The Bacon Brothers – New Year’s Day

The Bacon Brothers – New Year’s Day
Hypertension Music / Soulfood Music (2010)
(11 Stücke, 45:30 Minuten Spielzeit)

Bei Schauspielern, die plötzlich das Singen anfangen, ist meiner Meinung nach immer Vorsicht geboten. Aus diesem Grund war ich zunächst skeptisch aber auch neugierig, was der amerikanische Schauspieler Kevin Bacon, den man aus Filmen wie „Flatliners“ oder „Hollow Man“ kennt, so zu bieten hat. Zusammen mit seinem Bruder Michael Bacon stellt er die Basis der The Bacon Brothers dar. Das erste was beim durchblättern des sehr ansprechenden 28seitigen Booklets auffällt ist, dass der Großteil der Songs von Kevin selbst stammen oder er sie zusammen mit seinem Bruder komponiert hat.


Während Kevin singt, Akustik- und E-Gitarre und Harmonika spielt und an den Perkussion zu hören ist, steuert Bruder Michael Gesang, Akustik-, E-Gitarre, Cello und Perkussion bei. Daneben haben sich die beiden mit Paul Guzzone (Bass, Akustik-, E-Gitarre, Ukulele, Backgroundgessnag, Perkussion), Frank Vilardi (Schlagzeug, Perkussion), Charlie Giordano (Keyboards, Akkordeon, Melodica) und Ira Siegel (E- und Akustikgitarre, Mandoline, Bass, Banjo, Tiple, Backgroundgesang) weitere Musiker an Bord geholt. Und diese Musiker sind wirkliche Könner an ihren Instrumenten, haben sie doch schon mit namhaften Künstlern wie Steve Winwood, Whitney Houston, Cher, Bruce Springsteen, Suzanne Vega, Chris Stigers und Rod Stewart zusammen gearbeitet.

Dass Kevin und sein Bruder keine musikalischen Eintagsfliegen bzw. Anfänger sind, zeigt sich darin, dass sie bereits seit 1997 gemeinsam Musik machen und seither schon fünf Alben veröffentlicht haben. Und diese Routine hört man der Produktion auch an. „New Year’s Day“ ist allerdings das erste Album der Bacon Brothers, das in Deutschland offiziell erscheint.

Etwas irritierend und gewöhnungsbedürftig fängt die CD mit dem Titelstück an. Das liegt vor allem daran, dass der Beginn klingt, als würde ein Grammophon eine alte Platte in einem großen Wohnzimmer abspielen. Das klingt aber nur für wenige Momente nostalgisch denn schnell kommen Rocksounds mit Gitarre und Keyboard ins Spiel und ein voluminöser Sound, der irgendwo zwischen Steve Miller Band, The Eagles und gemäßigten Red Hot Chili Peppers (sowie Beach Boys artigem Satzgesang) angesiedelt ist, macht sich breit. Schon dieser erste Song kann überzeugen und zeigt, dass die Schauspielerei nicht die einzige Kunst ist, die Kevin sehr gut beherrscht.

Es folgt ein sehr funkig / bluesiger Song mit dem Titel „Go My Way (The IPOD Song)“, der Laid Back-Feeling verströmt. Recht rockig geht es in „Almost Got Rich“ (klingt auch gesanglich wie die Red Hot Chili Peppers), dann geht es mit einem getragenen Reggae-Rhythmus in „Bunch Of Words“ weiter. Und so führen die beiden das Album locker. in einer Mixtur aus Folk, Rock und Pop fort. Die Melodien gehen schnell ins Ohr und Michael und Kevin überzeugen durch angenehme Gesangsstimmen, die nie dominant wirken.

„New Year’s Day“ ist eine Scheibe, die man sich immer wieder gerne zu Gehör führt. Eingängige Melodien und die Mixtur aus den populären Stilarten sind die Stärken des gradlinigen und bodenständigen Albums. Wer bisher nicht glaubte, dass Kevin Bacon auch ein guter Musiker ist, wird hier eines besseren belehrt.

Stephan Schelle, April 2010

   

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