Taurus – Opus 1 - Dimensions

Taurus – Opus 1 - Dimensions
Mylodon / Just For Kicks Music (2010)
(4 Stücke, 55:13 Minuten Spielzeit)

Die Idee ein klassisch angehauchtes Album zu produzieren schwebte schon lange im Kopf des chilenischen Musikers Claudio Momberg. Als er dann Ende 2009 das zweite Seti-Album einspielen wollte und es zu Verzögerungen mit den Terminen der Gastmusiker kam, erinnerte er sich wieder an seine Idee und begann an dem Material für „Opus 1 – Dimensions“ zu arbeiten.


Auf der Grundlage von bereits bestehenden Fragmenten entwickelte Claudio einen Opus, bestehend aus vier Sätzen, ganz so wie in der klassischen Musik. Die vier Sätze oder „Movements“ sind betitelt mit „1st Movement - Air“, „2nd Movement- Structures“, „3rd Movement -Solids“ und „4th Movement -Tension“ und kommen komplett ohne Gesang aus. Auf ihnen wandelt Claudio, der alle Instrumente selbst eingespielt hat, zwischen Symphonic-, Progressive-Rock, Elektronik und klassischer Musik.

Mit dem mehr als 24minütigen „Air“ beginnt das Album dann auch in sehr klassischem Stil. Streicher geleiten den Hörer in das Werk hinein. Die musikalischen Fragmente, die Claudio bereits hatte, entwickelten sich zu diesem herrlichen, dahinschwebenden Stück, bei dem der Name „Air“ Programm ist, so leicht und luftig schweben die Klänge aus den Boxen. Obwohl Claudio dieses Stück zunächst nur im Stile der klassischen Musik spielen wollte, was auch vor allem im langen Beginn zu hören ist, hat er sich dann doch entschlossen E-Gitarre (sie setzt nach vier Minuten ein), Synthies und Schlagzeug mit einzubinden, was dem Track auch sichtlich gut tut. So schafft Claudio den schwierigen Spagat zwischen den verschiednen Musikstilen und bringt sie in perfekter Form zusammen. Die E-Gitarre klingt streckenweise nach Steve Hackett was dem Ganzen einen gewissen Genesis-Touch verleiht.

Auch das zweite Stück ist ein wahrer Longtrack, denn „Structures“ bringt es auf fast 16 Minuten Länge. Auch hier geleiten Streicher den Hörer in den Titel, der danach klingt, als würde eine Band zusammen mit einem klassischen Orchester spielen. Dieser Eindruck wird vor allem durch die organischen Drums erzeugt. Ein tolles Stück Musik. Orgel und Schlagzeug unterlegt mit Gitarren zeugen in „Solids“ eher von einem Progrock-Stück. Hier sind alle Elemente, die man im Neo-Prog mag enthalten. Das klingt an einigen Stellen sehr retro und man fühlt sich als Freund dieses Genres sofort zu Hause.

Von Akustikgitarren wird dann der letzte, neunminütige Track „Tension“ bestimmt. Claudio präsentiert einen sehr voluminösen Dialog zweier Akustikgitarren.

Auch wenn hier viele Elemente aus klassischer Musik enthalten sind, die an große Komponisten wie Beethoven oder Hayden erinnern (um nur zwei zu nennen), so bietet Claudio Momberg mit seinem Projekt Taurus wesentlich mehr. Hier trifft atmosphärischer Rock auf Klassik in einer sehr ansprechenden Art und Weise. Freunde symphonischen Rocks oder auch Elektronikmusik sollten hier unbedingt reinhören, sie werden ein Werk vorfinden, in das man sich hineinfallen lassen kann. Für mich ist Taurus eine wahre Entdeckung.

Stephan Schelle, Oktober 2010

   

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