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Sylvan - Home Die beiden führenden deutschen Bands im Bereich Progressive- bzw. Artrock haben in 2015 zusammengefunden. Die einen auf der Seite der des Labels (Gentle Art Of Music, das Label von Yogi Lang - RPWL) und die anderen auf der musikalischen Ebene (Sylvan). Und dieses Zusammentreffen wird dann auch noch mit dem zweiten großen Konzeptalbum von Sylvan gefeiert, das den Namen „Home“ trägt. Da hat sich das Münchner Label einen großen Fisch geangelt, der auch gleich ein Meisterwerk mitgebracht hat, soviel sei schon verraten. |
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Ein
schwieriges Unterfangen sind sie eingegangen, nach ihrer Familienpause
gleich mit einem weiteren Konzeptwerk ihre Karriere fortzusetzen. Unterstützt
wurde das Quartett, das derzeit auf der Suche nach einem Gitarristen ist,
von dem 18jährigen Gastgitarristen Jonathan Beck, der auch schon im
Herbst die Band bei einigen Konzerten auf der Bühne begleitete. Mit
„Home“ haben sich Sylvan an ein Mammut-Gesamtkonzept herangewagt, das
sich mit der Suche des Individuums nach Heimat und Geborgenheit
auseinandersetzt. Zu diesem Zweck
haben Sylvan eine Geschichte entworfen, die von der Wiederentdeckung der
lang vergessenen Kindheitserinnerungen der Protagonistin erzählt, der
sich nach und nach das Bild einer bedrohlichen Welt eröffnet - ohne
Hoffnung, ohne Heimat. So prallen Vergangenheit und Zukunft im Heute
aufeinander und werfen die Frage auf: wie findet man diesen Ort, der ein
Gefühl von Geborgenheit zu geben vermag? Sukzessive entsteht ein Geflecht
von Sorgen, Zweifeln und Ängsten, das die Protagonistin zwar zur Suche
nach Wahrheit anstachelt, jedoch auch in einer Entdeckung gipfelt, die
droht, ihr Weltbild zum Einsturz zu bringen. Das
Thema könnte nicht aktueller sein, und passt perfekt in unsere Zeit.
Musikalisch haben Sylvan dieses Konzept ebenfalls hervorragend umgesetzt.
Wie man das von ihnen kennt, so gibt es auch auf dem neuen Album ein
Feuerwerk an Ideen, die nur so vor Emotionalität sprühen. Stilistisch
haben sie ja schon lange ihren unverkennbaren Stil gefunden und Marco’s
manchmal etwas weinerlich anmutende Stimme prägt darüber hinaus ihren
Sound. Zu diesem Thema und der herzerweichenden Musik, die dieses Mal auch
noch eine gehörige Portion an orchestralen Elementen aufweist, und Sylvan
damit in neue Sphären eindringen lässt, passt seine Stimme aber perfekt. Wenn
man das Album in den Player legt wird man zunächst von einigen Samples
(ist das eine S-Bahn?) und dann von herrlichen Streichersounds empfangen,
die von Volker aus seinen elektronischen Gerätschaften gezaubert werden.
Das klingt zu Beginn des eröffnenden „Not Far From The Sky“ wie eine
Ouvertüre. Dann setzt das Piano ein und Marco’s Stimme schiebt sich
messerscharf unter die Haut. Mein Gott, da haben mich Sylvan doch gleich
schon wieder nach gerade mal anderthalb Minuten in ihren Bann gezogen und
ich kann das Album nicht eher zur Seite legen, bis ich es komplett
durchgehört habe. Ich
will an dieser Stelle gar nicht erst anfangen, die einzelnen Stücke zu
beschreiben, denn das Album hat eine ungeheure Strahlkraft und entfaltet
sich am besten, wenn es in einem Stück gehört wird, zumal die Songs
nahtlos ineinander übergehen. Mit „Home“ hat die Band ein neues
Referenzwerk geschaffen, das ich in dieser Qualität und Ausführung nicht
erwartet habe. Das norddeutsche Quartett untermauert mit ihrem neuesten
Werk ihre Vormachtstellung im deutschen Artrockbereich und übertrifft
sich damit sogar noch. Wer
die Alben von Sylvan mag, der wird das neue Werk lieben. Es sprüht voller
Emotionen, großer Sounds und Melodien und packt einen von der ersten
Minute an. „Home“ hat ein hohes Suchtpotenzial, ein Muss für jeden
Artrockfan. Stephan Schelle, Januar 2015 |
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