Talk Talk - 4 Alben Kaum eine andere Band der 1980er Jahre veränderte in so kurzer Zeit ihren Sound und ihren Stil dermaßen radikal wie die Formation Talk Talk. Binnen sechs Jahren (1982 – 1988) und vier Alben bei der Firma EMI wandelte sie sich vom New Romantics-Pop auf dem Debüt-Album „The Party’s Over“ mit kleineren Hits wie „Talk Talk“ oder „Today“ hin zum fast schon archaischen Avantgarde-Rock/Pop auf „Spirit Of Eden“. Bei diesem Album wurde die Band durch illustre Gäste wie etwa den Geiger Nigel Kennedy oder die Kontrabass-Legende Danny Thompson unterstützt. Fast exakt 30 Jahre nach der allerersten EMI-Single „Mirror Man“ im Februar 1982 wird der Talk Talk-Katalog jetzt neu aufgelegt. Neben „The Party Is Over“ erscheinen auch die beiden mittleren Alben, „It’s My Life“ (#4 in den deutschen Charts, samt #2-Single „Such A Shame“), das Meisterwerk „The Colour Of Spring“ (mit der großartigen Single „Life’s What You Make It“) und „Spirit Of Eden“ als Einzel-CDs mit überarbeitetem Artwork von Sänger Mark Hollis. Der Clou – und aufgrund der exorbitanten Klangqualität beider Alben auch eine logische Konsequenz – ist die Veröffentlichung von „The Colour Of Spring“ und „Spirit Of Eden“ als LP+DVD-Audio-Set; die LPs mit 180 Gramm-Vinyl, die DVDs mit 96kHz/24bit-Stereo-Abmischungen und jeweils einem Bonus Track.
Bei der EMI erscheinen Ende März nun die ersten vier
Alben in remasterter Form. Allerdings wurden sie (die CD-Versionen) nicht
neu gemastert, es handelt sich vielmehr um die bereits 1997 gemasterten
Werke. Die CDs erscheinen im Digipack mit dem Originalcover aber schlicht
gehaltenem Booklet (nicht mit Fotos wie zum Beispiel in den 97’er Varianten
versehen). Man hat leider auch die Chance verpasst, die CDs mit Bonusstücken
zu versehen, die es zweifelsfrei durch zahlreiche Maxiversionen und
Singlerückseiten gibt. Nichts desto trotz gehören diese Werke aber in eine
gute Rock- und Popsammlung, denn Kopf Mark Hollis wollte Musik für die
Ewigkeit erschaffen, was ihm auch rückblickend gelungen ist. Auch die
Klangqualität ist von allererster Güte, da war am hervorragenden 97’er
Remastering wirklich nichts mehr zu verbessern. |
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Talk Talk – The Party’s Over EMI (1982/2012) (9 Stücke, 36:47 Minuten Spielzeit)
„The Party’s Over“ ist das Debütalbum von
Mark Hollis (Gesang), Lee Harris (Schlagzeug), Paul Webb (Bass) und Simon
Brenner (Keyboards). Auf dem Album ist gleich der erste Achtungserfolg mit
der Single „Talk Talk“ enthalten. Mark & Co. brennen hier bereits ein
Feuerwerk an treibenden New Romantic-Pop-/New Wave-Nummern ab. Sie befanden
sich damit in guter Gesellschaft von Bands wie Ultravox, Yazoo, New Music,
Simple Minds u.a.. |
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Die Stücke versprühen einen ganz eigenen
Charme dem man sich in den 80’ern kaum entziehen konnte (so erging es
zumindest mir). Und auch heute faszinieren die Stücke noch, auch wenn das
Schlagzeug schon sehr kalt und elektronisch - wie es eben zu der Zeit modern
war - klingt. Ein klasse Album! |
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Talk Talk – It’s My Life EMI (1984/2012) (9 Stücke, 43:02 Minuten Spielzeit)
Mit ihrem zweiten Werk hatte die Band noch
mehr Erfolg, waren doch mit „Such A Shame“, „Dum Dum Girl“ und dem
Titelstück drei veritable Hits auf dem Album enthalten. Der Kern der Band
war auf drei Köpfe geschrumpft, da Simon Brenner die Band verlassen hatte.
Dafür fanden sich sechs Gastmusiker im LineUp wieder, die neben Keyboards
auch Piano, Gitarre, Perkussion und Trompete spielten. |
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Talk Talk – The Colour Of Spring EMI (1986/2012) (8 Stücke, 45:40 Minuten Spielzeit) Zwar zeigt das Bandfoto im Innenteil noch die drei Konstanten Mark Hollis, Lee Harris und Paul Webb, doch die Anzahl der Gastmusiker und die Tatsache, dass nicht alle drei Musiker bei allen Songs beteiligt waren, zeigt schon, dass Mark Hollis klar die Fäden in den Händen hielt.
Auch wenn das Album nicht mehr so viele
Hitsingles wie „It’s My Life“ aufweist, so haben die Songs noch immer ein
Flair von New Romantic Pop. Allerdings macht sich auf dem Album schon eine
gewisse Gratwandlung breit. |
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„The Colour Of Spring“ ist aber immer noch
ein Album, das durch seine eingängigen Melodien besticht. Die Single des
Albums war „Life’s What You Make It“, das perkussiver als die älteren
Singles daherkommt und wie eine Mischung aus Simple Minds und Tears For
Fears wirkt. |
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Talk Talk – Spirit Of Eden Auf dem 88’er Album „Spirit Of Eden“ vollziehen Hollis, Webb und Harris dann einen radikalen Schnitt. Aus dem New Romantic-Popact ist eine Band geworden die sich dem Avantgarderock/-pop verschrieben hat. Die Nummern sind nicht mehr so eingängig und leichtfüßig, was sich gleich schon in dem achtminütigen Opener „The Rainbow“ zeigt, das recht jazzig, psychedelisch und mystisch beginnt. Man hat das Gefühl, das Hollis & Co. hier experimentieren was das Zeug hält. |
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Nach „The Rainbow“ zeigt sich auch „Eden“ im Zeitlupentempo. Man hat förmlich das Gefühl, die Zeit stehe still. Ähnlich stellt sich der Beginn von „Desire“ dar, der aber nach gut zweieinhalb Minuten in einen treibenden, kraftvollen Part übergeht, der so überraschend kommt, dass man förmlich erschrickt. Ein schönes Spiel mit leisen und lauten Passagen entwickelt sich daraus. „Spirit Of Eden“ ist durchzogen von sphärischen, spacigen, experimentellen, ambienten, rockigen, melodischen Klängen, das es einem die Sprache verschlägt. Ein Album das in seiner Intensität komplett genossen werden muss. Mit den Popalben ist diese Musik nicht mehr zu vergleichen. EMI hat diese vier Alben erneut herausgebracht, wobei sicherlich die Versionen von „The Colour Of Spring“ und „Spirit Of Eden“ als LP+DVD-Audio-Set die spannendsten sein sollten. Mir lagen zur Rezension leider nur die normalen CD-Versionen vor, die aber klanglich auch hervorragend waren. Für meinen Geschmack gehören diese Alben in jede Rock- und Popsammlung. Wer die 97’er Versionen nicht hat, sollte jetzt zuschlagen. Stephan Schelle, März 2012 |
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