in England. |
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Wer nur die manchmal etwas schnulzigen Songs der Marke „I’m Down“ kennt, der wird auf „Midas Touch“ eine Menge Neues – vor allem aus der Beat-Ära - für sich entdecken. In den frühen Jahren (diese finen sich vor allem auf CD 1) waren The Hollies im Beat verwurzelt, was sich beispielsweise in Stücken wie „Here I Go Again“, das – wie einige andere Stücke auch - eine große Nähe zu den Beatles aufweist oder den bekannteren „Bus Stop“ und „Sorry Suzanne“ zeigt. In „Honey And Wine“, „On A Crousel“, „Carrie Anne“ und „Stop, Stop, Stop“ kommen dann noch Blues und Psychedelic mit ins Spiel und orchestral, verträumt wird es in „Butterfly“. Mit „Hey Willy“ waren sie musikalisch im Glamrock angekommen und mit „The Day That Curly Billy Shot Down Crazy Sam McGee“ hatten sie einen faszinierenden Song der zwischen Glamrock und Creedence Clearwater Revival angesiedelt ist. „So Damn Beautiful“ zeigt die Band dann im Hier und Jetzt. Balladesk verträumt erklingt „The Air That I Breath“ und “Soldier’s Song” gerät mit seinem orchestralen Sound in die Nähe von Barclay James Harvest. Hits wie „Pay You Back With Interest“, „Long Cool Woman“ (bei dem Eingangsriff krieg ich auch heute noch eine Gänsehaut), „He Ain’t Heavy, He’s My Brother” oder „I’m Down” beweisen die Klasse der Popnummern, die sie geschrieben haben. Und die neueren Stücke zeigen, dass noch lange nicht Schluss ist. Klanglich ist die Aufnahme sehr gut abgemischt worden, denn trotz des Alters einiger Aufnahmen kommen diese frisch und transparent aus den Boxen. „Midas Touch“ ist eine gelungene Zusammenstellung, die aber längst nicht alle Singleveröffentlichungen enthält. So fehlen beispielsweise „Frightened Lady“, das mich in meiner Teenagerzeit lange begleitete und auch „Star“ und „Daddy Don’t Mind“ sucht man vergeblich. Es zeigt sich aber trotz alledem, welche Vielfalt The Hollies ihr Eigen nannten und welch immensen Output diese erfolgreiche Band über die Jahre aufzuweisen hat. Somit ist diese Veröffentlichung eine gute Gelegenheit in alten Erinnerungen zu schwelgen oder den Klangkosmos der Briten für sich zu entdecken. Ob dem Fan die drei bisher unveröffentlichten Versionen zum Kauf ausreichen, muss er selber entscheiden, für alle anderen aber eine gelungene Anschaffung.
Stephan Schelle, Februar 2010 |
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