Sylvan - Sceneries

Sylvan - Sceneries
Sylvan Music (2012)
(5 Stücke, 90:38 Minuten Spielzeit)

Gut drei Jahre sind seit der letzten Albumveröffentlichung der aus Hamburg stammenden Artrockband Sylvan vergangen, da legen die fünf Nordlichter mit dem Doppelalbum „Sceneries“ nicht nur – wie es im Pressetext heißt – ihr persönlichstes Album vor, sondern auch gleichzeitig eines ihrer Besten Alben überhaupt. Und außerdem beweisen sie, dass sie absolute Spezialisten für Longtracks sind, denn das 90minütige Album enthält nur fünf Songs, die alle jenseits der 14-Minuten-Marke liegen.


Das unglaublich eingespielte Team, bestehend aus Marco Glühmann (Gesang), Matthias Harder (Schlagzeug), Sebastian Harnack (Bass), Jan Petersen (Gitarren) und Volker Söhl (Keyboards), hat zwar nicht schon wieder ein Konzeptalbum vorgelegt, aber die einzelnen Songs, die alle in drei bis vier Parts unterteilt sind, beschäftigen sich alle mit einem zentralen Thema, der Suche nach den wahrhaftigen Dingen, die unser Leben lebenswert machen.

Der Grund für die besonders persönliche Note des Albums ist darin zu finden, dass Sylvan einen etwas ungewöhnlichen Schaffensprozess an den Tag gelegt habt. Um sich in dieser offenen Thematik des Albums nicht zu verlieren und um den persönlichen Bezug zu wahren, hat sich das Quintett etwas ganz besonderes einfallen lassen. Nach Fertigstellung der Musik wurde jedes einzelne Kapitel einem Sylvan Bandmitglied als Patenschaft übergeben. Inhalt und Feinschliff wurden von diesem Moment an vom jeweiligen Bandmitglied bestimmt und „Sceneries“ somit zum persönlichsten aller bisherigen Sylvan Alben.

Das Werk, das sowohl im Jewelcase als „Normalversion“ wie auch in einem wunderschönen Digipack erhältlich ist, enthält fünf Longtracks, die nur so voller Melodien, Dynamik, Zerbrechlichkeit, süßer Melancholie, Intimität und fesselnder Soli strotzen. Sylvan gehören mittlerweile zu den Interpreten, die man schon nach wenigen Momenten sofort erkennt. Sie haben über die Jahre hinweg einen Stil entwickelt, der sehr eigenständig und markant ist. Unter anderem trägt natürlich auch Marco’s Gesangsstimme dazu erheblich bei. Und so hat man auch bei dem mittlerweile achten Studioalbum der Hanseaten immer das Gefühl, nach Hause zu kommen.

Mir fällt es schwer, einzelne Titel zu beschreiben denn sie strahlen voller Glanz und Schönheit und doch beinhalten sie diese wohlige Melancholie, in die man sich einfach fallen lassen kann. Mal lassen Sylvan den leisen, dann wieder den lauten, druckvollen Klängen den Vortritt, immer aber voller Harmonie und Melodie. Alle fünf Tracks stehen gleichberechtigt nebeneinander und weisen eine hohe Qualität aus. Da zeigt sich, dass die lange Wartezeit sich gelohnt hat, denn sowohl musikalisch wie auch produktionstechnisch lässt „Sceneries“ keine Wünsche offen. Ich kann für meinen Teil keinen einzigen Kritikpunkt an diesem wundervollen Werk finden.

„Sceneries“ erscheint offizielle am 27.01.2012. Wer jedoch das Glück hatte, am 09.12.2011 die Release-Party zu besuchen, der konnte sich schon ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk machen, denn an diesem Tag war das Album erstmalig erhältlich.

Mit „Sceneries“ haben Sylvan nicht nur einen würdigen Nachfolger zu ihrem letzten Album „Force Of Gravity“ geschaffen, aus meiner Sicht haben sie damit ihr bisheriges Meisterwerk abgeliefert. Wer auf guten Artrock steht, für den ist dieses Album ein Muss.

Stephan Schelle, Januar 2012

   

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